Nicht nur Irland kämpft gegen hohes Defizit Die Angst vor einem Zusammenbrechen der Euro-Zone

Brüssel (RPO). Erst Griechenland, dann Irland. Und welcher Staat muss als nächstes unter den Rettungsschirm? Diese Frage beschäftigt derzeit ganz Europa. Zuallerst wird dabei auf die sogenannten PIIGS-Staaten geschaut, die Sorgenkinder der EU. Doch auch andere Länder sind wahre Euro-Sünder.

Hintergrund: Der Euro-Rettungsschirm
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Foto: afp, GIUSEPPE CACACE

Es war eine Hauptforderung Deutschlands beim letzten EU-Gipfel: Schuldensünder der EU sollen stärker an die Kandarre genommen werden. Eine Reform des Stabilitätspaktes sollte her - und wird nun wohl auch kommen. Denn das Defizitverfahren hat sich bisher hinsichtlich finanziellen Lage der EU alles andere als positiv gezeigt.

Eigentlich dürfen die Staaten nur eine Verschuldung von drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes haben. Doch davon ist die Union weit entfernt. Erst im Oktober gab die europäische Statistikbehörde Eurostat aktuelle Zahlen zu den Defiziten im Euroraum raus.

Ganz oben bei den Schuldensünder sind natürlich die PIIGS-Staaten. Gemeint sind damit Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien, aus deren Anfangsbuchstaben sich der Begriff zusammensetzt. Zwei von ihnen benötigen bereits die Hilfe der EU, und auch bei den anderen Staaten könnte es Probleme geben. Denn Spekulanten suchen sich schon jetzt neue Opfer - auch wenn Europas Politiker beschwichtigen, jeder Fall sei anders.

Die Märkte und gesunkenes Vertrauen

Doch die Märkte lassen sich von solchen Reden nicht beeindrucken. Das hat eben der Fall Irlands gezeigt. Während Griechenland an den Märkten das Vertrauen verlor, weil es falsche Angaben zu seinen Schulden machte, sind es in Irland vor allem die Rettungsmaßnahmen für das marode Bankensystem, die den öffentlichen Haushalt ins Strudeln bringen.

Die Auswirkungen aber sind die gleichen. Beide Länder brauchen europäische Hilfe, beide Länder müssen massiv sparen. Und auch Irland könnte solch massive Proteste zu spüren bekommen wie im Sommer Griechenland.

Kein Wunder, dass sich nun die Sorgen mehren, dass Portugal und Spanien als nächstes dran glauben müssen. In den letzten Tagen stiegen die Risikoaufschläge für deren Staatsanleihen massiv.

Spanien verzeichnete nach Angaben von eurostat im vergangenen Jahr ein Haushaltsdefizit von 11,1 Prozent, Portugal von 9,3 Prozent. In Griechenland lag es bei 15,4 Prozent und in Irland bei 14,4 Prozent.

Auch die jährliche Neuverschuldungsrate von Portugal kann sich mit denen von Griechenland (126,8 Prozent) und Irland (65,5 Prozent) messen lassen. Sie betrug im vergangenen Jahr 76,1 Prozent. Italien spielt in diesen Horroszenarien übrigens immer eine Sonderrolle - mal wird es zu den PIIGS-Staaten gezählt, mal nicht. Ein Grund: Das Land verbuchte zwar kein extrem hohes Defizit, aber die Verschuldungsquote lag 2009 immerhin bei 116 Prozent, dem zweithöchsten Wert in der EU.

Defizit auch in Frankreich hoch

Die PIIGS-Staaten liegen für Spekulanten-Angriffe jedenfalls nahe. Doch auch andere Staaten sind nicht gerade Vorbilder in Sachen europäischer Währungspolitik. Frankreich zum Beispiel hatte 2009 ein Haushaltsdefizit von 7,5 Prozent. Mit harten Einschnitten wie der umstrittenen Rentenreform will das Land dagegen angehen. Und so beschwichtigen Europas Politiker, dass Frankreich - ebenso wie Italien - kein Sorgenkind sei. Hoch ist das Defizit auch in der Slowakai - dort lag es 2009 bei 7,9 Prozent.

Auch ein Blick auf die Neuverschuldungsrate anderer Staaten lohnt sich. Ganz vorn mit dabei ist etwa Belgien. 96,2 Prozent betrug die Quote 2009. Damit liegt das Land im europäischen Vergleich auf Platz drei. Und Frankreich spielt hier mit einer Qauote von 78,1 Prozent ebenfalls eine große Rolle, ebenso wie Deutschland mit 73,4 Prozent.

Schwierig dürfte die Lage aber auch angesichts jener Mitgliedsstaaten sein, die noch keinen Euro eingeführt haben. Denn solange die Krise nicht überwunden ist, sind sie ebenfalls ein potenzielles Risiko für die Union. Lettland, Litauen, Rumänien - sie alle weisen Defizite zwischen acht und zehn Prozent auf.

Eine Reform des Stabilitätspaktes scheint daher tatsächlich unumgänglich. Doch genau diese Erkenntnis ist nun auch in der EU gewachsen. Denn der Schock der Eurokrise sitzt tief. Und nach Jahren des Wohlstandes und der Euphorie sieht nun mancher Staat doch den reellen Tatsachen ins Auge. Der EU kann das nur zugute kommen, denn wie heißt es so schön? Aus Fehlern lernt man...

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