Börse Die beste und die schlechteste Aktie 2014

Düsseldorf · An den Börsen ging gestern ein turbulentes Handelsjahr zu Ende. Mit Merck war ausgerechnet ein 350 Jahre altes Familienunternehmen beste Aktie. Den größten Absturz erlebte Adidas - trotz der Fußball-WM.

Trotz der Fußball-WM blickt Adidas auf ein schweres Jahr an der Börse zurück.

Trotz der Fußball-WM blickt Adidas auf ein schweres Jahr an der Börse zurück.

Foto: dpa

Für die deutschen Börsen ging das Jahr 2014 schon gestern zu Ende. Mittags schlossen die Händler ihre Terminals. Ein Grund, Sektkorken knallen zu lassen, gab es nicht: Der Dax ging mit mageren 9805 Punkten aus dem Handel. Damit lag das Börsenbarometer nur um 2,6 Prozent höher als zu Beginn des Jahres 2014. (Zum Vergleich: Im Jahr 2013 war der Dax um 25 Prozent in die Höhe geschossen.)

Dabei hatte es zunächst nach einem neuen Jubel-Jahr ausgesehen: Im Juni knackte der Dax erstmals die Marke von 10 000 Punkten. Anfang Dezember erreichte er mit 10 093 Punkten den höchsten Stand seiner Geschichte. Die Aktien profitieren anhaltend von der Politik des billigen Geldes, die die Europäische Zentralbank betreibt. Weil es auf Bankguthaben kaum noch Zinsen gibt oder sogar Strafzinsen fällig werden und staatliche Wertpapiere nichts mehr abwerfen, flüchten Anleger aus schierem Mangel an Alternativen in Aktien. Zugleich aber machen die politischen Krisen den Börsen zu schaffen. Der Ukraine-Konflikt, der Absturz des Rubel und zuletzt die Rückkehr der Griechenland-Krise setzen die Kurse unter Druck. Und je nachdem, wie stark einzelne Unternehmen davon betroffen und wie gut sie ansonsten aufgestellt sind, unterscheiden sich die einzelnen Dax-Werte.

Klarer Gewinner des Börsenjahres 2014 ist die Aktie des Darmstädter Pharma-Konzerns Merck. Sie schaffte gegenüber dem Jahresbeginn ein Kursplus von 20,4 Prozent. Das zeigt, dass auch ganz alte Unternehmen ganz vorne mitspielen können: Merck, vor fast 350 Jahren als kleine Apotheke gegründet, ist das älteste Pharma-Unternehmen der Welt. Nun spiegeln Börsenkurse gerade nicht die Vergangenheit, sondern die Erwartungen an die Zukunft wider. Doch an die knüpfen die Anleger große Hoffnungen: Merck hat nach einem harten Sparprogramm im ablaufenden Jahr einen Milliarden-Deal (den größten seiner Geschichte) eingefädelt, der für hohe künftige Gewinne sorgen soll. Im September kündigten die Darmstädter die Übernahme des amerikanischen Laborausrüsters Sigma-Aldrich für 13 Milliarden Euro an. Damit macht sich Merck unabhängiger vom riskanten Geschäft mit innovativen Arzneien. Zugleich vereinbarten die Darmstädter eine Kooperation mit dem Weltmarktführer Pfizer. Gemeinsam will man eine Immuntherapie gegen Krebs auf den Markt bringen, die den Körper anregt, Tumorzellen selbstständig zu bekämpfen.

Ganz anders liest sich dagegen die Kursgeschichte von Adidas. Ausgerechnet in dem Jahr, in dem die von Adidas ausgestattete deutsche Nationalmannschaft Fußball-Weltmeister wurde und der Konzern Sieger-Trikots wie nie verkaufte, ging es für die Aktie tief bergab. Sie verlor über das Jahr 37,8 Prozent. Hier zeigen sich die pessimistischen Erwartungen für die Zukunft: Adidas-Chef Herbert Hainer verweist gerne auf die Probleme im Russland-Geschäft. Tatsächlich leiden die Herzogenauracher, für die Russland der drittwichtigste Markt ist, unter russischer Wirtschaftskrise und Rubel-Verfall. Beobachter kreiden dem Konzern aber auch an, dass er außerhalb von Fußball wenig weltmeisterlich auftritt. Das Golf-Geschäft in den USA lahmt. Und Adidas hat es - anders als US-Konkurrent Nike - nicht geschafft, mehr als eine Sportmarke zu werden. Adidas gilt eben nicht als hip.

Das sehen viele Analysten ähnlich: Die Mehrheit derer, die Adidas beobachten, empfehlen die Aktie nicht zum Kauf (sondern raten "halten" oder "verkaufen"). Allerdings gilt das für Merck auch: Während man Adidas die Wende noch nicht recht zutraut, sehen bei Merck manche vorerst das Ende des Höhenflugs erreicht. Für den Dax insgesamt erwartet die Analysten-Mehrheit 2015 dagegen einen Anstieg.

(RP)
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