RP-Telefonaktion Die richtige Geldanlage bei Mini-Zinsen

Düsseldorf · Viele Verbraucher sind unsicher, wie sie ihr Geld am besten anlegen sollen. Auch zu den Themen Lebensversicherungen und Immobilien hatten unsere Leser viele Fragen an die sechs Experten unserer Telefonaktion.

Die Teilnehmer unserer Telefonaktion (von links): Ralf Scherfling (Verbraucherzentrale NRW), Cornel Tilmes (Volksbank Düsseldorf-Neuss), Herbert Möller (Sparkasse Düsseldorf), Marc Tüngler (DSW) und Bernd Weber (Deutsche Bank). Nicht im Bild: Petra Hauschulz (Finanztest).

Die Teilnehmer unserer Telefonaktion (von links): Ralf Scherfling (Verbraucherzentrale NRW), Cornel Tilmes (Volksbank Düsseldorf-Neuss), Herbert Möller (Sparkasse Düsseldorf), Marc Tüngler (DSW) und Bernd Weber (Deutsche Bank). Nicht im Bild: Petra Hauschulz (Finanztest).

Foto: Schaller,Bernd

Ist die Krim-Krise ein Problem für Anleger?

Kurzfristig kann sie ein Problem sein. Langfristig wiegen aber andere Themen wie die Geldschwemme durch die Europäische Zentralbank deutlich schwerer, weil dadurch die Zinsen am Boden bleiben. Dies macht die Geldanlage momentan auch so schwierig.

Ich habe Angst vor der Inflation. Deshalb überlege ich, ob ich eine Bargeldreserve in US-Dollar anlegen sollte. Wie kann ich mich sinnvoll schützen?

Eine Anlage in Sachwerten wie Aktien oder auch offenen Immobilienfonds ist grundsätzlich eine Möglichkeit, sich vor Inflation zu schützen. Für absolute Notfälle kann auch eine Bargeldreserve in US-Dollar eine Lösung.

Demnächst wird eine Lebensversicherung fällig. Sollte ich das Geld anlegen oder lieber das Darlehen tilgen, das wir für unser Haus aufgenommen haben?

Es empfiehlt sich, das Darlehen zu tilgen, weil Sie sich dadurch die hohen Sollzinsen sparen. Die Rendite einer Geldanlage müsste dazu wegen der Kosten und der Abgeltungssteuer bei 6,5 bis sieben Prozent liegen. Das ist mit sicheren Anlagen nicht zu erreichen.

Ist eine Vorfälligkeitsentschädigung bei einer vorzeitigen Darlehensrückzahlung eigentlich rechtens?

Das so genannte Aufhebungsentgelt regelt den Ausgleich des Refinanzierungsschadens des Finanziers und ist somit rechtlich unstrittig.

Ich ziehe demnächst in meine Eigentumswohnung um und überlege nun, ob ich mein Haus lieber verkaufen oder vermieten soll?

Sie sollten nur vermieten, wenn Sie sich mit dem Gedanken auch wohl fühlen. Allerdings ist die Lage für einen Verkauf aktuell auch günstig, weil viele Menschen Immobilien nachfragen. Prüfen Sie daher, welcher Verkaufspreis realisierbar ist.

Macht es Sinn, eine Immobilie komplett fremdzufinanzieren und die Eigenmittel lieber anzulegen?

Die Zinsen der Anlagen müssten in diesem Fall den Darlehenszins übertreffen. Das ist mit konservativen Anlagen nur bedingt möglich. In der Regel muss der Anleger also bereit sein, ins Risiko zu gehen. Historisch betrachtet ist die Erzielung einer attraktiven Vergleichsrendite durch eine breit diversifizierte Anlage in vielen Vergleichszeiträumen möglich gewesen. Grundsätzlich sollte bei der Abwägung des Pro und Contra auch die Einschätzung des Steuerberaters einbezogen werden.

Ich habe einen Betrag von 200 000 Euro langfristig zur Verfügung. Ist es sinnvoll, davon eine Immobilie zu kaufen und diese zu vermieten?

Wer sein Geld in eine vermietete Immobilie steckt, muss bedenken, dass es sich dabei um eine sehr langfristige Anlage handelt, die nicht schnell wieder zu Geld zu machen ist. Zudem muss man sich kümmern: um den Mieter, um die Instandhaltung, um die Eigentümergemeinschaft. Kaufen Sie nur dann, wenn Sie selbst ohne Bedenken in diese Wohnung einziehen würden. Kaufen Sie erst, wenn Sie sicher sind, dass der Preis auch angemessen ist. Unter Berücksichtigung der Kaufkosten und der laufenden Nebenkosten muss durch die erzielbare Miete eine angemessene Rendite gewährleistet sein. Die Nettomietrendite sollte um die vier Prozent betragen. Wie ist die Bausubstanz, wie das Wohnumfeld, wie die Nachfrage nach einer solchen Wohnung? Die Wertentwicklung der Immobilie ist davon abhängig, wie sich der Wohnungsmarkt, das Wohnumfeld, die Bevölkerungsstruktur, die Immobilienpreise in der Region entwickeln. Der Markt für Rendite-Immobilien ist etwa in Düsseldorf schon sehr hoch bewertet. Suchen Sie daher das Gespräch mit Ihrem Bankberater und konsultieren Sie auch einen renommierten Makler.

Ich habe einen Hauskredit über 30.000 Euro und brauche noch ein Modernisierungsdarlehen. Die Hypothekenbank will mir keinen Kredit mehr bewilligen. Was kann ich tun?

Erkundigen Sie sich noch einmal bei Ihrer Hausbank. Sie sollten auch ein Bauspardarlehen in Betracht ziehen. Dazu können Sie sich auch über Wohnriester beraten lassen.

Mein Bausparvertrag wird nächstes Jahr fällig. Kann ich bei der Anschlussfinanzierung nächstes Jahr die Bank wechseln?

Nach Ablauf der Zinsbindung ist das grundsätzlich möglich, muss aber im Einzelfall geprüft werden.

Mein Mann und ich haben eine Wohnung verkauft. Wir überlegen jetzt, ob wir innerhalb der nächsten drei Jahre in eine andere Stadt umziehen und dort auch wieder eine Wohnung zur Selbstnutzung kaufen sollen. Wie kann man das Geld zwischenzeitlich anlegen?

Wenn Sie mittelfristige Pläne haben, bei dem Sie den Verkaufserlös wieder einsetzen müssen, sollten Sie das Geld vor allem so anlegen, das dafür kein Kursrisiko besteht. Als Anlage geeignet sind deshalb Festgeld oder Sparbrief mit entsprechend kurzer Laufzeit. Achten Sie dabei darauf, dass die Einlagensicherung der Bank für die Höhe Ihrer Anlage ausreicht. Legen Sie das Geld daher gegebenenfalls bei zwei oder drei Banken an.

Ich möchte 100 000 Euro neu anlegen, dabei aber kein Risiko eingehen. Was soll ich tun?

Für einen konservativen Anleger sollte heute das Ziel gelten, nach Abzug von Inflation und Steuern noch eine positive Rendite erzielen zu können. Dieses Ziel werden Sie in der Regel nicht mit Festgeldanlagen oder ähnlichen Produkten erzielen. Bei Berücksichtigung von Anleihen mit einem guten bis sehr guten Rating und einer entsprechenden Laufzeit sollte dieses Ziel jedoch erreichbar sein. Weiterhin können Inflationsbezogene Anlagen Sinn machen, da der Zins bei steigender Inflation "mitwachsen" würde.

Sollte ich auch in Aktien investieren?

Eine Anlage in Aktien ist in Zeiten der Realzinsfalle sicherlich sinnvoll, aber auch mit Risiko verbunden. Allerdings brummt die Wirtschaft, so dass die Unternehmen gesund sind. Ein Rückschlagspotential für den Aktienmarkt gibt es eher durch politische Szenarien. Aktuell ist daher ein Anlagehorizont von mindestens drei bis fünf Jahren empfehlenswert. Wichtig ist, dass die Aktien zur Anlagestrategie passen — und dass man solch eine Anlagestrategie auch hat.

Sollte ich lieber in Einzelaktien investieren oder in einen Indexfonds?

Das hängt vom Gesamtvermögen ab, aufgrund der Risikoverteilung ist es aber empfehlenswert, am Gesamtmarkt zu kaufen.

Macht die Anlage in einem Fondssparplan, der aus verschiedenen Aktientiteln besteht, Sinn?

Ja, Sparpläne machen Sinn. Regelmäßige Anlagen glätten die Endstandskurse und sind daher als Strategie von Vorteil. Langfristige Sparpläne sind gerade auch für junge Leute zu empfehlen. Dabei sollte man auf Aktien setzen.

Welche Einzelaktie können Sie empfehlen?

Wir raten in diesem Fall eher zu Aktienfonds und nicht zu Einzelaktien. Wer trotzdem Einzelaktien kauft, sollte auch hier streuen.

Ich habe in meinem Aktiendepot Papiere von RWE liegen. Was soll ich tun?

Sie sollten sich beraten lassen. RWE-Aktien sind eher kritisch zu sehen. Aufgrund der Diskussionen um die Energiewende ist das Umfeld für RWE derzeit schwierig.

Meine Enkelkinder sind 16 und 13 Jahre alt. Ich habe Geld angelegt, dass ich Ihnen zum 18. Geburtstag schenken möchte. Soll ich die Sparpläne in Aktienfonds wieder besparen?

Das wäre zumindest für das 16 Jahre alte Enkelkind fraglich, da die Zeit für eine Anlage in Aktienfonds zu kurz ist. Sie sollte daher vielleicht lieber zwei Jahre auf ein kostenloses Tagesgeldkonto ausweichen. Beim 13-jährigen Enkelkind kann man einen passenden Fonds suchen.

Durch den Verkauf einer Immobilie habe ich 500 000 Euro erhalten. Soll ich davon Gold kaufen?

Gold ist als Beimischung in einem Portfolio sinnvoll. Der Anteil sollte aber nur zwischen fünf und zehn Prozent liegen. Den Rest des Geldes sollte man anderweitig anlegen und dabei sinnvoll streuen.

Soll ich meinem Portfolio weitere Edelmetalle wie Platin oder Palladium beimischen?

Aufgrund der einfachen Verwaltung und der möglichen Streuung sollte man bei solchen Edelmetallen am Besten in Form von Zertifikaten investieren.

Wie würden Sie derzeit eine Anlage über 75 000 Euro über verschiedene Anlageklassen hinweg investieren?

In einem breit aufgestellten Depot mit mittlerem Risiko halten wir derzeit eine Aufteilung von circa 60 Prozent Aktien, etwa 30 Prozent Renten und eine Beimischung von zehn Prozent Immobilien für ratsam. Während wir der Aktienseite den europäischen und den US-Aktienmarkt priorisieren, halten wir auf der Rentenseite Schuldner der europäischen Peripherie für sinnvoll. Um das Risiko auf der Aktienseite zu variieren, gibt es die Möglichkeit Risiko- bzw. Verlustbegrenzungen einzubauen.

Sollte ich meine Mittelstandsanleihen verkaufen?

Schauen Sie sich genau an, wie gut es dem Unternehmen geht und ob die Zinsen verdient werden und Vermögenswerte vorhanden sind. Eigentlich ist der Mittelstandsmarkt eine gute Sache.

Wie steht es um die Sicherheit der Geldanlage bei einer Bank in Österreich?

Hier gilt die Einlagensicherung in gleicher Höhe wie die deutsche, also bis 100 000 Euro pro Person je Bank. Die Einlagensicherung greift aber nur bei Einlagen im Sinne des Gesetzes.

Welches Zinsniveau ist derzeit eigentlich "normal"?

Alles über zwei bis drei Prozent sollte sich als eher risikobehaftet zeigen. Als Vergleichsmarke gilt immer der Leitzins. Alles was darüber liegt, bedeutet Risiko. Daher müssen Sparer und Anleger derzeit eher ihre Ansprüche herunterschrauben — oder ins Risiko gehen.

Ich habe eine Lebensversicherung. Nun sollen die neuen gesetzlichen Regelungen zur Überschussbeteiligung geändert werden. Soll ich meinen Vertrag vorzeitig auflösen?

Da in dieser Angelegenheit noch keine rechtliche Entscheidung vorliegt, kann man die Frage nur eingeschränkt beantworten. Sollten Sie zum jetzigen Zeitpunkt eine attraktivere Anlagestrategie sehen, muss abgewogen werden, ob eine vorzeitige Auflösung unter Berücksichtigung der Nachteile Sinn macht.

Ich habe 5000 Euro zur Verfügung. Wie kann ich das Geld sinnvoll anlegen, ohne ein Risiko einzugehen?

Wenn das Geld ihre einzige Ersparnis ist, sollten Sie es als Notgroschen auf einem Spar- oder Tagesgeldkonto liegen lassen. Dabei sind leider keine großen Zinsen zu erwarten, dafür ist es für Notfälle schnell verfügbar und es fallen keine Kosten an. Wer bereit ist, mit seinem Geld zu einer Direktbank zu wechseln, kann dort einen etwas besseren Zinssatz bekommen. Diese Banken haben kein Filialnetz und sind in der Regel nur über das Internet zu erreichen. Es gibt aber auch Direktbanken, bei denen man auch telefonisch seine Anlage tätigen kann.

Ich habe einen größeren Betrag auf einem Tagesgeldkonto mit ein Prozent Verzinsung. Aktien und Fonds will ich nicht. Wie kann ich trotzdem mehr Zinsen bekommen?

Machen Sie einen Kassensturz. Einen etwa dreifachen Monatsbedarf sollte man auf einem Tagesgeldkonto haben, falls im Haus mal etwas kaputt geht. Überlegen Sie dann, ob Sie anstehende größere Ausgaben haben, zum Beispiel ein neues Auto oder eine Heizungsanlage. Auch das sollten Sie mit entsprechend kurzer Laufzeit anlegen. Dann können Sie den Rest des Geldes vom Tagesgeldkonto nehmen und die Treppenstrategie nutzen. Staffeln Sie die Beträge, also zum Beispiel in Tagesgeld und unterschiedlich lang angelegtes Festgeld. Dann bleiben Sie flexibel, haben aber eine etwas bessere Gesamtrendite.

Ich bin 64 Jahre und habe einen Sparbetrag von 200 000 Euro zur Verfügung, aus dem ich eine lebenslange Rente von 600 bis 800 Euro beziehen will, die ich dringend als Zusatzversorgung benötige. Was kann ich tun?

Wer durch eine Zusatzrente seinen Grundbedarf decken muss, sollte keine kursabhängigen Anlageprodukte kaufen. Insofern scheiden zum Beispiel Fondsauszahlpläne aus. Geeignet sind Bankauszahlpläne und private Rentenversicherungen mit Einmaleinzahlung. Wenn Sie sich Angebote für eine Sofortrente machen lassen, schauen Sie vor allem auf die Garantierente. Das ist der Betrag, den Sie auf jeden Fall bis an Ihr Lebensende bekommen werden. Es ist auch das wichtigste Kriterium für die Auswahl des Angebots. Dazu kommen dann noch Überschussbeteiligungen, die aber unterschiedlich hoch ausfallen können. Die Überschussbeteiligungen hängen davon ab, ob der Versicherer Gewinne erzielen konnte und wie hoch diese waren. Lief das Geschäft eher schlecht, kann die Überschussbeteiligung sogar komplett entfallen. Die Frage, ob ein Auszahlplan oder eine Sofortrente die bessere Wahl ist, richtet sich danach, welche Lebenserwartung man sich selber einräumt. Wer keine lange Lebenserwartung hat, sollte sein Geld lieber in einen Bankauszahlplan stecken.

Welche Anlagealternative gibt es zu Festgeld und Sparbriefen?

Eine Alternative wäre eine Strukturanlage. Hier können Sie Anlagen mit geringen Risiken mit risikoreicheren, die dafür aber auch höhere Renditen bieten, kombinieren.

Welcher Zinssatz bzw. welche Rendite ist bei einer Anlage über zehn bis 15 Jahre realistisch?

Wenn Sie bereit sind, mittlere Schwankungen bei Ihrer Anlage zu akzeptieren, sind drei bis vier Prozent realistisch.

Ich bin bei Geldanlagen risikobereit und würde gerne länger als sechs Jahre anlegen. Was sollte ich tun?

Eine Aufteilung macht Sinn. Sie könnten zum Beispiel 50 Prozent in Aktien anlegen, 30 Prozent in Anleihen und 20 Prozent in Immobilien. Aktien bieten langfristig die höchsten Renditen und Immobilien sorgen für einen schwankungsarmen Anker.

(jco)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort