Commerzbank Erste Privatbank erhält staatliche Finanzspritze

Frankfurt/Main (RPO). Nach roten Zahlen im dritten Quartal nimmt nun auch die Commerzbank Milliarden aus dem staatlichen Rettungspaket in Anspruch. Die zweitgrößte deutsche Bank erhält von dem Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) eine Kapitalspritze in Form einer "stillen Einlage" über 8,2 Milliarden Euro. Zudem wurde die Option einer Garantie für Schuldverschreibungen über 15 Milliarden Euro vereinbart.

Wie das Banken-Rettungspaket funktioniert
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Foto: AP

Aufgrund der Vorgaben des Bankenrettungspakets der Bundesregierung verpflichtete sich die Commerzbank, in den kommenden beiden Jahren keine Dividenden an ihre Aktionäre zu zahlen. Zudem werde das Gehalt von Bankchef Martin Blessing auf 500.000 Euro begrenzt.

Bei der Finanzspritze handle es sich um eine "stille Einlage", sagte ein Commerzbank-Sprecher. Dadurch bekäme die Commerzbank zwar frisches Kapital, der Soffin erhalte jedoch keinen Einfluss auf die Unternehmensstrategie. Die Auflagen zur Dividendenzahlung und der Gehaltsobergrenze für Bankchef Blessing "haben wir mit der Annahme der Kapitalhilfe natürlich vorbehaltlos akzeptiert", sagte der Sprecher. Das ursprüngliche Festgehalt Blessings für 2008 hätte demnach ursprünglich 760.000 Euro betragen sollen - ohne ergebnisabhängige Bonuszahlung, die noch oben drauf gekommen wären.

Die Festbezüge der übrigen Vorstände liegen laut Commerzbank unterhalb der 500.000-Euro-Grenze und betragen 480.000 Euro. Boni will die Bank ihren Vorständen 2008 und 2009 demnach nicht zahlen.

Als erste Privatbank hatte in der vergangenen Woche die Hypo Real Estate (HRE) verkündet, den Rettungsschirm des Bundes in Anspruch zu nehmen. Der Münchner Baufinanzierer erhält allerdings keine Finanzspritze, sondern nur Kreditgarantien. Der Großteil der privaten Institute zögert nach wie vor - jedoch häuften sich in den vergangenen Tagen Medienberichte, die Geldhäuser könnten das 500 Milliarden Euro schwere Rettungspaket gemeinsam nutzen. Unter den Banken besteht die Furcht, durch einen solchen Schritt das Vertrauen ihrer Kunden und der Anleger an der Börse zu verspielen. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann lehnte am Wochenende in einem Interview staatliche Finanzhilfen für sein Institut erneut ab.

1,1 Milliarden Euro Verlust wegen Finanzmarktkrise

Die Commerzbank gab unterdessen auch einen massiven Gewinneinbruch bekannt: In den ersten neun Monaten verdiente das Institut unter dem Strich 419 Millionen Euro. Von Januar bis September 2007 hatte der Gewinn noch 2,3 Milliarden Euro betragen - was die Bank allerdings als "exzeptionell gut" bezeichnete. Im dritten Quartal 2008 machte die Bank sogar einen Verlust von 285 Millionen Euro - nach einem Gewinn von 817 Millionen Euro im zweiten Quartal 2008 und einem Gewinn von 339 Millionen Euro im Vorjahresquartal.

Die Finanzkrise belastete die Bank deutlich: Das Institut musste Abschreibungen von 1,1 Milliarden Euro vornehmen. Belastungen ergaben sich den Angaben zufolge insbesondere aus der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers und den Schwierigkeiten der isländischen Banken.

Vor der Commerzbank hatten bislang nur die Bayerische Landesbank und die HRE angekündigt, das Bankenrettungspaket in Anspruch nehmen zu wollen. Die Landesbanken WestLB und HSH Nordbank bekundeten Interesse an den Hilfe. Das Rettungspaket sieht drei Formen von Unterstützung für notleidende Institute vor: Finanzspritzen, Bürgschaften für Kredite und den Kauf problematischer Wertpapiere, für die sich momentan kein Marktpreis ermitteln lässt. Die Bundesregierung will dadurch erreichen, dass sich die Banken wieder untereinander Geld leihen.

(afp2)
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