Mario Draghi setzt auf Bewährtes Experten rechnen nicht mit neuen Instrumenten der EZB

Frankfurt · Der EZB-Rat hat am Morgen in Frankfurt mit turnusmäßigen Beratungen über den künftigen Kurs der Geldpolitik in den 18 Euro-Ländern begonnen. Experten rechnen damit, dass die Notenbanker vorerst keine neuen Instrumente im Kampf gegen eine drohende Deflation auspacken.

 EZB-Chef Mario Draghi

EZB-Chef Mario Draghi

Foto: dpa, brx cdt

Die Währungshüter würden vermutlich ihr über den Sommer beschlossenes Paket von unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen wirken lassen. Dazu gehören eine zweite Geldspritze für die Banken im Dezember und der Kauf von Kreditverbriefungen, mit dem EZB-Präsident Mario Draghi noch vor dem Jahreswechsel beginnen will.

Druck auf Draghi steigt

Allerdings steigt der Druck auf Draghi von Tag zu Tag, mehr zu tun, damit die Währungsunion nicht in eine Abwärtsspirale fallender Preise, nachgebender Investitionen und sinkendem Konsum gerät. Wie Reuters erfuhr, wird deshalb im EZB-Tower bereits darüber nachgedacht, ob die Notenbanker demnächst auch Unternehmensanleihen aufkaufen könnten, um so mit noch mehr Geld die Wirtschaft anzukurbeln.

Sollten alle bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen, um das Wirtschaftswachstum anzuschieben, wäre dann wohl der Kauf von Staatsanleihen die letzte Option, die Draghi ziehen könnte. Allerdings sind die politischen Hürden hierfür sehr hoch - vor allem in Deutschland. Wie Reuters am Dienstag erfahren hatte, wäre in diesem Fall der Kreis der Gegner mit sieben bis zehn EZB-Räten relativ groß in dem aus 24 Notenbankern bestehenden Gremium.

Doch ob es am Ende tatsächlich zum Schwur kommt, dürfte sich wohl erst im Dezember entscheiden. Dann legen die EZB-Volkswirte und die Ökonomen der der EZB angeschlossenen Notenbanken das nächste Mal ihre Prognosen für Wachstum, Teuerung und Beschäftigung vor. Im Vergleich zu den September-Prognosen erwarten viele Beobachter eine deutliche Korrektur nach unten. Eine weitere Öffnung der Geldschleusen würde dann wahrscheinlicher. Draghi wird die Gründe für den Beschluss am frühen Nachmittag vor der Presse in Frankfurt erläutern. Er dürfte das vermutlich zum letzten Mal im alten EZB-Hauptquartier in der Innenstadt der Mainmetropole tun. Der Umzug der EZB in ihr neues Domizil in der Nähe des Mains im Frankfurter Osten hat inzwischen begonnen und dürfte - so jedenfalls die Planung der Verantwortlichen - Ende November beendet sein. In den alten Euro-Tower ziehen dann die neu zur EZB hinzu gestoßenen Bankenaufseher ein.

(REU)
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