EZB-Entscheidung Die Zinsen steigen wohl erst 2019 wieder

Frankfurt/Main · Die Sorge vor einem Handelskonflikt zwischen der EU und den USA wächst. Die Europäische Zentralbank belässt deshalb den Leitzins bei null Prozent im Euroraum. Mit steigenden Zinsen können Sparer wohl frühestens 2019 rechnen.

Fahnen vor der Zentrale der Europäischen Zentralbank (EZB).

Fahnen vor der Zentrale der Europäischen Zentralbank (EZB).

Foto: dpa, ade fpt

Die Europäische Zentralbank (EZB) hält angesichts wachsender Sorgen vor Handelskonflikten unverändert Kurs. Die Währungshüter beließen bei ihrer Zinssitzung am Donnerstag in Frankfurt den Leitzins im Euroraum wie erwartet auf dem Rekordtief von null Prozent, wie die Notenbank mitteilte. Zudem müssen Geschäftsbanken, die Geld bei der EZB parken, dafür weiterhin 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen.

Die EZB gab zunächst auch keinen weiteren Hinweis auf einen schrittweisen Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik. Beobachter hatten erwartet, dass sich EZB-Präsident Mario Draghi Zeit lassen wird, den nächsten Schritt anzudeuten.

Auch keine Änderung beim Anleihenkaufprogramm

Wie erwartet, beschloss der EZB-Rat am Donnerstag auch keine Änderung des Kaufprogramms für Staatsanleihen. Bis September "und falls nötig darüber hinaus" will die Zentralbank weiterhin monatlich 30 Milliarden Euro in den Markt pumpen, wie eine Sprecherin sagte. Der Strafzins, zu dem sich Banken von der EZB Geld leihen können, bleibt bei minus 0,4 Prozent.

Bei der letzten Sitzung im März hatte der EZB-Rat den Hinweis gestrichen, dass er das Kaufprogramm wieder aufstocken könnte, was Analysten als "Trippelschritt in Richtung Ausstieg aus der extrem expansiven Geldpolitik" gedeutet hatten. Allerdings ist die EZB von ihrem Ziel einer knapp zweiprozentigen Inflationsrate noch weit entfernt: Die Inflationsrate der Eurozone betrug im März 1,3 Prozent.

Mit viel billigem Geld versucht die EZB seit Jahren, der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen und zugleich die Teuerung anzuheizen. Angestrebt wird eine Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent - weit genug entfernt von der Nullmarke. Trotz eines leichten Anstiegs im März auf 1,3 Prozent ist Inflation im Euroraum weiterhin weit von diesem Ziel entfernt.

Sparer müssen sich wohl noch gedulden

Mit Sorge betrachten die Währungshüter die möglichen Folgen von Handelskonflikten, wie es sie derzeit vor allem mit den USA gibt. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, hatte jüngst appelliert, keine neuen Handelsschranken aufzubauen: "Die internationale Zusammenarbeit hat uns über Jahrzehnte geholfen, mehr Fortschritt für mehr Menschen als jemals zuvor zu erreichen." Deshalb müsse diese fortgesetzt und nicht zurückgefahren werden.

Ökonomen erwarten, dass die EZB gegen Ende dieses Jahres ihre Wertpapierkäufe einstellen wird. Mit steigenden Zinsen sollten Sparer aber frühestens 2019 rechnen. Allerdings profitieren andererseits Kreditnehmer vom Zinstief. Auf konkretere Hinweise zum weiteren Kurs der Zentralbank hoffen die Experten bei den nächsten EZB-Sitzungen im Juni oder Juli.

(wer)
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