Interview mit Wirtschaftsweisen Feld "Griechenland im Euro halten"

Der Wirtschaftsweise Lars Feld spricht im Interview mit unserer Redaktion über die Lage in Athen und die Ratingagentur Moody's. Er sagt, der negative Ausblick für Deutschland ist berechtigt.

Was sind Ratingagenturen?
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Foto: APN

Wie bewerten Sie, dass die Ratingagentur Moody's nun auch Deutschlands Ausblick herabgesetzt hat?

Feld Die Finanzmarktanleger befürchten ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone, nachdem ein Euro-Austritt Griechenlands wahrscheinlicher geworden ist. Es besteht das systemische Risiko, dass danach Portugal, Spanien, Italien wie Dominosteine umkippen. Diese Angst und damit auch der negative Ausblick von Moody's sind berechtigt. Die Politik darf nicht mehr die Symptome der Krise bekämpfen, sondern sie muss endlich einen systemischen Ansatz finden.

Was meinen Sie damit?

Feld Die Euro-Staaten müssen ein glasklares Bekenntnis zum Erhalt des Euro abgeben, und zwar nicht nur verbal, sondern mit Taten. Der von uns vorgeschlagene Schuldentilgungspakt ist unter allen verbleibenden Lösungen zur Euro-Rettung das kleinste Übel. Dagegen sind Eurobonds oder die EZB-Lösung, bei der die Krise einfach monetisiert würde, indem die Bank endlos Anleihen aufkaufen würde, die ungünstigeren Alternativen.

Viele Bürger haben sich innerlich für eine vierte Alternative entschieden: Deutschland soll raus aus dem Euro.

Feld Das ist ja genau die Befürchtung der Finanzmarktteilnehmer, dass der Euro den Rückhalt der Bevölkerungen verliert. Würden wir aus dem Euro austreten, würde das die deutsche Volkswirtschaft nach unserer Rechnung kurzfristig 3,3 Billionen Euro kosten. Hinzu kämen die Kosten eines Wirtschaftseinbruchs wie nach der Lehman-Pleite 2008. Vor allem Mittelständler dürften den Ausfall von Auslandsforderungen nicht verkraften. Eine Insolvenzwelle und deutlich steigende Arbeitslosigkeit wären die Folgen.

Wie sollte die Bundesregierung mit Griechenland verfahren?

Feld Wenn Griechenland die Vorgaben nicht oder nur zum Teil umgesetzt hat, sollte sie die Auszahlung der nächsten Tranche der Finanzhilfen stoppen. Dann ist klar, dass das Problem Griechenland auch mit einem dritten Rettungspaket nicht zu lösen ist. Danach wäre wahrscheinlich ein viertes nötig. Ein Fass ohne Boden. Ich bin aber gegen einen Euro-Austritt Griechenlands wegen der genannten Risiken. Dann gibt es nur die Möglichkeit, dass man Griechenland erneut Schulden erlässt. Diesmal wären es dann die öffentlichen Gläubiger, die EZB und der Bund, die auf Rückzahlungen verzichten müssten. Würde zugleich die Umsetzung des Schuldentilgungspakts angekündigt, ließe sich eine Ansteckung anderer Euro-Länder mit der griechischen Krankheit verhindern.

Birgit Marschall stellte die Fragen.

(mar)
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