Tiefster Stand seit Mai 2009 Griechenland-Streit belastet Euro

Frankfurt (RPO). Der Streit innerhalb der europäischen Union um Nothilfen für das finanziell angeschlagene Griechenland bringt nun den Euro massiv unter Druck. Zwar gelang auf EU-Ebene der Durchbruch, doch die Gemeinschaftswährung rutschte am Mittwochmorgen auf den tiefsten Stand zum Dollar seit Mai 2009.

Drastische Sparmaßnahmen: Rosskur für Griechenland
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Foto: AFP

Nach Einschätzung der Commerzbank-Analysten haben Investoren derzeit den Eindruck, "dass sich Angela Merkel mit ihrer harten Haltung gegenüber Griechenland durchsetzen könnte und auch Frankreich einer Hilfe durch den IWF zustimmt". Genau das verlautete am Dienstag aus Regierungskreisen. Am Devisenmarkt wird nach Ansicht der Analysten eine IWF-Lösung als Schwäche der europäischen Politik interpretiert.

Der Euro fiel bis auf 1,3408 Dollar nach 1,3495 Dollar im späten US-Geschäft. Zum Schweizer Franken rutschte die Gemeinschaftswährung auf ein Rekordtief ab. Zeitweise wurden für einen Euro nur noch 1,4233 Franken gezahlt. Zum australischen Dollar fiel der Euro sogar auf den niedrigsten Wert seit Bestehen der Währung. Zur japanischen Währung wurde er mit 121,47 Yen gehandelt.

Trotz der Signale für ein Entgegenkommen in dem Streit um EU-Hilfen war auch für die Händler in Fernost eine Lösung nicht in Sichtweite. Das Signal von Bundeskanzlerin Angela Merkel, bei einem Beitrag des Internationalen Währungsfonds (IWF) Hilfen für Griechenland zuzustimmen, habe nicht alle Sorgen ausgeräumt, sagten Analysten.

Am Markt werde zudem damit gerechnet, dass die Unsicherheiten über eine rasche Lösung der Krise und die maue Erholung in der Euro-Zone die Europäische Zentralbank noch bis ins kommende Jahr von einer Zinserhöhung abhalten könne. Dies belaste den Euro zusätzlich.

Rehn fordert schnellen Beschluss

EU-Währungskommissar Olli Rehn forderte derweil einen schnellen Beschluss zur Griechenland-Hilfe. Die Europäische Union müsse noch in dieser Woche darüber entscheiden, sagte Rehn vor dem EU-Gipfeltreffen der finnischen Tageszeitung "Helsingin Sanomat". Sollte dies der Gemeinschaft nicht gelingen, drohten schwere Störungen beim Euro. "Wir stehen an einer Wegscheide. Griechenland kann eine schwere Störung verursachen oder wir können aus dieser Krise lernen." Technisch stehe die EU bereit, sagte Rehn weiter. "Jetzt brauchen wir eine politische Entscheidung."

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) lehnte deutsche Finanzhilfen für Griechenland am Mittwoch weiter ab. "Die griechische Regierung sagt selbst, dass sie keine Finanzhilfen braucht und es aus eigener Kraft schafft. Umso besser. Hilfen für Griechenland wären das falsche Signal", sagte Brüderle der "Passauer Neuen Presse". Man dürfe keinen Präzedenzfall schaffen, auf den sich später andere EU-Mitgliedstaaten berufen könnten. "Jeder muss seine Hausaufgaben selbst erledigen", sagte der FDP-Politiker. In Zukunft solle zudem der Stabilitäts- und Wachstumspakt "stärker überwacht und eingehalten werden".

Es könne nicht sein, "dass der deutsche Steuerzahler für Misswirtschaft in Griechenland oder anderswo bezahlt", sagte der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende und betonte: "Wir benötigen keinen Länderfinanzausgleich auf europäischer Ebene." Benötigt werde vielmehr "eine Art geordnetes Insolvenzverfahren für Staaten". Dafür müssten Spielregeln in Europa vereinbart werden.

Bei Verstößen gegen die Maastricht-Kriterien müssten konsequenter Geldstrafen für Eurosünder verhängt werden. Zur Umsetzung des Insolvenzverfahrens könne mit diesen Einnahmen "ein Feuerwehr-Fonds für künftige Krisensituationen eingerichtet werden".

(RTR/apd/das)
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