Einstige CDU-Connection mit Helmut Kohl Gründer des Finanzvertriebs: Reinfried Pohl ist gestorben

Frankfurt/Marburg · Die Deutsche Vermögensberatung machte ihn selbst zum Milliardär: Reinfried Pohl, Gründer des Finanzvertriebs, kämpfte zeitlebens auch gegen das schlechte Image der Branche. Pohl wurde 86 Jahre alt.

 Reinfried Pohl ist im Alter von 86 Jahren gestorben

Reinfried Pohl ist im Alter von 86 Jahren gestorben

Foto: dpa, ade vfd soe

Sein Geschäftsmodell funktioniert. Mit dem Verkauf von Lebensversicherungen, Bausparverträgen und Rentenprodukten kassiert die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) seit Jahren kräftig. Der Gründer des Finanzvertriebs, Reinfried Pohl, hielt bis zuletzt die Zügel in der Hand. Nun ist der Milliardär im Alter von 86 Jahren gestorben.

"Deutschlands bester Verkäufer" ("Manager Magazin" 2008), "Klassenbester" ("Cash" 2010), "Der Finanzarzt" ("Euro am Sonntag" 2012) - mit solchen Titeln schmückte sich Pohl gerne. Für einen wie ihn, der sich oft durchgeschlagen musste, war das die Bestätigung für sein Lebenswerk.

Geboren am 26. April 1928 in Zwickau im Sudetenland (Nordböhmen) muss er im Zweiten Weltkrieg als Jugendlicher an die Ostfront. Nach dem Krieg verschlägt es Pohl nach Halle an der Saale, wo er Abitur macht.Im August 1948 flieht er aus der Sowjetischen Besatzungszone nach Marburg. Die Stadt an der Lahn wird zu Pohls neuer Heimat.

Er studiert in Marburg Jura, promoviert und studiert auch noch Volkswirtschaftslehre. Im August 1956 beginnt Pohl als Versicherungsverkäufer, nach Gastspielen bei mehreren Anbietern gründet er 1975 in Frankfurt die Kompass Gesellschaft für Vermögensanlagen mbH, die spätere Deutsche Vermögensberatung.

Ein Erfolgsrezept: Die engen Familienbande. "Die berufliche Familiengemeinschaft, die wir in der DVAG für unsere Vermögensberatung geschaffen haben, ist einzigartig", bilanzierte Senior Pohl vor einigen Jahren. Seine beiden Söhne Andreas und Reinfried sind nicht nur Miteigentümer, sondern wirken seit Jahren als Generalbevollmächtigte aktiv an der Spitze des Unternehmens mit.

Politisch war Pohl in der CDU zuhause - obwohl er zunächst viele Jahre FDP-Mitglied war und erst im Juli 1970 in die Union eintrat. Die CDU-Connection war eng: Ex-Kanzler Helmut Kohl war über Jahrzehnte einer der gewichtigen Freunde Pohls, Kohls ehemaliger Kanzleramtsminister Friedrich Bohl leitet den DVAG-Aufsichtsrat, dem auch Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) angehört. Der ehemalige hessische Wissenschaftsminister Udo Corts (CDU) ist Mitglied im Vorstand der Deutschen Vermögensberatung.

Die enge Verbindung zur CDU brachte die DVAG Ende der 1990er in den Verdacht, 1998 mit größeren Parteispenden einen Gesetzentwurf gegen umstrittene Praktiken von Finanzvermittlern verhindert zu haben. Das Unternehmen wies dies zurück. Doch wie andere Anbieter musste die Deutsche Vermögensberatung lange gegen das Negativ-Image kämpfen, "Drückerkolonnen" verkauften an der Haustür überteuerte Versicherungen, um ihre eigenen Provisionen in die Höhe zu treiben.

"Wir bieten weit mehr als Provisionen", betonte Pohl in Interviews. "Wir sind ein starker Familienbetrieb, der sich um alle kümmert. Wir denken nicht in Quartalsergebnissen, sondern in Generationen." Und:
Die DVAG schule ihre Vermögensberater umfassend. Ende 2013 betreute das Unternehmen mit seinen über 30 000, oft nebenberuflichen Vermögensberatern, rund sechs Millionen Kunden. Die Umsätze gingen auf 1,13 (Vorjahr: rund 1,19) Milliarden Euro zurück, der Überschuss sank auf 176,1 (184,9) Millionen Euro.

Sein Vermögen nutzte Pohl auch, um sich als Mäzen hervorzutun. Er gab Millionen für die Stadt Marburg, für die Fachbereiche Medizin und Jura der dortigen Universität und für die Krebsforschung. Pohl sei "im besten Sinne ein Mäzen, ein Förderer über viele Bereiche", lobte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) Ende 2012. Noch Anfang desselben Jahres jedoch hatte eine Vier-Millionen-Euro-Spende Pohls an die Stadt Marburg für mächtig Wirbel gesorgt: Kritiker meinten, der reiche Unternehmer erkaufe sich damit auch eigene Vorteile. Genommen hat die Stadt das Geld freilich doch.

(dpa)
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