Jubel dürfte aber ausbleiben Höhere Boni für Wall-Street-Banker

New York · In einigen Wochen ist Zahltag an der Wall Street: Dann wird Bilanz gezogen und die Boni fließen. Für das Jahr 2011 mussten die Banker wegen der Schuldenkrise kräftige Abstriche hinnehmen. Für das Jahr 2012 sieht es besser aus. Jubel dürfte dennoch ausbleiben.

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Die Finanzjongleure an der Wall Street können sich auf eine Gehaltssteigerung einstellen. Die spezialisierte New Yorker Unternehmensberatung Johnson Associates kalkuliert für das Jahr 2012 mit einem Anstieg der Boni um bis zu 10 Prozent. Die am Montag vorgestellte Studie wird an der Wall Street mit viel Interesse verfolgt. 2011 waren die Boni noch gefallen.

Allerdings werden beileibe nicht alle Wall-Street-Beschäftigten in den Genuss eines höheren Gehaltsschecks kommen: Je nach Fachrichtung werden sie sich mit stagnierenden Boni zufriedengeben müssen oder sogar mit einer sinkenden leistungsbezogenen Bezahlung. Einige Finanzhäuser überweisen die Boni zudem nur mit Verzögerung, um ihre Geldreserven zu schonen. Vor allem aber haben die Banken zwischenzeitlich Zehntausende Jobs gestrichen.

2011 waren die Boni wegen der Schuldenkrise in Einzelfällen um bis zu 30 Prozent zurückgegangen. "Die Erholung in der Finanzbranche läuft weiterhin schleppend", sagte der Geschäftsführer von Johnson Associates, Alan Johnson. "Zwar werden die Boni moderat steigen, aber nur wenige Spezialisten werden Grund zum Jublen haben." Die Bonussaison werde gedämpft ausfallen, so seine Einschätzung.

Otto Normalverdiener wird dies wie Jammern auf hohem Niveau vorkommen: Ein Investmentbanker des US-Branchenprimus JPMorgan Chase hatte für 2011 im Schnitt ein Gesamtgehalt von rund 342.000 Dollar kassiert, bei der Investmentbank Goldman Sachs waren es 367.000 Dollar.

Um die Enttäuschung zu verstehen, muss man sich aber die Bezahlung vor der Finanzkrise anschauen: Für das Jahr 2006 hatte ein Goldman-Banker beispielsweise noch annähernd 622.000 Dollar eingestrichen.

Nun herrscht in den Augen der Finanzgemeinde "Saure-Gurken-Zeit" an der Wall Street: Neue gesetzliche Regelungen begrenzen die geschäftlichen Möglichkeiten. So wird den Banken in den USA absehbar das Spekulieren auf eigene Rechnung verboten oder zumindest stark eingeschränkt. Hinzu kommen höhere Anforderungen an das Eigenkapital.

Die Banken reagieren mit Entlassungen. Erst vor wenigen Tagen hat die Schweizer UBS angekündigt, bis zu 10.000 Stellen zu streichen, vor allem in den Finanzmetropolen New York und London.

Die Mitarbeiter sind der größte Kostenblock an der Wall Street. Etwa die Hälfte der Einnahmen gehen dafür drauf. Das Grundgehalt ist dabei der kleinere Teil, die Boni machen den dicksten Batzen aus.

Die Finanzfachleute bekommen neben Barem auch Aktien und Aktienoptionen, die typischerweise erst in einigen Jahren eingelöst werden dürfen. Das soll verhindern, dass Banker zu hohe Risiken eingehen, um kurzfristige Gewinne einzufahren.

Für das kommende Jahr erwartet Johnson Associates, dass die Erholung der Finanzbranche moderat weitergeht. Sollte es keine gesamtwirtschaftlichen Rückschläge geben, halten die Unternehmensberater einen Anstieg der Boni um 5 bis 15 Prozent für denkbar. Allerdings dürfte es nach Meinung von Alan Johnson auch zu weiteren Stellenstreichungen in den USA kommen.

(dpa)
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