Möglicher Anlagebetrug Ermittlungen gegen Infinus-Finanzgruppe ausgeweitet

Dresden · Bundesweit wurden bereits Büros der Infinus-Finanzgruppe durchsucht. Der Verdacht: Anlagebetrug. Es geht um mindestens 400 Millionen Euro. Nun hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ausgeweitet.

Infinus-Finanzgruppe: Ermittlungen ausgeweitet
Foto: dpa, Sebastian Kahnert

Im Zuge der Anlage-Betrugsermittlungen gegen die Dresdner Infinus-Finanzgruppe sind weitere Verdächtige ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Der Kreis der Beschuldigten sei auf zehn erweitert worden, sagte der Dresdner Oberstaatsanwalt Lorenz Haase am Donnerstag. Die "Sächsische Zeitung" hatte darüber berichtet.

Bislang liefen Ermittlungsverfahren gegen acht Beschuldigte, sechs Verdächtige sitzen seit November in Untersuchungshaft. Dem Zeitungsbericht zufolge handelt es sich bei den neuen Beschuldigten um einen Wirtschaftsprüfer und einen Steuerberater.

Ihnen wird vorgeworfen, bei der Ausgabe sogenannter Orderschuldverschreibungen falsche Angaben zur Vermögens- und Ertragslage von Emittenten gemacht zu haben. Die Verdächtigen bestreiten dies. Es geht in dem Fall laut Staatsanwaltschaft um insgesamt 400 Millionen Euro, das Geld von rund 25 000 Anlegern. "Wie hoch der Schaden am Ende sein wird, bleibt abzuwarten", sagte Haase.
Derzeit werde dazu ein Gutachten erstellt. "Wir arbeiten mit Hochdruck an dem Verfahren, auch angesichts der Untersuchungshaft gegen sechs Verdächtige."

Anfang November hatten Polizei und Staatsanwaltschaft bundesweit Büros der Infinus-Gruppe durchsucht und dabei neben möglichem Beweismaterial auch umfangreiche Vermögenswerte sichergestellt.
Konten wurden gesperrt. Mehrere Firmen der Gruppe - darunter die Future Business KGaA (Fubus), die Prosavos AG, die MAS Finanz AG und die MAS Vermögens GmbH - stellten daraufhin Anträge auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens.

Inzwischen sei vom Amtsgericht Dresden gegen insgesamt 17 Unternehmen aus dem Firmengeflecht die vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet worden, sagte Richterin Birgit Keeve.

Ein Überblick über die Schadensumme sei derzeit noch nicht möglich, erklärte der Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters der Fubus, Christoph Möller. Erst wenn ein Insolvenzverfahren eröffnet worden sei, könnten die Gläubiger ihre Forderungen beim dann eingesetzten Insolvenzverwalter anmelden. Und dieser habe vermutlich erst "frühestens Ende des Jahres" einen Überblick über die Gesamthöhe.

Die "Sächsische Zeitung" hatte unter Berufung auf Informationen von Anlegeranwälten und aus Justizkreisen berichtet, dass sich die Gläubigerforderungen auf rund eine Milliarde Euro summieren.

Der Wirtschaftswissenschaftler Horst Gischer machte den Anlegern wenig Hoffnung, ihr Geld zurückzubekommen. Es komme darauf an, in welche Papiere investiert wurde, sagte er dem Fernsehmagazin "MDR um 11". Etliche Unternehmen, deren Papiere gekauft wurden, seien selbst insolvent. "Man muss damit rechnen, dass nur sehr wenig zurückzuholen sein wird", meinte der Professor an der Universität Magdeburg.

(dpa)
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