Serie: Die Herren des Geldes (1) Investmentbanker: Die Firmen-Händler

Düsseldorf (RP). Die Investmentbanker fühlen sich als Elite des Geldgewerbes. Sie bewegen die Märkte für Fusionen und Börsengänge - ein weltweites Geschäft von mehr als zwei Billionen Euro.

Sie feiern exzessive Partys, pflegen ungehemmt ihre Macho-Allüren und lassen sich schon mal für einen Friseurtermin von London nach New York fliegen - unter allen Geldspezialisten haben die Investmentbanker das schillerndste Image. Da ist so gar nichts von der traditionellen Zurückhaltung der Bankiers. Den jungen Leuten, die Deals für Goldman Sachs, UBS oder die Deutsche Bank einstielen, geht es vor allem um eines: das schnelle Geld.

Seit zwei Jahren haben sie wieder Hochkonjunktur. Die Konzerne schwimmen im Geld und wollen um jeden Preis wachsen. Am besten mit spektakulären Deals: Knapp zwei Billionen Euro beträgt das globale Fusionsvolumen von Januar bis September, allein in Deutschland sind es 190 Milliarden. Die Wachstumsraten liegen bei über 50 Prozent, auch hier zu Lande. Auf die Gemeinden der Investmentbanker in New York, London oder Frankfurt prasselt ein warmer Regen nieder. 22 Milliarden Dollar waren es 2005 allein in der Finanzmetropole New York. In London kamen die Finanzdienstleister auf immerhin 13 Milliarden Dollar.

Da fällt für die Stars im Geschäft eine Menge ab. Top-Verdiener Stanley O'Neal von der US-Bank Merrill Lynch kam auf ein Jahressalär von umgerechnet 25 Millionen Euro. Richard Fuld von Lehman Brothers schaffte immerhin 20 Millionen. Für die leitenden Angestellten der führenden US-Investmentbanken sind bis zu zehn Millionen Dollar drin. In London bekommen herausragende Fusionsberater bis zu vier, in Frankfurt bis zu zwei Millionen jährlich.

Grund genug also, dass sich die Investmentbanker wieder als "Masters of the Universe" fühlen. Ihre Schubladen sind gefüllt mit aggressiven Übernahmeplänen, die Aktionärsherzen höher schlagen lassen, während viele Arbeitnehmer um ihre Jobs fürchten müssen.

Und es sind die "Söldner des Geldes", wie Kritiker ätzen, die inzwischen die Geschäftspolitik ihrer Mutterhäuser bestimmen. So scheiterte die Fusion von Deutscher und Dresdner Bank letztlich an der New Yorker Abteilung der Investmentbanker des deutschen Marktführers. Sie wollten nicht mit Dresdner Kleinwort Benson, den Investmentbankern der Dresdner, das Geschäft teilen. Am Ende blieb den Vorständen der beiden deutschen Top-Institute nichts anderes übrig, als den Deal abzublasen.

Die Teams der Investmentbanker brauchen wenig Personal. Dafür lässt sich um so mehr verdienen, nämlich an der Höhe des Deals. Das sind bei Übernahmen im Stil des Rasierklingenherstellers Gillette durch den Markenartikler Procter&Gamble (57 Milliarden Dollar) schnell dreistellige Summen. Auch in Deutschland gehen die Summen wieder nach oben. Für die Beratung des Mega-Deals des Düsseldorfer Energiekonzerns Eon, der den spanischen Stromversorger Endesa für 37 Milliarden Euro kaufen will, dürfen sich die Spezialisten von HSBC, Citigroup, Deutsche Bank und JP Morgan auf immerhin zweistellige Millionenbeträge freuen.

Nach außen geben sich die Herren des Geldes gerne als reine Dienstleister. "Die Unternehmen wollen unseren Rat", sagt Dirk Notheis, einer der Chefs bei Morgan Stanley Deutschland. Tatsächlich drängen die Fusionsberater ihren Mandanten die Deals geradezu auf.

"In guten Zeiten kommen sie fast wöchentlich mit neuen Plänen", weiß der scheidende Eon-Vorstand Michael Gaul aus langjähriger Erfahrung. Der Energiemanager verließ sich lieber auf das eigene Urteil. Doch ausgerechnet der neue Eon-Finanzchef kommt vom Geldhaus Goldman Sachs.

Die Elite ist klein, aber fein: Im wesentlichen machen die sechs US-Banken Goldman Sachs, JP Morgan, Citigroup, Merrill Lynch, Morgan Stanley und Lehman Brothers das Geschäft unter sich aus. Mit dabei sind auch die Schweizer Institute UBS und Credit Suisse. Die Deutsche Bank konnte in den vergangenen Jahren wenigstens aufschließen.

Um das Geschäft zu beleben, zetteln die Firmen-Händler bisweilen regelrechte Übernahmeschlachten an. Wie in Deutschland: Weil beim Pharmakonzern Merck das Geld so locker saß, empfahlen Deutsche Bank und Goldman Sachs die Übernahme der Dax-Größe Schering. Dank Credit Suisse und Citigroup konnte Bayer den Berlinern zu Hilfe kommen. Am Ende verdienten die "Regenmacher" auf allen Seiten prächtig am Deal, nur Berlin verlor seinen einzigen Dax-Wert und womöglich viele Stellen.

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