Aktuelle Statistik Jeder fünfte Deutsche ist von Armut bedroht

Berlin · Hartz-IV-Empfänger, Aufstocker etwa im Rentenalter, von Armut bedrohte Kinder – Alltag in der Bundesrepublik. Für manche sind dabei Selbstverständlichkeiten wie Fernseher oder Telefon ein Luxus. Aber wie viele Menschen sind in Deutschland eigentlich von Armut betroffen. Statistiker haben das nun errechnet.

In diesen NRW-Städten gibt es die meisten Armen
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Foto: dpa, mg cul fg

Hartz-IV-Empfänger, Aufstocker etwa im Rentenalter, von Armut bedrohte Kinder — Alltag in der Bundesrepublik. Für manche sind dabei Selbstverständlichkeiten wie Fernseher oder Telefon ein Luxus. Aber wie viele Menschen sind in Deutschland eigentlich von Armut betroffen. Statistiker haben das nun errechnet.

Nach den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes ist jeder fünfte Einwohner Deutschlands von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen — etwa, weil Geld für Auto und Heizen fehlt. Das waren im vergangenen Jahr rund 16,2 Millionen Menschen beziehungsweise 20,3 Prozent der Bevölkerung. Das Statistische Bundesamt in bezieht sich dabei auf die Untersuchung "Leben in Europa 2013". Im Jahr 2012 habe der Wert bei 19,6 Prozent gelegen.

Immerhin: Insgesamt sei der Wert seit 2008 (20,1 Prozent) relativ konstant geblieben, teilte das Statistische Bundesamt mit. In der gesamten Europäischen Union lag der Anteil armer oder sozial ausgegrenzter Menschen 2013 mit 24,5 Prozent deutlich höher als in Deutschland. Dabei dürfte auch eine Rolle spielen, dass die Bundesrepublik relativ gut durch die Euro-Krise gekommen ist, während insbesondere die südeuropäischen Länder noch heute damit zu kämpfen haben.

Alarmzeichen für den Sozialverband VdK

Zur Berechnung des Wertes wurden drei Kriterien herangezogen: die Armutsgefährdungsquote, Haushalte mit sehr geringer Erwerbstätigkeit sowie Bürger, die sich materiell sehr einschränken müssen. Als arm oder sozial ausgegrenzt gilt eine Person dann, wenn eines oder mehrere der drei Kriterien zutreffen.

Als armutsgefährdet gilt, wer als Einzelperson weniger als 979 Euro im Monat zur Verfügung hat. "Das ist weniger als 60 Prozent der mittleren Einkommen der Gesamtbevölkerung" sagte ein Sprecher des Bundesamtes. Um aber Armut nicht nur am Geld zu messen, sind für diese Untersuchung die beiden anderen Prüfsteine hinzugenommen worden.

Die Quote allein für armutsgefährdet liegt bei 16,1 Prozent, einschließlich der beiden anderen Kriterien landen die Statistiker bei 20,3 Prozent. "Bei keinem Kriterium hat es seit 2008 große Schwankungen gegeben", sagte der Sprecher. Bei allen Merkmalen liege die Quote bei den Frauen über der der Männer. "Da spielen Alleinerzieherinnen und Rentnerinnen eine Rolle."

Für den Sozialverband VdK Deutschland sind die Zahlen nach wie vor ein Alarmzeichen. Armut sei keine Randerscheinung mehr, teilte der Verband mit. Besorgniserregend sei vor allem das Armutsrisiko für ältere Menschen.

(dpa)
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