Zahl steigt seit 2009 stark an Jeder Zehnte erhält Mindestlohn

Berlin · In Deutschland arbeiten 3,85 Millionen Beschäftigte für einen tariflich abgesicherten Mindestlohn von mindestens 7,50 Euro. Das ist etwa jeder zehnte Erwerbstätige. Die Zahl ist vor allem seit 2009 stark gestiegen. Schwarz-Gelb ringt um ein Gesetz.

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Foto: ddp, ddp

Nach einer Aufstellung des Bundesarbeitsministeriums, die unserer Redaktion vorliegt, geht der Anstieg vor allem auf die in den vergangenen vier Jahren eingeführten Mindestlöhne in der Abfallwirtschaft, der Aus- und Weiterbildung, der Gebäudereinigung, in Zeitarbeit, Pflege, Sicherheit und Wäschereidienstleistungen zurück.

Allein in der Zeitarbeitsbranche würden 908 000 Menschen zu einem Mindestlohn von 8,19 Euro (im Osten: 7,50 Euro) beschäftigt, heißt es in der Aufstellung. 170 000 Mitarbeiter der Sicherheitsbranche erhalten zwischen 7,50 Euro und 8,90 Euro brutto pro Stunde, in der Pflege arbeiten nach den Angaben 800.000 Beschäftigte für einen tariflich festgelegten Stundenlohn von mindestens 7,75 Euro.

Weitere Mindestlöhner arbeiten in der Gebäudereinigung (700.000, mindestens 7,56 Euro), in der Abfallwirtschaft (175.000, 8,68 Euro), in der Aus- und Weiterbildungsbranche (30 000, 11,25 Euro) und in der Wäschereiwirtschaft (35.000, sieben Euro).

Allein 2,8 Millionen Mindestlohn-Beschäftigte kamen in der Zeit von Schwarz-Gelb zwischen 2009 und 2012 dazu. Die Lohnuntergrenzen für Maler und Lackierer, Dachdecker und für die Elektrobranche wurden zwischen 1997 und 2003 eingeführt.

Die Mindestlohn-Debatte nimmt unterdessen weiter Fahrt auf. Führende CDU-Politiker zeigten sich am Wochenende zuversichtlich, dass sich die schwarz-gelbe Koalition vor der Bundestagswahl auf ein Modell einigt. Auch die FDP signalisierte Gesprächsbereitschaft.

Es gehe "nicht mehr darum, ob wir Mindestlöhne brauchen, sondern um das Wie", sagte Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) dem "Focus". Es gebe jetzt die Chance, dass Union und FDP ein gemeinsames Mindestlohnmodell beschließen, sagte sie.

Einen gesetzlichen flächendeckenden Mindestlohn, wie ihn SPD, Grüne und Gewerkschaften wollen, lehnt die schwarz-gelbe Koalition aber ab. SPD und Grüne wollen per Gesetz für alle Branchen einen Mindestlohn von 8,50 Euro festschreiben. DGB-Chef Michael Sommer hält dennoch einen Kompromiss von SPD und CDU für möglich.

(brö)
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