Überschüsse der Krankenkassen Kassen zahlen Prämien an sieben Millionen Versicherte

Berlin · Jeder zehnte gesetzlich Versicherte wird im kommenden Jahr von der guten Finanzlage der Krankenkassen profitieren.

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Foto: ddp

Die hohen Überschüsse bei den Krankenkassen sorgen dafür, dass immer mehr Kassenpatienten eine Prämie bekommen. Für 2013 werden mehr als sieben Millionen Versicherte eine Ausschüttung zwischen 60 und 100 Euro erhalten. Dies ergibt eine Umfrage unserer Redaktion bei den Krankenkassen.

Die Kassen dürfen höchstens 1,5 Monatsausgaben als Rücklagen anhäufen. Wenn die Überschüsse weiter wachsen, müssen die Kassen entweder ihre Leistungen ausweiten oder eben Geld an die Versicherten zurückgeben.

Die Techniker Kasse (TK) ist der größte Versicherer, der Prämien zahlt. Die Ausschüttung erhalten allerdings nur die zahlenden Mitglieder. Davon hat die Techniker Kasse 5,9 Millionen. Insgesamt versichert sie 8,2 Millionen Bürger. Die beitragsfrei mitversicherten Familienmitglieder erhalten keine Prämie. Die TK will im kommenden Jahr 80 Euro ausschütten. Allein für die ersten drei Quartale dieses Jahres verzeichnet die Kasse ein Plus von 870 Millionen Euro.

Insgesamt haben 14 Krankenkassen im kommenden Jahr eine Ausschüttung vorgesehen. Dazu zählen beispielsweise die Big direkt gesund (100 Euro) mit Sitz in Dortmund, die Hanseatische Krankenkasse (75 Euro) aus Hamburg, die HKK (100 Euro) in Bremen und die IKK gesund plus (75 Euro) aus Magdeburg. Die Mitgliederzahlen dieser Kassen bewegen sich jeweils zwischen 250 000 und 350 000. Hinzu kommen eine Reihe kleiner Kassen aus dem BKK-Verband, die teilweise schon länger Prämien zahlen.

Die Finanzlage aller Kassen ist derzeit hervorragend. Überschüsse sammeln sich zugleich bei den einzelnen Krankenkassen und bei der Geldverteilstelle, dem Gesundheitsfonds, an. Für die Bilanz des dritten Quartals, die im Dezember veröffentlicht werden soll, erwarten die Experten allein bei den Kassen erneut ein Plus von rund einer Milliarde Euro. Damit steigt der Überschuss auf insgesamt 3,7 Milliarden Euro für 2012. Die Rücklagen der einzelnen Kassen und des Gesundheitsfonds zusammen summieren sich damit auf mehr als 23 Milliarden Euro.

Auch jenseits der Prämien werden im nächsten Jahr alle gesetzlich Versicherten von den Überschüssen profitieren: 2013 wird die Praxisgebühr von zehn Euro für jeden ersten Arztbesuch im Quartal abgeschafft.

Während die Versicherten wegen der Zusatzbeiträge den Krankenkassen in Scharen wegliefen, zeigen die Prämien nur mäßige Wirkung auf die Mitgliederzahlen. Nach einer gewissen Frist — in der Regel drei Monate — gewähren die Kassen auch Neukunden die volle Prämie. In den ersten Tagen nach der Ankündigung einer Prämienzahlung hätten sich bei der TK sehr viele Neumitglieder gemeldet, sagt eine Sprecherin. Seitdem sei der Anstieg eher wieder moderat. Auch andere Prämien-Kassen berichten, es gebe keinen sprunghaften, aber einen stetigen Mitgliederzuwachs.

Andere große Versicherer haben ebenfalls Überschüsse. Die Kassen im AOK-Verband verzeichnen für die ersten drei Quartale dieses Jahres bislang ein Plus von 1,3 Milliarden Euro. Bei der Barmer GEK sind es 424 Millionen Euro. Sie plant indes keine Prämienausschüttung. Die Kasse sieht darin keine Chance, ihre Marktposition zu verbessern. Nach einer Umfrage unter Versicherten im Auftrag der Kasse wünschen nur 16 Prozent der Bürger, dass die Krankenversicherung finanzielle Überschüsse als Prämien ausschütte. Nur zwei Prozent der Befragten gaben an, dass sie für eine Prämie auf jeden Fall die Kasse wechseln würden. Tendenziell fordern die über 45-Jährigen eher eine Rückzahlung als die jüngeren Versicherten. Ältere entschließen sich aber seltener zu einem Wechsel.

(RP/rm/das/csr/csi)
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