Konsumklima Krisen wirken sich negativ auf Kauflaune der Deutschen aus

Nürnberg · Lange Zeit vermochten die weltweiten Krisen den Optimismus der Verbraucher nicht zu trüben. Das scheint sich gerade zu ändern: Viele Haushalte werden nachdenklich und stellen so manche größere Anschaffung erst mal zurück. Das Konsumklima gerät unter Druck.

 Viele Haushalte werden nachdenklich.

Viele Haushalte werden nachdenklich.

Foto: dpa, rje pzi sab soe

Internationalen Krisenherde und die wachsende wirtschaftliche Unsicherheit überschatten die Verbraucherstimmung in Deutschland. Die monatelange Hochstimmung unter den Verbrauchern schlage zunehmend in eine Verunsicherung um, wie die am Freitag veröffentlichte Konsumklimastudie des Marktforschungsunternehmens GfK zeigt. Viele Haushalte rechneten nicht nur mit einer anhaltenden Konjunkturflaute, sondern stellten sich auch für die nächste Zeit auf ein geringeres Einkommen ein.

Inzwischen zögerten Verbraucher auch stärker mit größeren Ausgaben. Vor allem beim Kauf von Möbeln und Unterhaltungselektronik gebe es eine etwas stärkere Kaufzurückhaltung als im zweiten Quartal, berichtete GfK-Marktforscher Rolf Bürkl. Schon länger geplante Autokäufe stellten hingegen nur wenige Verbraucher zurück, zeigten entsprechende Umfragen der Nürnberger Konsumforscher.

Die GfK-Konsumforscher führen die Zurückhaltung vor allem auf die "angespannte geopolitische Lage" zurück. Die Krisen und Kriege im Nahen und Mittleren Osten sowie der anhaltende Konflikt in der Ost-Ukraine verunsicherten viele Verbraucher. Sie befürchteten, dass die Folgen der Krisen über kurz oder lang auch die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland überschatten könnten, berichteten die Nürnberger. "Trotzdem bewegt sich das Konsumklima weiterhin auf hohem Niveau", betonte GfK-Konsumforscher Rolf Bürkl.

Nach der Konsumklimastudie gingen im September die sogenannte Einkommenserwartung als auch die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen (Anschaffungsneigung) im fast gleichen Umfang zurück: Der Wert für die Einkommenserwartung sackt um 6,7 Zähler auf nun 43,4 Punkte, der Wert für die Anschaffungsneigung um 6,8 auf 42,5 Punkte.

Der Konjunkturpessimismus wuchs dagegen nicht mehr ganz so stark wie im August, als der entsprechende Wert um mehr als 35 Punkte einbrach. Im September beträgt der Rückgang laut GfK nur noch 6 Zähler. Der nun bei 8,6 Punkten liegende Konsumklimaindex büßte mit nun 8,6 Punkten für Oktober 0,3 Punkte ein.

Konsumforscher Bürkl warnte gleichwohl vor einer Überbewertung dieser Entwicklung. Dabei spielt nach seiner Einschätzung vor allem die Psychologie eine große Rolle. Denn objektiv betrachtet hätten die Verbraucher dank der guten Tarifabschlüsse in diesem Jahr sogar mehr Geld verfügbar als im Vorjahr.

Gegen die von der GfK ermittelte leichte Kaufzurückhaltung spreche wiederum die im September stark gesunkene Sparneigung - offensichtlich eine Reaktion auf die Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank, vermutet der Konsumforscher. "Für manche Verbraucher bleibt es damit egal, ob sie Ihr Geld zu Hause deponieren oder auf die Bank tragen." Manche Verbraucher befänden sich dadurch in einem regelrechten Dilemma: Sie wüssten nicht so recht, wohin mit ihrem Geld.

(dpa)
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