Nach dem TV-Duell Kritik an Merkels Nein zur Rente mit 70

Berlin · Ökonomen haben das Nein von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Rente mit 70 nach dem Jahr 2030 scharf kritisiert. Die Bundeskanzlerin hatte eine weitere Anhebung des Rentenalters im TV-Duell ausgeschlossen.

Angela Merkel vs Martin Schulz: Bilder vom TV-Duell 2017
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Merkel vs Schulz: Die Bilder vom TV-Duell 2017

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Foto: dpa, wst

"Die Rente mit 70 auszuklammern, mag zwar wahltaktisch erfolgreich sein, nicht aber langfristig für die deutsche Gesellschaft", sagte Michael Hüther, Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Auch das Mitglied im Rat der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, kritisierte, eine Experten-Kommission, die sich in der nächsten Legislaturperiode mit der Zukunft des Rentensystems auseinandersetzen solle, dürfe eine weitere Erhöhung des Rentenalters nicht ausklammern.

Merkel hatte sich am Sonntagabend beim TV-Duell mit SPD-Chef Martin Schulz darauf festgelegt, dass die Union die Rente mit 70 nicht anstrebe. Dieser SPD-Vorwurf sei falsch. Allerdings hatten etliche CDU-Vertreter, darunter Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der CDU-Wirtschaftsrat oder die Mittelstandsvereinigung von CDU/CSU, in der Vergangenheit gefordert, das Rentenalter vor allem wegen der weiter steigenden Lebenserwartung nach 2030 weiter anzuheben. Bis dahin steigt es schrittweise auf 67 Jahre. Darüber wolle sie nicht hinausgehen, sagte Merkel jetzt.

"Die nächste Legislaturperiode ist die letzte, in der es demografisch geschmeidig aussieht", warnte dagegen Hüther. Danach werde die Alterung immer deutlicher. Die Rente mit 67 werde 2030 erreicht sein. "Dann weiter zu machen, muss heute entschieden werden. Nur so bekommen die Menschen verlässliche Bedingungen, um sich darauf einstellen zu können", so Hüther. "Das Thema muss in der nächsten Legislaturperiode zur Entscheidung kommen", forderte er.

Auch Feld erklärte, der Wirtschafts-Sachverständigenrat der Bundesregierung habe vorgeschlagen, das Renteneintrittsalter an die längere Lebenserwartung zu koppeln. "Das ist keine Rente mit 70, aber könnte je nach demografischer Entwicklung darauf hinauslaufen", sagte der Freiburger Ökonom.

(mar)
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