Krankenkassen kritisieren lange Verweildauer NRW-Patienten liegen am längsten im Krankenhaus

Berlin/Düsseldorf · Im Durchschnitt liegen Patienten in Deutschland heute nur noch 8,4 Tage lang im Krankenhaus – nach 13 Tagen noch vor zwei Jahrzehnten. Aber sie werden schneller eingewiesen. Gegenüber dem Vorjahr mussten je 1000 Versicherte vier Menschen mehr stationär behandelt werden – 190 statt 186. Damit stieg unter dem Strich die gesamte Verweildauer in den deutschen Kliniken erneut an. Besonders auffällig: Die längste Verweildauer verzeichnete der jüngste Krankenhausreport der Barmer-GEK in NRW.

Was Patienten in NRW an ihren Ärzten ärgert
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Foto: DAK

Im Durchschnitt liegen Patienten in Deutschland heute nur noch 8,4 Tage lang im Krankenhaus — nach 13 Tagen noch vor zwei Jahrzehnten. Aber sie werden schneller eingewiesen. Gegenüber dem Vorjahr mussten je 1000 Versicherte vier Menschen mehr stationär behandelt werden — 190 statt 186. Damit stieg unter dem Strich die gesamte Verweildauer in den deutschen Kliniken erneut an. Besonders auffällig: Die längste Verweildauer verzeichnete der jüngste Krankenhausreport der Barmer-GEK in NRW.

Um einen echten Vergleich zwischen den Bundesländern zu ermöglichen, standardisierten die Statistiker die Versichertendaten anhand der Geschlechts- und Altersstruktur deutschlandweit. Dann rechneten sie ihre Patientendaten um und kamen zu dem Ergebnis, dass je 1000 Versicherungsjahre in NRW im vergangenen Jahr 2068 Krankenhaustage zu verzeichnen waren. Das ist bundesweit Spitze und deutlich mehr als etwa in Rheinland-Pfalz (1957 Tage) oder Baden-Württemberg (1666 Tage). Die längste Verweildauer unter allen Bundesländern kam zustande, obwohl es in Nordrhein-Westfalen mit 228 Krankheitsbehandlungen je 1000 Versicherungsjahre weniger Fälle gab als etwa in Sachsen-Anhalt (230) oder Thüringen (234).

Auch die AOK Rheinland/Hamburg moniert, dass NRW-Kliniken Patienten besonders lange und oft behandeln. "In NRW gibt es circa 15.000 Klinik-Betten zu viel. Um diese auszulasten, neigen Kliniken dazu, überflüssige Operationen und Untersuchungen anzubieten", sagte Günter Wältermann, Chef der größten Kasse in NRW, unserer Zeitung. Er hoffe, dass die Landesgesundheitsministerin den Abbau entschlossen angehe. "Dieser Umbau sollte auch zugunsten der ambulanten Versorgung erfolgen." Die 404 Krankenhäuser in NRW halten 121.000 Betten vor.

Die Krankenhausgesellschaft NRW (KG NW) wies die Kritik der Kassen zurück: "Die Zahl der Betten sagt nichts aus, schließlich werden Kliniken nicht nach Liegezeiten, sondern nach Fallpauschalen bezahlt", sagte ein KG NW-Sprecher. Man stelle sich aber der Kritik und arbeite am neuen Bettenplan des Landes mit. Die längere Verweildauer sei doch zum Wohle der Patienten, so der Sprecher. "NRW-Kliniken entlassen die Patienten eben erst, wenn sie auch gesund sind." Zudem müsse man sozioökonomische Faktoren berücksichtigen: "Wir haben gerade im Ruhrgebiet viele Arbeitslose und Arme." Bei ihnen sei das Krankheitsrisiko höher.

Unter den Erkrankungen mit den meisten Krankenhaustagen liegen die psychischen Störungen mit einem Anteil von 17,7 Prozent (Vorjahr: 17,1) weiter an der Spitze. Neue Erkenntnisse liefert der Report für Männer, die unter Prostatakrebs leiden. Selbst die radikale Entfernung führe nicht zu einem längeren Leben, jede Behandlung könne jedoch unangenehme Nebenwirkungen auslösen.

(may-)
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