Eingriff gegen Kurskapriolen Porsche will Absturz der VW-Aktie verhindern

Frankfurt/Main (RPO). Der Kurs der Volkswagen-Aktien ist in den vergangenen Tagen teilweise dramatisch angestiegen. Jetzt will die Deutsche Börse den Anteil der Aktie an der Dax-Indexgewichtung auf zehn Prozent verringern. Um weitere Kursturbulenzen zu vermeiden, kündigte Porsche an – je nach Marktlage – Kurssicherungsgeschäfte in Höhe von bis zu fünf Prozent der VW-Stammaktien aufzulösen.

 Am Dienstag hat die VW-Aktie teilweise die 1000-Euro-Hürde geknackt. Jetzt soll ihr Dax-Anteil gedeckelt werden.

Am Dienstag hat die VW-Aktie teilweise die 1000-Euro-Hürde geknackt. Jetzt soll ihr Dax-Anteil gedeckelt werden.

Foto: ddp, ddp

Frankfurt/Main (RPO). Der Kurs der Volkswagen-Aktien ist in den vergangenen Tagen teilweise dramatisch angestiegen. Jetzt will die Deutsche Börse den Anteil der Aktie an der Dax-Indexgewichtung auf zehn Prozent verringern. Um weitere Kursturbulenzen zu vermeiden, kündigte Porsche an — je nach Marktlage — Kurssicherungsgeschäfte in Höhe von bis zu fünf Prozent der VW-Stammaktien aufzulösen.

Die Aktien des größten europäischen Autokonzerns Volkswagen hatten am Dienstag ihren Höhenflug fortgesetzt. Am Vormittag knackten die Papiere an der Frankfurter Börse kurzzeitig die 1000-Euro-Marke. Zum Handelsende am Dienstag hatte Volkswagen ein Gewicht von 27 Prozent im Dax.

Um 10.40 Uhr notierten die Papiere mit einem Aufschlag 70 Prozent bei 884,52 Euro. Zuvor hatten die Papiere einen vorläufigen Höchstwert von 1005,01 Euro erreicht. Bereits am Vortag legte die Aktien um 146,6 Prozent auf 520,00 Euro zu.

Mit der Kappung der VW-Aktie ändern sich auch die Gewichte der übrigen Dax-Konstituenten. Grundlage für die Neuberechung werden die Xetra-Schlußkurse am kommenden Freitag, 31. Oktober, sein. Der nächste reguläre Termin für die Indexanpassung ist der 22. Dezember.

Porsche hatte am Wochenende überraschend mitgeteilt, bereits 42,6 Prozent der VW-Anteile zu halten und Optionen auf weitere 31,5 Prozent zu besitzen und damit den fulminanten Kursanstieg ausgelöst. In den kommenden Wochen wollen die Stuttgarter die 50-Prozent-Hürde nehmen. Für 2009 ist ein Beherrschungsvertrag geplant. Dann will Porsche 75 Prozent an VW halten.

Porsche lehnt Verantwortung für Kurssprung ab

Um weitere Kursturbulenzen zu vermeiden, kündigte Porsche an — je nach Marktlage — Kurssicherungsgeschäfte in Höhe von bis zu fünf Prozent der VW-Stammaktien aufzulösen. Das könne dazu führen, dass sich die Liquidität der VW-Stammaktie erhöhe.

Porsche lehnte jedoch die Verantwortung für den Kurssprung ab. Dem Unternehmen lägen Informationen vor, wonach spekulativ handelnde Leerverkäufer, so genannte Shortseller, zur Erfüllung ihrer Lieferverpflichtungen VW-Stammaktien kaufen mussten, teilte der größte VW-Aktionär in Stuttgart mit. Dies habe zu dem massiven Anstieg geführt.

Niedersachsen lehnt Verkauf von Porsche-Anteilen ab

Niedersachsens Ministerpräsident Wulff sprach sich für mehr Transparenz aus. "Wir sind der festen Überzeugung, dass es mehr Transparenz geben muss, dass es Register geben muss, wo man einsehen kann, welche Optionen wo vereinbart sind", sagte er im ARD-"Morgenmagazin". Zudem regte er eine Überprüfung von sogenannten Leerverkäufen an. Das Land Niedersachsen ist nach Porsche der zweitgrößte VW-Aktionär und hält 20,1 Prozent an dem Unternehmen.

Einen Verkauf seiner Beteiligung lehnt Niedersachsen allerdings ab. "In der Sekunde, wo wir beginnen würden, Aktien zu verkaufen, würde der Kurs ins Bodenlose stürzen", erläuterte Wulff. "Wir halten die Beteiligung ja nicht um Gewinne zu machen, sondern aus strategischen Gründen, weil VW von überragender Bedeutung für das Land Niedersachsen ist", fügte er hinzu. Die Reduzierung der Gewichtung der VW-Aktie im Börsenleitindex DAX durch die Deutsche Börse bezeichnete Wulff als "absolut richtig".

VW-Aktie wird für Hedge-Fonds zum Debakel

Der dramatische Anstieg der Volkswagen-Aktie wird zum Milliardendebakel für eine Reihe von Hedge-Fonds. Nach Informationen des "Handelsblatts" aus Bankkreisen hat allein der Londoner Hedge-Fonds Marshall Wace mehr als fünf Milliarden Euro verloren.

Auch der von der Wall-Street-Legende Richard Perry geführte New Yorker Fonds Perry Capital, hat sich den Kreisen zufolge in gigantischem Ausmaß verspekuliert. Außerdem ist auch der Investor Greenlight Capital (New York) mit seinem Volkswagen-Engagement tief im Minus.

Die Finanzmanager wurden allesamt von dem spektakulären Ausschlag der VW-Aktie überrascht. Sie hatten auf fallende Kurse spekuliert und sich zu diesem Zweck Aktien bei ihren Banken geliehen. Diese wurden dann verkauft. Ziel war es, die Aktien später zu niedrigeren Kursen zurückzukaufen. Die Differenz zwischen Leihkurs und Verkaufskurs, abzüglich einer Gebühr, wäre dann der Gewinn für die Hedge-Fonds gewesen.

(afp2)
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