Pressestimmen "Panama Papers": "Eine Affäre, die uns wohl noch lange beschäftigen wird"
Die Enthüllungen mehrerer internationaler Medien, darunter der "Süddeutschen Zeitung, über in Panama gegründete Briefkastenfirmen beschäftigt auch die Kommentatoren der internationalen Presse. Ein Blick in die Kommentarspalten.
Süddeutsche Zeitung: "Die Geheimnisse der 'Panama Papers' müssen ans Licht.
Dieses Interesse ist kein voyeuristisches. Aber wenn ein Staat – wie im Fall USA/Snowden – sich mit fortwährendem Rechtsbruch Informationen über die eigenen Bürger verschafft oder eine Staatengemeinschaft – wie jetzt im Falle Offshore – nichts oder nicht genug dagegen unternimmt, dass verbrecherische Regime durch Verstöße gegen UN-Sanktionen Kriege finanzieren, dann darf dies nicht verborgen bleiben."
Die Welt: "Die Panama Papers zeigen aber auch, wie wichtig eine freie und gesunde Presse ist, um Missstände aufzudecken und wenn möglich zu beheben. Bis zu 400 Journalisten haben weltweit ein Jahr lang daran gearbeitet, den Datenberg durchzuarbeiten und Hinweisen nachzugehen. Das ist angesichts der Krise des Journalismus in vielen Ländern keine Selbstverständlichkeit mehr. Denn wo Geld zur Finanzierung von Journalismus fehlt, mangelt es auch an investigativen Ressourcen. In diesem Fall haben viele Journalisten gemeinsam im besten Sinne aufklärerisch gewirkt und Licht in eine Grauzone des internationalen Finanzsystems gebracht. Eine Affäre, die uns wohl noch lange beschäftigen wird."
Frankfurter Rundschau: "Argumente, gegen den Steuerbetrug zu kämpfen, gab es also auch vor den 'Panama Papers' schon genug. Das dem Fiskus vorenthaltene Geld schmälert die Einnahmen der Staaten, zerstört Gesellschaften und verschafft unehrlichen Firmen Wettbewerbsvorteile. Die jetzigen Veröffentlichungen müssen deshalb vor allem Ansporn dafür sein, entschiedener gegen Steuerbetrug vorzugehen als bisher."
Stuttgarter Nachrichten: "Mag also sein, dass auch in anderen Ländern manch ein Mensch, der weit vom Bezug eines Mindestlohns entfernt ist, unruhig schläft. Allerdings: Firmen zu gründen ist nicht illegal, selbst in Panama nicht. Dass die Prominenz Gesetze verletzt hat muss erst noch bewiesen werden. Die Rechercheergebnisse sind für die Staatsanwaltschaften dabei eine Hilfe, sie sind keine Garantie, dass es zu Verurteilungen kommt."
Tages-Anzeiger (Schweiz): "Aber die Panama Papers zeigen, dass unter dem Siegel der Verschwiegenheit eben nicht nur legale Geschäfte getätigt oder Steuern gespart, sondern auch große Vermögenswerte zweifelhafter Natur verschoben wurden. Zu denken gibt namentlich das Finanzgebaren von Wladimir Putins Entourage, also das Umfeld des zweitmächtigsten Mannes der Welt. Wie kann es sein, dass ein russischer Cellist plötzlich die Kontrolle über ein Milliardenvermögen erhält und von Kriegen Putins profitiert?"
Corriere della Sera (Italien): "In den größten Finanzskandal der Geschichte in Verbindung mit Steuerhinterziehung sind Minister, Könige, Präsidenten, Milliardäre und Fußballspieler verwickelt. Die 'Panama Papers', 11,5 Millionen Dokumente, die in den Besitz von Journalisten gelangt sind, betreffen eine enorme Menge versteckten Offshore-Geldes. Geld, das in einigen Fällen sauber ist, meist schmutzig (durch Steuerhinterziehung), und manchmal sogar mit Blut befleckt (das Geld des organisierten Verbrechens). Die Anwaltskanzlei 'Mossack Fonseca' in Panama ist seit 1977 eine der besten Adressen in der Welt, an die man sich wenden kann, um Geld am Staat vorbei zu schleusen. Seit gestern wissen wir, wer die Kunden sind. Zehntausende Menschen in 200 Ländern. (...) Und die Ergebnisse der neun Monate dauernden Recherchen werden in den kommenden Tagen weiter verbreitet."
The Guardian (Großbritannien): "Der verborgene Wohlstand einiger der weltweit prominentesten politischen Führer sowie von Celebrities ist durch eine beispiellose undichte Stelle durch Millionen von Dokumenten enthüllt worden. Diese zeigen die unzähligen Wege, durch die die Reichen geheime Offshore-Steuer-Regelungen ausbeuten können. (...) Obwohl nichts Ungesetzliches daran ist, Offshore Unternehmen zu nutzen, so lassen die Papiere doch grundsätzliche Fragen über die Ethik solcher Steuerparadiese aufkommen. Und die Enthüllungen werden wahrscheinlich dringende Rufe nach Reformen eines Systems provozieren, von dem Kritiker sagen, dass es obskur und wie gemacht für Missbrauch ist."
Le Journal de la Haute-Marne (Chaumont in Ostfrankreich): "Die 'Panama Papers' bestätigen, was man bereits ahnte: Steuerparadiese sind nicht verschwunden. Internationale Abkommen haben zwar die Mauer des Bankgeheimnisses in der Schweiz, in Luxemburg und in Singapur niedriger gemacht. Aber es bleiben immer noch diese exotischen Orte, an denen ein Briefkasten ausreicht, um eine Scheinfirma zu besitzen und ganz legal zu betrügen. (...) Die Enthüllungen werden die Innenpolitik in zahlreichen Staaten durcheinanderbringen. Und auch Frankreich dürfte nicht ausgespart bleiben."
Hier finden Sie fortlaufend aktuelle Informationen zu den Panama Papers.