Neues Moodys Rating: "Ausblick negativ" Schlag für ein kriselndes Frankreich

Paris · Das negative Urteil zur Kreditwürdigkeit trifft Frankreich hart. Präsident Hollande hatte es mit seinen Reformen eigentlich abwenden wollen. Der Plan ist trotz aller Hoffnungs-Parolen gescheitert.

 "Ausblick negativ" mit dieser Wertung stufte die Rating Agentur Moodys Frankreich am Dienstag herab.

"Ausblick negativ" mit dieser Wertung stufte die Rating Agentur Moodys Frankreich am Dienstag herab.

Foto: dapd, Philipp Guelland

"Wir sind auf einem guten Weg", "Die wichtigsten Reformen sind eingeleitet" oder "Das Schlimmste ist überstanden" - mit Sätzen wie diesen versucht die neue sozialistische Regierung Frankreichs seit Wochen, die Ängste vor einem wirtschaftlichen Absturz des Landes zu zerstreuen. Unabhängige Experten sehen allerdings wenig Hoffnung auf einen baldigen Aufschwung.

Moodys-Analyse killt alle Versprechen

Am Dienstag zog nun auch die wichtige Ratingagentur Moody's die Konsequenz und stufte die Kreditwürdigkeit des Landes herab. "Ausblick negativ" - lautet das niederschmetternde Urteil. Nach den Euro-Krisenländern in Südeuropa droht eines der großen Schwergewichte der Eurozone, zum Problemfall zu werden.

Staatspräsident François Hollande und sein Regierungsteam bringt die Analyse der Rating-Experten in Erklärungsnot. Bei zuletzt vorgestellten Konjunktur- und Wachstumsprognosen hatten die Sozialisten stets betonen können, dass die jüngsten Reformpakete wie der "nationale Pakt für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit" nicht berücksichtigt wurden. Dieses Argument zieht nun bei der Moody's-Analyse nicht mehr.

Der Reformwillen sei da, urteilte auch die Ratingagentur. Es sei allerdings fraglich, ob dieser angesichts der schwierigen Lage die gewünschten Erfolge zeigen werde. Neben den trüben Wachstumsaussichten und den Strukturproblemen nannten die Experten dabei als Frankreichs Manko das zu große Bankensystem und die engen Handelsverflechtungen mit den Problemländern innerhalb der Eurozone.
Die Arbeitslosenquote in Frankreich liegt schon jetzt bei über zehn Prozent.

Experten sind einer Meinung

Die Analyse deckt sich mit anderen internationalen Experten. "Angesichts der rezessiven Tendenzen im Euro-Raum bereitet die Entwicklung in Frankreich zunehmend Sorgen", urteilte jüngst der Sachverständigenrat der deutschen Bundesregierung. Frankreich sei mittlerweile ein größeres Problem als Griechenland, Spanien oder Italien, sagt Mitglied Lars Feld.

Der genaue Blick auf das größte Nachbarland ist kein Zufall. Nach den Exportwerten ist Frankreich der mit Abstand wichtigste Handelspartner Deutschlands. Ein weiterer Niedergang der französischen Industrie und Verfall der Wirtschaftskraft würde unweigerlich negative Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft haben.

Die französische Regierung muss sich nun um Schadensbegrenzung bemühen. Am Dienstag machte sie den mangelnden Reformeifer der konservativen Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy und Jacques Chirac für die Herabstufung verantwortlich und warnte vor einer Überbewertung von Rating-Urteilen. Experten befürchten allerdings, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis Frankreich die negativen Auswirkungen der Herabstufung zu spüren bekommt und deutlich mehr Geld für Kredite ausgeben muss.

Als noch heikler gilt ein mögliche Herabstufung der Euro-Rettungsmechanismen ESM und EFSF, für die Frankreich zusammen mit den anderen Eurostaaten garantiert. Man prüfe die Auswirkungen des negativen Frankreich-Urteils, erklärte Moody's am Dienstag.

(dpa)
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