Sparkassen-Chefs erhalten mitunter mehr als die Kanzlerin So unterschiedlich verdienen Deutschlands Spitzenkräfte

Düsseldorf · Sparkassen-Chefs verdienen mitunter das Doppelte der Bundeskanzlerin, liegen in der Wirtschaft aber noch immer ziemlich weit hinten. Spitzenpersonal im öffentlichen Bereich könnte woanders meist wesentlich mehr Geld verdienen.

Deutschlands Spitzenkräfte im Verdienst-Vergleich
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Obwohl immer mehr Sparkassen dem Druck des NRW-Finanzministers nachgeben und die Bezüge ihrer Vorstände und Verwaltungsräte offenlegen, geht es der Opposition nicht schnell genug. "Das Transparenzgesetz gilt seit fast fünf Jahren. Trotzdem hat es der Finanzminister noch immer nicht geschafft, die gültige Rechtslage landesweit einheitlich bei allen Sparkassen umzusetzen", klagte am Mittwoch der FDP-Fraktionsvize im Landtag, Ralf Witzel.

99 der 105 NRW-Sparkassen veröffentlichen inzwischen die Bezüge jedes einzelnen Vorstandes und Verwaltungsrates, wie es das Transparenzgesetz seit Dezember 2009 vorschreibt. 2011 waren es erst 44. Seither erhöht der Minister den Druck und will nun auch die verbliebenen sechs zur vollständigen Veröffentlichung zwingen.

Walter-Borjans: Hartknäckigkeit der Landesregierung

NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans selbst wertet die rapide gestiegene Zahl der gesetzestreuen Sparkassen als Erfolg: "Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen hat mit Hartnäckigkeit und Konsequenz das Ziel verfolgt, das erste Bundesland mit transparenten Vergütungszahlungen bei Führungskräften und Aufsehern im öffentlichen Bereich zu werden", sagte er am Mittwoch unserer Redaktion. "Bei den Sparkassen gibt uns der Erfolg recht."

Warum überhaupt das Tauziehen um die Veröffentlichung der Gehälter? Transparency-Rechtsanwalt Andreas Riegel versteht es jedenfalls nicht. "Das Beispiel der anderen Sparkassen, die die Bezüge der Verwaltungsräte und Vorstände veröffentlicht haben, hat doch gezeigt: Davon geht die Welt nicht unter."

Der Vergütungsexperte Heinz Evers sagt: "Die Bezahlung bei Sparkassen, aber auch im Genossenschaftsbereich ist relativ maßvoll. Ich sehe daher keinen Grund, warum man das nicht offenlegen sollte", sagt Evers. "Sein Gehalt in dieser Position so zu verstecken, das ist aus der Zeit gefallen." Anders als bei den NRW-Sparkassenchefs ist die Bezahlung von Volksbank-Vorständen nicht veröffentlichungspflichtig.

Auch in der freien Wirtschaft große Unterschiede

Spitzenkräfte in Deutschland sind aber längst nicht auch Spitzenverdiener. Das gilt in erster Linie für Politiker, was Ex-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück (SPD) zu Beginn seines pannenreichen Wahlkampfes auch öffentlich bedauerte. Was Bundeskanzlerin Angela Merkel beispielsweise im Jahr verdient, das bekommt VW-Vorstandschef Martin Winterkorn — der Bestverdiener unter den 30 Dax-Konzernen — pro Woche.

Doch auch in der freien Wirtschaft sind die Gehaltsunterschiede mitunter riesig. Dax-Schlusslicht Martin Blessing, der Chef der Commerzbank, bräuchte bei seinem derzeitigen Jahressalär fast elf Jahre, um Winterkorns Jahreseinkommen anzuhäufen. Und der Vorstandschef der Sparkasse Köln/Bonn verdient mehr, als Angela Merkel und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zusammen — immerhin die beiden mächtigsten Frauen im Land.

Das hat auch seinen Grund: Wer einen Job im öffentlichen Bereich annimmt, der tut das nicht unbedingt des Geldes wegen. "Der öffentliche Bereich ist ein Aufstiegssektor", sagt Vergütungsexperte Evers. "Da geht man nicht hin, um Geld zu verdienen, sondern um Macht auszuüben." Ähnliches gilt nicht nur für Politiker, sondern auch für Hochschul-Professoren.

"In der Privatwirtschaft würden die meisten von ihnen das Drei- bis Vierfache verdienen", sagt Evers. Im Schnitt kommen die Hochschulrektoren in NRW auf etwa 135.000 Euro Jahresgehalt. Doch auch die geistige Elite des Landes tut ihren Job nicht nur für Geld, sondern für eine bessere Sache — im Dienste der Wissenschaft. Mit solch edlen Argumenten können Sparkassen-Verwaltungsräte und Konzern-Kontrolleure ihr Spitzenpersonal nicht ködern.

(tor)
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