Frist für Steuererklärung endet Wo die Finanzämter genau hinschauen

Düsseldorf · Die Frist für die Abgabe der meisten Steuererklärungen endet heute. Eine Liste der Finanzverwaltung zeigt, bei welchen Themen die Beamten dieses Mal nachhaken wollen. Dazu gehören Fahrtkosten und die Immobilien-Vermietung.

Steuererklärung: Wo die Finanzämter genau hinschauen
Foto: dpa, hwi pzi tba

Ein Anhänger von Transparenz ist der scheidende NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) schon lange. Darum kauft das Land regelmäßig Daten-CDs, die Infos über Schwarzgeld im Ausland enthalten. Und darum lässt sich auf der Internetseite des Finanzministeriums nun auch - von der Öffentlichkeit und manchen Steuerberatern fast unbemerkt - eine spannende Liste finden. In dem Dokument "Prüffelder 2017" kündigt die Mehrzahl der mehr als 100 Finanzämter im Land an, welchen Bereich der Steuererklärungen sie sich dieses Jahr genau anschauen werden.

Nicht begeistert von der Publikation ist Thomas Eigenthaler, Bundesvorsitzender der Deutschen Steuergewerkschaft: "Die Veröffentlichung der Schwerpunkte für Prüfungen finde ich nicht gut. Daraus leiten doch viele Bürger indirekt ab, dass bei anderen Themen nicht so genau hingeschaut wird." Lob erhält der Minister vom Steuerzahlerbund NRW: "Diese ungewöhnliche Offenheit ist fair", erklärt Geschäftsführer Hans-Ulrich Liebern. "So können sich Bürger unabhängig von der allgemeinen Prüfung darauf einstellen, wo sie besonders genau arbeiten müssen und von Anfang an mehr Belege einreichen sollen."

Die Finanzverwaltung hat außerdem veröffentlicht, welche zwei Felder sie sich landesweit genau anschaut. Dies ist der "Verlustabzug bei Körperschaften gemäß Paragraf 8c Körperschaftssteuergesetz" - nun ja, ein Spezialthema. Zweitens soll überprüft werden, ob Selbstständige und Freiberufler geplante Investitionen möglicherweise zu großzügig vorweg von der Steuer abgesetzt haben. Das kann jetzt zu hohen Nachzahlungen führen, wenn das Geld doch nicht ausgegeben wurde.

Prüfung von Arbeitszimmern

Aber auch "normale" Bürger nimmt der Fiskus ins Visier. So ergibt sich aus der Liste, dass in den Ämtern Solingen, Duisburg-West, Hilden und Kleve Fahrtkosten ein besonderes Thema dieses Jahr sind. Das ist ein Aspekt, der bei einem neuen Job allerdings sowieso immer relativ genau überprüft wird. Kein Finanzamt kündigt zwar die genaue Prüfung von Arbeitszimmern an, aber Praktiker berichten, dass die Finanzbeamten hier gerade bei der ersten Angabe häufig nachfragen. Richtig gute Karten haben dabei bekanntermaßen aber nur Lehrer. Aber selbst diese können nur magere 1250 Euro im Jahr ansetzen.

Die Kosten doppelter Haushaltsführung von Berufstätigen werden oft gerade beim Erstantrag nachgerechnet - dies kündigt explizit das Finanzamt Duisburg-West an. In Viersen wollen sich die Finanzbeamten die Vermietung von Ferienwohnungen genauer anschauen.

Bei einer ganzen Kette an Finanzämtern wie Düsseldorf-Süd, Moers, Wesel, Duisburg- West, Dortmund-Ost oder auch Aachen Stadt und Aachen Kreis wird unter die Lupe genommen, wie vermietete Immobilien erstmals oder auch in der Folge versteuert werden. "Da geht es oft um hohe Beträge", erklärt Gewerkschaftler Eigenthaler. "Und die Festlegung der erlaubten Abschreibung wirkt sich dann ja viele Jahre steuermindernd aus. Außerdem gibt es immer wieder den Verdacht, dass über eine vermietete Immobilie Kosten abgerechnet werden, die in Wahrheit zum selbstbewohnten Haus gehören."

"Schwierige Sachverhalte mit klaren Rechnungen belegen"

Eigenthaler rät: "Steuerzahler sollten kompliziertere Sachverhalte, bei denen es eben nicht um Routine geht wie hohe Kosten für Handwerker, genau erläutern. So vermeiden sie unnötige Nachfragen. Und sie sollten schwierige Sachverhalte mit klaren Rechnungen belegen können."

Dies gilt auch für "außergewöhnliche Belastungen", die laut Liste in Kempen und Krefeld speziell unter die Lupe genommen werden. "Solche Ausgaben wie hohe Arztrechnungen oder Pflegekosten sind traditionell ein wichtiges Thema", sagt dazu der Düsseldorfer Steuerberater Klaus Schmidt, "wenn die Finanzbeamten da jede Angabe einfach nur abhaken würden, wäre das ja regelrecht erstaunlich."

Die ungewöhnlichste Spezialprüfungen kündigt das Finanzamt Düsseldorf-Mettmann an: Es will schauen, ob Schulgelder für Privatschulen auch wirklich korrekt angegeben wurden.

Die gesamte Liste finden Sie hier.

(kowa)
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