Abgaben Ab jetzt gibt es weniger Netto vom Brutto

Düsseldorf · Der Steuerzahler-Bund hat die Abgaben-Last für Muster-Haushalte der Region ermittelt. Die kalte Progression schlägt wieder zu. Höhere Pflege-Beiträge zehren die Senkung der Rentenbeiträge auf.

Wieviel Netto bleibt vom Brutto – eine Übersicht
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Wieviel Netto bleibt vom Brutto?

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Foto: dpa, dan pzi htf jai

In diesen Tagen erhalten Arbeitnehmer ihre erste Lohnabrechnung für 2015. Das Ergebnis fällt ernüchternd aus: Von den steigenden Bruttolöhnen kommt nur ein Bruchteil im Portemonnaie an. Das zeigt sich auch bei den Musterhaushalten der Region, für die der Bund der Steuerzahler die Abgaben-Belastung berechnet hat. "Grund sind vor allem die heimlichen Steuererhöhungen", sagt Volker Stern, Experte des Steuerzahler-Bundes. Der progressive Steuertarif führt dazu, dass die Lohnsteuer prozentual stärker steigt als die Bruttolöhne - die "kalte Progression" schlägt zu.

Für die Musterrechnung hat Stern unterstellt, dass die Bruttolöhne (wie im Durchschnitt der Industrie) um 2,1 Prozent steigen. Die minimale Senkung der Ökostrom-Umlage von 6,24 auf 6,17 Cent je Kilowattstunde berücksichtigt er in der Rechnung ebenso wie die unverändert gebliebene Rundfunk-Gebühr.

Single aus Düsseldorf Der Single profitiert, wie alle Arbeitnehmer, von der Senkung des Beitrags zur gesetzlichen Rentenversicherung um 0,2 Prozentpunkte. Doch diese wird aufgezehrt durch die Anhebung der Pflegeversicherungs-Beiträge um 0,3 Prozentpunkte. Bei dem Gutverdiener macht sich zudem die Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze in der Krankenversicherung auf 4125 Euro im Monat bemerkbar. Unterm Strich erhöhen sich die direkten Abzüge (Steuern und Sozialabgaben) des Singles von 44,8 auf 44,9 Prozent des Bruttolohns. Prozentual gibt es also weniger Netto vom Brutto. Als Raucher (20 Zigaretten am Tag) trifft ihn auch die Erhöhung der Tabaksteuer zum Januar 2015, als Düsseldorfer ereilt ihn zudem die Erhöhung der Müllgebühren. Inklusive indirekter Steuern und Arbeitgeber-Beiträge liegt die Gesamtbelastung hier bei stolzen 62,5 Prozent.

Alleinerziehende aus Krefeld Selbst bei Alleinerziehenden schlägt die kalte Progression zu. Auch von der für 2015 geplanten Anhebung des Kindergeldes hat die Mutter - wie alle anderen Eltern - nichts, da das Gesetz noch nicht beschlossen ist. So steigt auch bei der Alleinerziehenden der Anteil der direkten Abzüge auf 22,1 Prozent. Die Gesamtbelastung mit allen Abgaben beträgt 47,5 Prozent.

Doppelverdiener-Ehepaar aus Neuss Eigentlich will der Staat Familien besonders fördern. Doch auch bei der Muster-Familie aus Neuss steigt die Belastung mit direkten Abgaben von 20,8 auf 21,1 Prozent. Immerhin können hier gleich zwei Verdiener von der zunehmenden Abzugsfähigkeit der Rentenversicherungsbeiträge profitieren. 2014 können alle Arbeitnehmer 78 Prozent der Beiträge absetzen. Doch auf höhere Kinderfreibeträge muss die Familie noch warten.

Rentner-Ehepaar aus Duisburg Nach der Anhebung im Juli liegt die Bruttorente um 1,67 Prozent höher. Doch auch bei Senioren steigen die Abgaben: Sie zahlen mehr für die Pflegekasse, profitieren aber nicht von sinkenden Beiträgen zur Rentenversicherung. Die direkte Belastung steigt auf 10,6 Prozent, wenngleich dies viel weniger ist als bei der Alleinerziehenden.

Fazit von Stern: "Im internationalen Vergleich bleibt die Belastung von Arbeitnehmern in Deutschland extrem hoch. Die kalte Progression muss ausgeschaltet werden."

(RP)
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