Strompreise steigen EEG-Umlage steigt auf 6,354 Cent pro Kilowattstunde

Berlin · Die Umlage zur Förderung des Ökostroms steigt 2016 moderat an. Die starke Wind- und Solarstromproduktion und der niedrige Börsenstrompreis steigern die Kosten. Die Wirtschaft setzt sich für ein komplett neues Fördersystem ein.

Für einen durchschnittlichen Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden Strom bedeutet dies 2016 einen Anstieg der jährlichen Stromkosten um 7,70 Euro. Angesichts der höheren Kosten drängt die deutsche Wirtschaft auf ein komplett neues Fördersystem für den Ökostrom.

Betreiber von Wind- und Solaranlagen erhalten eine auf 20 Jahre festgelegte garantierte Vergütung. Ihr Strom wird an der Börse gehandelt und verkauft. Die Differenz zwischen Börsenstrompreis und garantierter Vergütung wird durch die EEG-Umlage ausgeglichen. Durch die starke Wind- und Solarstromproduktion ist der Börsenstrompreis weiter gesunken — und vor allem deshalb steigt paradoxerweise die EEG-Umlage. Verbraucherverbände kritisieren seit Langem, dass die Stromkonzerne die Vorteile, die sie durch den günstigeren Stromeinkauf an der Börse gewinnen, kaum an ihre Kunden weitergeben.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) drängt angesichts der höheren EEG-Umlage, die auch die Unternehmen belastet, auf ein neues Fördersystem: Statt wie bisher nur auf der Angebotsseite soll es auch auf der Nachfrageseite des Marktes ansetzen. "Trotz aller politischen Ankündigungen steigt die EEG-Umlage wieder an und bringt neue Milliardenlasten für Unternehmen und Bürger", sagte Achim Dercks, Vize-Hauptgeschäftsführer des DIHK. Ein Grund dafür seien fehlende Vermarktungsalternativen von Ökostrom. "Der EEG-Strom kann heute nicht direkt als Grünstrom an unsere Unternehmen verkauft werden, sondern wird an der Strombörse gehandelt oder besser gesagt: verramscht." Der DIHK schlägt daher einen "zweiten Weg" vor. "Anlagen erhalten keine EEG-Förderung mehr, bekommen dafür aber Grünstromzertifikate", so Dercks. "Für diesen Strom entfällt zudem für den Abnehmer die EEG-Umlage."

Nachfrage in der Wirtschaft nach Ökostrom sei genügend vorhanden. Der DIHK stützt sich auf eine aktuelle Verbandsumfrage, wonach mehr als ein Drittel oder 37 Prozent der befragten Unternehmen bereit wären, mehr Geld für den Bezug von Ökostrom aus Deutschland auszugeben, wenn dieser als solcher gekennzeichnet, zertifiziert und damit als Werbebotschaft auch verwendbar wäre. Neun Prozent der Unternehmen würden einen Preisaufschlag von bis zu fünf Prozent gegenüber dem Standardtarif akzeptieren, drei Prozent von bis zu zehn Prozent und vier Prozent sogar noch höhere Aufschläge. Bisher wird deutscher Ökostrom aber nicht zertifiziert. Deshalb beziehen viele Unternehmen ihren Ökostrom lieber aus dem Ausland, etwa von skandinavischen Wasserkraftanlagen.

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"Rund jedes dritte Unternehmen ist bereit, mehr für ein deutsches Grünstromprodukt zu bezahlen, wie unsere Umfrage zeigt", sagte Dercks. "Die Bundesregierung sollte die im EEG angelegte Möglichkeit für eine alternative Grünstromvermarktung rasch nutzen und dadurch den weiteren Anstieg der EEG-Umlage in den kommenden Jahren dämpfen."

Der Umfrage zufolge ist der Ökostrom-Verbrauch in der Wirtschaft auf dem Vormarsch. 22 Prozent der Unternehmen gaben an, 2015 Ökostrom zu beziehen. 2014 waren es erst 19 Prozent. Die Nachfrage in der Wirtschaft stockt jedoch: Der Umfrage zufolge planen aktuell nur weitere sieben Prozent der Unternehmen, mehr Ökostrom zu kaufen. 2014 waren es noch neun Prozent.

Kostensteigerungen für Stromkunden und Unternehmen stehen künftig auch an, weil die Bundesregierung entschieden hat, die umstrittenen Stromautobahnen nach Bayern in die Erde zu verlegen. Durch die Erdkabel steigen für die Verbraucher die Netzentgelte.

(mar)
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