Kundenfreundliche Kasse Wenn das Bargeld aus dem Supermarkt kommt

Düsseldorf · Immer mehr Einzelhändler bieten Kunden die Möglichkeit, an den Kassen Bargeld abzuheben. Das Angebot ist vielen aber noch unbekannt und wird kaum genutzt. Ebenso wie das kontaktlose Bezahlen per Smartphone-App.

 Die Kasse in einem Supermarkt (Archivfoto).

Die Kasse in einem Supermarkt (Archivfoto).

Foto: dpa

Die Liebe der Deutschen zum Bargeld ist noch längt nicht erkaltet - jedenfalls nicht bei den Älteren. Darauf hat längst auch der Einzelhandel reagiert. Supermärkte, Tankstellen und Baumärkte bieten ihren Kunden die Möglichkeit, an ihren Kassen Bargeld zu bekommen. Dieser Service ist in der Breite allerdings noch relativ neu und unbekannt, wenngleich etwa die Supermarktkette Rewe ihn bereits seit Jahren anbietet.

Das liege laut Kerstin Schultz, Expertin beim Marktwächter Finanzen in der Verbraucherzentrale (VZ) Sachsen, daran, dass der Gang zum Geldautomaten über Jahrzehnte die einzige Möglichkeit war, an Bargeld zu kommen. "Neue Systeme müssen erstmal bekannt werden und eine gewisse Breitenwirkung entfalten", sagt sie.

Im Oktober und November des vergangenen Jahres wurden im Auftrag der sächsischen Verbraucherschützer mehr als 1000 Menschen für eine repräsentative Umfrage zum Thema Bargeld befragt. Das Ergebnis: 78 Prozent der Befragten nutzen die Möglichkeit, Geld abseits der Bankautomaten von ihrem Konto abzuheben, nicht. Trotzdem bieten immer mehr Einzelhändler den Service an, wie Anfragen unserer Redaktion zeigen.

Ab einem Einkaufswert von zehn oder 20 Euro können Kunden kostenfrei Bargeld bekommen, wenn sie im Markt mit EC-Karte zahlen. An Shell-Tankstellen entfallen der Mindesteinkaufswert und die Auszahlungsbegrenzung komplett, dort können jedoch nur Kunden der Cashgroup Geld abheben. Zu der gehören unter anderem die Deutsche Bank und die Commerzbank.

Sogar per Smartphone ist Geldabheben inzwischen möglich. Einer der großen Anbieter, dessen System "Barzahlen" beispielsweise Rewe, dessen Discounter-Tochter Penny und die SB-Warenhauskette Real nutzen, ist Cash Payment Solutions. Das Start-up wurde vor knapp sieben Jahren gegründet. Will der Kunde Geld abheben, erhält er einen Barcode, den er zuvor in seiner Bank-App angefordert hat, auf den Bildschirm. Wird dieser an der Kasse erfasst, kann das Geld ein- oder ausgezahlt werden.

Auch wenn bislang nur wenige Banken mitmachen: In rund 10.000 Einzelhandels-Filialen ist das System verfügbar, Tendenz steigend. Für die Einzelhändler bietet der Abhebe-Service laut Branchenexperten Vorteile. Sie versprechen sich eine stärkere Kundenbindung. Denn für die kann es durchaus bequem sein, den Einkauf und das Geld-Abheben in einem zu erledigen. Zudem sichert der Mindesteinkaufspreis einen gewissen Umsatz.

Besonders jüngere Kunden spricht das Angebot offenbar an, das zeigen Umfragen. Die Deutsche Bundesbank bestätigt diesen Trend. Gleichzeitig verzichten immer mehr junge Menschen generell aufs Barzahlen. Die logische Konsequenz: Viele Einzelhändler bieten Kunden schon die Möglichkeit, ihre Einkäufe via Smartphone-App zu bezahlen.

Dieser Trend befindet sich laut Kerstin Schultz aber noch ganz am Anfang. Laut Umfrage der Verbraucherzentrale nutzen nur drei Prozent der Befragten dieses Zahlungsmittel. "Wir werden und müssen auch nicht kurz- und mittelfristig ein schwedisches Niveau erreichen", sagt sie. Dort gilt die Bargeld-Zahlung als fast ausgestorben. Bezahlt wird per Smartphone oder Karte.

Die Deutschen seien dagegen eher skeptisch - wegen Datenschutz- und Sicherheitsbedenken, dem Wunsch, nicht seine Ausgabenpraxis preiszugeben. "Letztlich ist es aber eine Generationenfrage", sagt sie.

(maxk)
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