Funde in Emsland Wieder PCB in Bio-Eiern

Hannover · Von einem inzwischen gesperrten Biohof im Emsland sind PCB-belastete Eier in sieben Bundesländer geliefert worden. Wie das Landwirtschaftsministerium in Hannover am Mittwoch mitteilte, seien in dem betreffenden Zeitraum 268.000 Eier außer nach Niedersachsen nach bisherigem Ermittlungsstand auch nach Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie in das Saarland geliefert worden.

Dioxine - giftig, gefährlich und allgegenwärtig
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Foto: dapd

Die Eier des Betriebs mit 12.000 Hennen seien aus dem Handel zurückgerufen worden.
Um die Ursache zu ermitteln, wird zunächst das Futter und später gegebenenfalls auch der Boden untersucht. Eine unmittelbare Gesundheitsgefahr durch den Verzehr von belasteten Eiern bestehe nicht, erklärte das Ministerium. Der Erzeugercode des Betriebes laute 0-DE-0356091. Eier mit diesem Stempelaufdruck und einem Mindesthaltbarkeitsdatum vom 14. Juni und früher sollten vernichtet oder dem Handel zurückgegeben werden.

Einen Zusammenhang mit drei ebenfalls belasteten Höfen im Kreis Aurich sowie einem weiteren Biohof im Kreis Oldenburg gebe es nicht, so das Ministerium. In Oldenburg war der Bodenbelag unter einem Hühner-Auslauf als Ursache ausgemacht worden. Aufschluss über die Belastung bei den weiterhin gesperrten Höfen im Kreis Aurich erhofft man sich von Untersuchungen, deren Ergebnisse in Kürze erwartet werden.

Trotz der Probleme mit PCB-belasteten Eiern in Niedersachsen und mehrerer Fälle in Nordrhein-Westfalen zeige sich, dass das nach dem Skandal um Dioxin in Futtermitteln vor eineinhalb Jahren verschärfte Kontrollsystem greife, erklärte eine Ministeriumssprecherin. Wenn die von den Landwirten selber in Auftrag gegebenen und vorgeschriebenen Kontrollen Unregelmäßigkeiten ergeben, werden diese gleich auch den Behörden gemeldet. Für ein Vertuschen oder Verzögern ist somit kaum noch Luft.

Der neue Fund von Dioxin-Eiern verunsichert die Verbraucher. Die Mengen des in den Eiern gefundenen Dioxins und des verwandten, ebenfalls gefährlichen Stoffes PCB stellen nach Behördenangaben zwar keine akute Bedrohung dar. Aber sie reichern sich im Körper an und können auf Dauer die Gesundheit schädigen. Deshalb sollten Verbraucher versuchen die Belastung zu minimieren.

Wie können sich Verbraucher über belastete Eier informieren?

Ob ein Ei belastet ist, verrät der Erzeugercode, der auf jedes Ei gestempelt ist und den Herkunftsbetrieb verrät. Im aktuellen Fall aus Niedersachsen handelt es sich um den Erzeugercode 0-DE-0356091. Eier mit diesem Aufdruck könnten betroffen sein, wenn sie zugleich die Mindesthaltbarkeitsdaten 14.06.2012 und später tragen. Die Überwachungsbehörden veröffentlichen die Warnungen samt der Kennungen betroffener Eier oder anderer Produkte auf www. lebensmittelwarnung.de. Wer stets auf dem neuesten Stand sein will, kann sich Hinweise auf neue Meldungen über den Internet-Kurznachrichtendienst Twitter schicken lassen.

Sind Verbraucher mit Bioeiern auf der sicheren Seite?

Leider nein, wie auch der jüngste Fall aus Niedersachsen zeigt. Bei dem betroffenen Betrieb handelt es sich laut Landes-Verbraucherschutzministerium um einen Biohof, der auf Freilandhaltung setzt. Schon bei ähnlichen Giftfunden in Eiern im Mai und April in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen waren Biohöfe betroffen. In einem Fall stellten Prüfer später fest, dass die Hühner dort PCB über den Asphalt aufnahmen, der am Rand ihres Freigeheges den Boden befestigte.

Gibt es Unterschiede zwischen Eiern aus Freilandhaltung und Ställen?

Flächen im Freien sind häufig stärker mit Dioxinen und PCB belastet als die Böden in geschlossenen Ställen und Käfigen. Weil die Hühner häufig im Boden scharren und Sand aufpicken, führt das nach Angaben der Verbraucherzentrale NRW generell zu einer höheren Grundbelastung der Eier.

Dioxine und PCB sind zwar längst verboten oder es gelten strengste Emissionsgrenzen, aber sie sind äußerst langlebig und häufig seit langem in der Umwelt vorhanden. Die Stoffe stammen unter anderem aus Müllverbrennungsöfen und aus bestimmten Kunststoffen. Die Moleküle verteilen sich mit der Zeit über das Wasser oder die Luft und haften vor allem an Bodenpartikeln sowie Pflanzen.

Kann ich Dioxine und PCB ganz vermeiden?

Nein, der Mensch kann die Gifte mit keinem seiner Sinne bemerken. Sie lassen sich weder riechen noch schmecken und durch Kochen oder Braten auch nicht beseitigen. Eine Belastung lässt sich lediglich minimieren. Hauptquelle der Dioxinaufnahme bei Menschen ist die Nahrung: 90 bis 95 Prozent der Belastung gelangt nach Angaben des Umweltbundesamts (UBA) auf diesem Weg in den Körper, nahezu Zweidrittel davon durch den Verzehr von Fleisch und Milchprodukten. Das liegt daran, dass sich die Gifte bevorzugt im Körperfett von Tieren ansammeln.

Weil auch Gewässer mit Dioxinen und PCB belastet sind, können zumindest sehr fetthaltige Fische wie Lachse und Heringe nach Angaben des UBA unter Umständen sogar schlimmer verseucht sein als Landtiere. Da diese aber nur in relativ kleinen Mengen konsumiert werden, sind sie als Belastungsfaktor nicht so entscheidend. Wer die Aufnahme der gefährlichen Gifte minimieren will, dem empfehlen Experten insgesamt, wenig fettreiche tierische Lebensmittel zu essen.

(dpa/AFP)
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