Beatrice Weder di Mauro Wirtschaftsweise hält Euro-Zusammenbruch für möglich

Berlin · Die Euro-Krise ist noch lange nicht überstanden. Davon sind viele Experten überzeugt. Die Wirtschaftsweise Beatrice Weder di Mauro geht noch weiter: Sie schließt ein Zusammenbruch des Euros im kommenden Jahr nicht aus.

Die Euro-Rettungsversuche im Überblick
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Foto: AFP

Das Mitglied im Sachverständigenrat, Beatrice Weder di Mauro, hält angesichts der immer größeren Spannungen im Euro-Raum ein Auseinanderbrechen der Währung im kommenden Jahr nicht mehr für unmöglich. Im Interview mit der "Bild"-Zeitung erklärte Weder di Mauro auf die Frage, ob der Euro 2012 auseinanderbreche: "Das wäre für alle Beteiligten schlimm - aber nicht mehr ganz auszuschließen."

Die Politik versuche seit fast zwei Jahren, die Krise einzudämmen und "Brandschutzmauern" zu ziehen. Allerdings reichten diese Mauern bisher nicht aus, sagte Weder di Mauro. In einem solchen Fall seien die Kosten unkalkulierbar.

Auch Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn rechnet nicht mit einer schnellen Lösung der Schuldenkrise - im Gegenteil. "Es kann sein, dass im nächsten Jahr größere Eruptionen stattfinden", sagte Sinn Reuters TV in einem am Mittwoch verbreiteten Interview. "Wir sind in einer wirklich existenziellen Krise des Euro. Solch eine Krise haben wir in der Nachkriegszeit noch nicht gesehen." Das könne auch politische Folgen haben. "Ich wage gar nicht, mir das alles auszumalen."

Deutsche laut Umfrage skeptisch

Mit dieser Einschätzung ist der Ifo-Chef nicht allein. Laut einer Umfrage ist eine überwältigende Mehrheit der Deutschen skeptisch in Bezug auf eine schnelle Krisen-Lösung. So sind 90 Prozent der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger überzeugt, dass außer Griechenland in naher Zukunft noch weitere Länder der Euro-Zone vor dem Bankrott gerettet werden müssen. Das ergab eine repräsentative Forsa-Meinungsumfrage im Auftrag des Finanzdienstleisters AWD.

Bei der Einschätzung, ob die Euro-Krise gestoppt werden kann, ist Deutschland gespalten: Die Auffassung, dass die Euro-Krise grundsätzlich in der Zukunft gestoppt wird, teilen 53 Prozent; eine knappe Minderheit ist anderer Meinung.

So will di Mauro den Euro retten

Zur Rettung der Gemeinschaftswährung schlug die Wirtschaftsweise erneut einen Dreiklang vor. "Überschuldete Euro-Staaten müssen sich langfristig einer Insolvenzregel unterwerfen. Die anderen müssen sich verpflichten, die Schulden abzubauen und die Staatshaushalte zu sanieren", sagte sie. Zugleich müssten die Schuldenquoten "mit einem Schuldentilgungspakt in 20 Jahren überall unter 60 Prozent fallen". Außerdem müssten die Zinsen kurzfristig durch gegenseitige Garantien auf ein realistisches Niveau gedrückt werden.

(APD)
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