Folkhard Isermeyer "Fleischkonsum der Deutschen ernährungsphysiologisch unnötig"

München · Agrarökonom Folkhard Isermeyer kritisiert den Fleischkonsum der Deutschen. "Der Verbrauch hat bei uns Dimensionen angenommen, die ernährungsphysiologisch unnötig sind."

Artgerecht? Sieben Antworten zum Fleischkauf
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Foto: dpa, Carsten Rehder

Das sagte der Präsident des Thünen-Instituts im Interview der "Süddeutschen Zeitung". Die Verbraucher hätten es in der Hand, weniger und dafür besser erzeugtes Fleisch zu kaufen.

Viele Menschen würden Billigfleisch kaufen, sich aber dennoch über Tierquälerei aufregen, kritisierte Isermeyer. "Die meisten Menschen scheinen eine Art Schere im Kopf zu haben: Eigentlich müssten sie wissen, was ihr Konsum bewirkt". Die Grundlage für eine verantwortungsvolle Nutztierhaltung müsse daher aus der Einstellung der Gesellschaft entstehen.

Dennoch könne auch nicht jede Kaufentscheidung nach einer "hochkomplexe öko-sozial-regionale Bilanz" ablaufen. Daher sei die Politik aufgefordert, mehr Verantwortung zu übernehmen.

Zudem sollten Billigfleisch-Angebote in Supermärkten aus Sicht eines Expertenkreises der Bundesregierung genauer unter die Lupe genommen werden. Die Regierung sollte Vermarktung und Angebot von Frischfleisch und Fleischprodukten in Bezug auf Preise und Mengen untersuchen, heißt es in einem am Donnerstag vorgelegten Bericht des "Kompetenzkreises Tierwohl" des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Zu begutachten sei insbesondere, ob es Verstöße gegen das Wettbewerbs- und Verbraucherschutzrecht gebe. Die Regierung sollte außerdem die Möglichkeit prüfen, Importe von Lebensmitteln zurückzuweisen, die unter Verstoß gegen Tierschutzbestimmungen erzeugt wurden.

Der beratende "Kompetenzkreis" war im Herbst von Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) eingesetzt worden. Dem Gremium unter Leitung des früheren niedersächsischen Landwirtschaftsministers Gert Lindemann (CDU) gehören Vertreter der Agrarbranche, von Kirchen und Wissenschaft sowie Verbraucher- und Tierschützer an. Schmidt hat eine Initiative gestartet, um zunächst auf freiwilliger Basis mehr Tierschutz durchzusetzen. Konkret soll es zum Beispiel für die Serien-Herstellung von Stalleinrichtungen ein Zulassungsverfahren geben, das Tierschutzkriterien umfasst. Der Beraterkreis empfiehlt jetzt zudem einen gemeinsamen Tierschutzplan von Bund und Ländern.

(KNA)
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