Ludger Van Bebber "Fluglärm ist in Weeze fast kein Problem"

Der Chef des Flughafens Weeze wehrt sich gegen den Vorwurf, einen überflüssigen Flughafen zu verwalten. Der Standort sei nicht nur profitabel, sondern könne auch noch die Kapazitätsprobleme am Flughafen Düsseldorf lösen.

WEEZE Mit knapp zwei Millionen Passagieren pro Jahr gehört der Flughafen Weeze zu den kleinsten Verkehrsflughäfen der Republik. Flughafen-Chef Ludger van Bebber stört das nicht. Er sieht in seinem Flughafen sogar die Lösung der Düsseldorfer Fluglärm-Probleme.

Erhält der Flughafen Weeze immer noch Subventionen?

Van Bebber Wir haben in den letzten 10 Jahren keinen Cent Subventionen bekommen

... doch! Einen Kredit vom Kreis Kleve

Van Bebber Das war keine Subvention, sondern ein Kredit zu marktüblichen Konditionen.

Wie viel schulden Sie dem Kreis Kleve denn noch?

Van Bebber Etwa 34 Millionen Euro. Der Kredit läuft 2016 aus. Danach werden wir sicherlich erneut eine betriebswirtschaftliche Lösung ohne Subventionen finden.

Wie viel verdient der Flughafen aktuell?

Van Bebber 2014 hatten wir 590.000 Euro Jahresüberschuss bei 17 Millionen Euro Umsatz. Im laufenden Jahr werden wir unser Passagieraufkommen leicht auf 1,9 Millionen Passagiere und unseren Jahresüberschuss auf deutlich über eine Millionen Euro steigern.

Früher waren Sie defizitär. Was läuft jetzt besser?

Van Bebber Wir haben wachsende Passagierzahlen, und unsere Immobilienentwicklung ist erfreulich. Wir vermieten auf unserem Gelände Bestandsimmobilien an Firmen.

Trotzdem wird Ihre Existenzberechtigung permanent bezweifelt . . .

Van Bebber Das stimmt, und es ist völliger Unfug. Wir sind profitabel, subventionsfrei und bei unserer Kostenstruktur sogar führend in Deutschland. Laut der gerade veröffentlichten Analyse haben wir weniger als fünf Euro Kosten pro Passagier, an allen anderen Flughäfen in NRW sind die Kosten pro Passagier mehr als doppelt so hoch.

Trotzdem will Düsseldorf nicht mit Ihnen zusammenarbeiten. Was ist Ihr Makel?

Van Bebber 98 Prozent unseres Fluggeschäfts machen wir mit Ryanair. Diese Fluggesellschaft wächst rasant und ist ein aggressiver Wettbewerber. Sowohl Ryanair wie auch der Airport in Weeze sind Kostenführer. Damit macht man sich nicht nur Freunde.

Also braucht nicht NRW, sondern Ryanair den Flughafen Weeze?

Van Bebber Wir befördern keine Länder, sondern Passagiere, und die kommen zu 40 Prozent aus den Niederlanden und zu 60 Prozent aus NRW. Wenn NRW-Verkehrsminister Michael Groschek das seit langem versprochene Luftverkehrskonzept vorlegt, wird man sehen: Weeze ist eine riesige Chance, die Kapazitätsprobleme in NRW in den Griff zu bekommen.

Sie meinen den Antrag der Düsseldorfer auf eine Kapazitätserweiterung?

Van Bebber Die Niederländer zeigen uns am Beispiel Amsterdam den Weg zur Lösung. Da die Kapazität von Schiphol an ihre Grenzen stößt, baut man zur Entlastung den Regionalflughafen Lelystad aus, 60 Kilometer von Amsterdam entfernt. Weil dort viel weniger Lärmbetroffene wohnen. In der Nachbarschaft des Düsseldorfer Flughafens sind knapp 19.000 Wohnungen durch Fluglärm belastet. In Weeze nur 13.

Warum sollte der Airport Düsseldorf den Wettbewerber Weeze stärken?

Van Bebber Mit einer gemeinsamen Strategie können beide wachsen. Eine solche Lösung hat eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung, auch das kann man sich in den Niederlanden abschauen.

Der Flughafen Düsseldorf argumentiert: In Weeze will keiner fliegen...

Van Bebber Zwei Millionen Passagiere pro Jahr können sich nicht irren. Am Ende wird immer auf den Markt oder den Bedarf verwiesen. Wenn sich die Politik in Fragen der Raumordnung dahinter versteckt, gibt man doch jeden Gestaltungsanspruch auf. Es gibt sicher auch einen Bedarf für eine achtspurige Autobahn mitten durch Düsseldorf. Trotzdem kommt niemand auf die Idee, diese Autobahn zu bauen. Verkehrspolitik hat nicht nur die Möglichkeit, Verkehrsflüsse zu gestalten, sondern auch die Pflicht. Wenn Weeze Flugverkehr von Düsseldorf übernimmt, leiden deutlich weniger Menschen unter Fluglärm. Ich möchte wissen, was dagegen einzuwenden ist.

Weeze ist weit ab vom Schuss...

Van Bebber Das ist relativ. In München benötigen Sie 50 Minuten vom Hauptbahnhof zum Flughafen, trotzdem hat sich der Airport München prächtig entwickelt. In 50 Minuten sind sie auch von Düsseldorf in Weeze. Für Geschäftskunden mag das zu weit draußen sein. Für die touristische Kundschaft sicher nicht. Sonst wäre Ryanair bei uns ja nicht so erfolgreich.

Schadet der NRW-Verkehrsminister Ihnen durch Unterlassung?

Van Bebber Beim Landesentwicklungsplan bekommt man schon den Eindruck, dass der Standort durch eine falsche Einstufung als lediglich regional bedeutsamer Flughafen behindert werden soll. Es hat sich doch so viel geändert. Noch vor wenigen Jahren war die Lufthansa dreimal wertvoller als Ryanair. Heute ist es genau umgekehrt.

ANTJE HÖNING UND THOMAS REISENER FÜHRTEN DAS GESPRÄCH

(RP)
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