Berlin Foodwatch kritisiert Onlinehändler

Berlin · Der Verkauf von Lebensmitteln habe Schwachstellen, etwa beim Datenschutz.

Bei den großen Online-Lebensmittelhändlern in Deutschland gibt es der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch zufolge erhebliche Schwachstellen. Vor allem beim Datenschutz und bei der Produktkennzeichnung seien bei den Anbietern Rewe-Lieferdienst, Amazon Fresh, Allyouneedfresh, MyTime und Bringmeister von Edeka Mängel aufgetreten. Für den Test hatten die Verbraucherschützer im November 2017 wiederholt Produkte bestellt. Der Markt in Deutschland ist noch relativ klein. Einer repräsentativen Studie des Bundesverbands Digitale Wirtschaft zufolge hat nur ein Drittel der Menschen im Land schon einmal Lebensmittel im Internet gekauft.

"Bei dem Test schnitten die Anbieter in Sachen Verfügbarkeit, Pünktlichkeit, Vollständigkeit und Zustand der Lieferung überwiegend gut ab", sagte Luise Molling von Foodwatch gestern in Berlin. Die Unternehmen verstießen aber häufig gegen Informations- und Kennzeichnungsvorgaben. Bei vier von fünf Anbietern seien keine eindeutigen Herkunftsnachweise zu finden. So sei bei Rewe nicht klar gewesen, ob eine Paprika aus Deutschland, Spanien oder Israel komme. "Amazon Fresh gibt für Weintrauben 13 mögliche Herkunftsländer an", so Molling.

Zudem lasse sich der Preis für den Einkauf kaum vergleichen. Der Warenkorb mit 21 gleichen Produkten sei zwar bei Amazon Fresh mit rund 41 Euro am günstigsten gewesen - dafür brauche man aber ein zusätzliches Abonnement. Dazu kommen Preisunterschiede je nach Lieferzeit und Anfahrtsweg. "Das ist ähnlich komplex wie bei Strom- und Telefontarifen", sagte Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker.

Problematisch ist der Organisation zufolge auch der Umgang der Unternehmen mit den Kundendaten. Bis auf Allyouneedfresh setzten alle Anbieter sogenannte Tracker ein, die unbemerkt Informationen über das Surfverhalten der Kunden sammeln. Bis zu 80 Tracker seien es bei Rewe gewesen. Auch auf anderen Webseiten bekommt der Kunde so regelmäßig Werbung der Anbieter angezeigt. Zudem würden für den Kauf unnötige Angaben wie das Geburtsdatum erhoben. "Für den Komfort zahlen die Kunden mit ihren Daten", sagte Molling.

Die Organisation fordert deshalb, die Anbieter stärker und zentral zu kontrollieren. Die Zuständigkeit müsse beim Bundesamt für Verbraucherschutz liegen. "Im Onlinehandel herrscht ein echtes Kontrolldefizit", so Rücker. Die kommunal und offline organisierten Behörden für Lebensmittelüberwachung seien nicht zeitgemäß aufgestellt.

(kess)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort