Düsseldorf Früherer E-Plus-Chef wird Eurowings-Leiter

Düsseldorf · Der 53-jährige Thorsten Dirks soll Eurowings zum Gegenspieler von Ryanair aufbauen. Im Rheinland ist er tief verwurzelt.

Ein Meisterstück hat Thorsten Dirks bereits geschafft: Als vor zwei Jahren der Düsseldorfer Mobilfunker E- Plus von Telefonica Deutschland übernommen wurde, wurde er Chef des neuen Gesamtkonzerns und verdrängte so den bisherigen Leiter. Jetzt gelingt ihm ein zweiter Sprung nach oben: Der 53-Jährige wird ab Mai in den Vorstand des Weltkonzerns Lufthansa einrücken, um einerseits für den Aufbau von Eurowings als schnell wachsendem Discount-Carrier in Europa zu sorgen. Andererseits soll er sich um die vielen Dienstleistungsgeschäfte des Konzerns kümmern - Digitalisierung lautet auch hier das Stichwort.

Tatsächlich steht dem früheren Bundeswehroffizier, der 1996 bei der E-Plus als Elektroingenieur startete und auch zeitweise bei Veba arbeitete, ein knallharter Job bevor: Eurowings soll trotz der hohen Kosten in wenigen Jahren zum entscheidenden Gegenspieler von Ryanair und Easyjet im Billigfliegersegment aufgebaut werden. Auf diesem Weg soll Dirks mehrere Ableger im Ausland integrieren - Eurowings lädt andere, kostengünstigere Airlines im Ausland ausdrücklich ein, Teil der Gruppe zu werden.

Völlig ungewohnt für Dirks: Er muss sich künftig mit kämpferischen Gewerkschaften herumschlagen: Bei der Fusion von E-Plus und Telefonica baute Dirks zwar 1600 von einst 9100 Stellen ab, aber Streiks wie jüngst bei Eurowings und der Schwesterfirma Germanwings blieben ihm erspart. "Als Digitaldenker und Markenstratege ist Dirks für Eurowings sicher eine optimale Wahl", meint der Hamburger Unternehmensberater Gerald Wissel. "Aber er wird auch neue Konflikte durchstehen müssen."

Dabei soll sich die aus Köln geführte Eurowings soweit wie möglich vom Frankfurter Mutterkonzern mit den sehr teuren Tarifverträgen absetzen. Auch Dirks wird in Köln sein Hauptbüro haben - der verheiratete Vater eines erwachsenen Sohnes wohnt westlich der Domstadt. Klar ist, dass Eurowings nun auf Digitalisierung und Partnerschaften setzen wird. Bei E-Plus hatte Dirks beeindruckt, indem er mit Simyo und Base sehr früh Verträge über das Internet verkaufte, die Kooperation mit Aldi war als Partnerschaft mit einem Handelskonzern bahnbrechend in der Branche. "Unter Dirks könnte es Flug-Tickets auch mal im Supermarkt geben", meint ein Weggefährte von ihm. "Er steht ungewohnten Ideen sehr offen gegenüber."

Aktuell fliegen in der Eurowings-Gruppe rund 60 Jets inklusive Langstreckenmaschinen ab Köln, knapp 40 Maschinen kommen 2017 von Air Berlin hinzu, schon bald soll die Flotte auf rund 180 Maschinen wachsen - es gibt also viel zu tun.

Dabei ist Dirks auch ein geschickter Diplomat. Im Nebenjob ist er bisher Chef des Branchenverbandes Bitkom und machte bei Politikern immer einen guten Eindruck. Und pünktlich zu seinem Wechsel ist bekanntgeworden, dass er der neuen Branche näher steht als viele denken. Bei der Bundeswehr arbeitete Dirks auch als Pilot.

(RP)
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