Tokio Fukushima-Betreiber plant wieder mit Atomstrom

Tokio · Tepco-Konzern hat bei der Aufsichtsbehörde beantragt, dass zwei Reaktoren wieder angefahren werden können.

Der Betreiber des havarierten Atomkraftwerks (AKW) Fukushima will trotz der andauernden Katastrophe wieder Atomstrom produzieren. Das finanziell angeschlagene Unternehmen Tepco beantragte bei der Atomaufsichtsbehörde, dass zwei der sieben Reaktoren im weltgrößten Kernkraftwerk Kashiwazaki-Kariwa an der Westküste des Landes wieder angefahren werden. Zurzeit sind sämtliche der 50 Reaktoren in Japan zu Sicherheitsüberprüfungen abgeschaltet. Die Katastrophe in Fukushima vom März 2011 war durch ein Erdbeben und Tsunamis ausgelöst worden.

Die Prüfung wird mindestens sechs Monate dauern. Bislang haben Tepco und andere Atombetreiber um Erlaubnis zum Neustart von 14 Reaktoren gebeten. Tepco will im 300 Kilometer nordwestlich von Tokio entfernten AKW Kashiwazaki-Kariwa die beiden Leichtwasserreaktoren Nummer 6 und 7 wiederanfahren. Es sind die neuesten des Werks. Das AKW ist mit einer Kapazität von 8,2 Millionen Kilowatt das leistungsstärkste der Welt. Der Gouverneur der Provinz Niigata, Hirohiko Izumida, ist einer der schärfsten Kritiker von Tepco. Er stimmte zwar dem Antragsgesuch des Konzerns zu, genehmigte aber noch nicht das Wiederanfahren der Reaktoren.

Tepco und andere Betreiber wollen wieder Atomstrom erzeugen, um die gewaltigen Kosten für die Einfuhr von anderen Energiequellen wie Gas und Öl zu reduzieren. Bei dem Fukushima-Betreiber kommt noch hinzu, dass der Konzern wegen der Katastrophe von 2011 hohe Entschädigungszahlungen leisten muss. Auch die Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe dringt darauf, dass Reaktoren wieder hochgefahren werden, damit die Erholung der japanischen Wirtschaft nicht gefährdet wird.

Tepco nahm gestern in der Fukushima-Ruine den Testbetrieb für ein System zur Aufbereitung verseuchten Kühlwassers wieder auf. Die Anlage war wegen Korrosionsschäden ausgefallen. Damit lassen sich sämtliche radioaktiven Materialien bis auf Tritium aus Wasser entfernen. Dem System kommt eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung der gigantischen Mengen verseuchten Wassers auf dem AKW-Gelände zu. Dort lagern in Metalltanks mehr als 300 000 Tonnen Wasser, das zur Kühlung der beschädigten Reaktoren eingesetzt wurde. Aus einem Tank waren zuletzt 300 Tonnen ausgelaufen und zum Teil ins Meer gesickert. Die Wassermengen erhöhen sich täglich um rund 400 Tonnen, da in die Reaktorgebäude zusätzlich täglich Grundwasser eindringt und sich mit dem verstrahlten Kühlwasser vermischt. Die Regierung will das Wasser nach der Reinigung ins Meer kippen.

(dpa)
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