Düsseldorf Fusion stärkt Werbe-Standort Düsseldorf

Düsseldorf · Von dem Zusammenschluss der Werbe-Giganten Omnicom und Publicis ist in der Landeshauptstadt jeder zweite in der Branche betroffen. Der neue Marktführer will globale Lösungen für Weltmarken liefern.

Düsseldorf ist vor Hamburg und Berlin der umsatzstärkste Werbestandort der Republik. Die Bedeutung der rund 3000 "Kreativen" in der Landeshauptstadt wird wachsen. "Düsseldorf gehört zu den Gewinnern der Fusion von Omnicom und Publicis", sagt der Branchenexperte Frank Dop-heide voraus. Nach dem größten Zusammenschluss in der Geschichte der Werbewirtschaft werde der neue Gigant zwar seine Klein-Agenturen vom Markt nehmen. "Aber in Düsseldorf besitzen beide Gruppen mächtige Flaggschiffe und wertvolle Schnellboote, die dann die Etats übernehmen", meint der Ex-Chef des Kommunikationskonzerns Grey. Die Grey-Gruppe wurde 2005 vom Noch-Weltmarktführer WPP geschluckt.

Der neue Maßstab verstört die Branche. Mit der amerikanischen Omnicom (10,7 Milliarden Euro Umsatz in 2012, mehr als 1000 Werbeagenturen in 100 Ländern) und dem französischen Rivalen Publicis (6,6 Milliarden Euro Umsatz, 1283 Agenturen in 108 Ländern) schließen sich die weltweiten Nummern zwei und drei zusammen und überholen den Marktführer WPP (zwölf Milliarden Euro Umsatz). Wenn die Kartellbehörden zustimmen, beschäftigt die künftige Publicis Omnicom Group vom geplanten Hauptsitz in den Niederlanden aus 130 000 Mitarbeiter.

Zu den Flaggschiffen im Omnicom-Universum gehört die deutsche BBDO-Gruppe. Nach eigenen Angaben ist sie die "Nummer eins auf dem deutschen Werbemarkt" und beschäftigt am Hauptsitz in Düsseldorf 1100 Mitarbeiter. Die arbeiten in Töchtern mit bestem Ruf: Proximity, Batten & Company oder Ketchum Pleon betreuen Kunden wie Dr. Oetker, Fortuna Düsseldorf oder die Deutsche Post.

Publicis ist in Düsseldorf unter anderem mit dem Hauptsitz der Zenith-Gruppe vertreten, die Kunden wie O2, Puma, Toyota und Fielmann betreut. Zu den deutschen Perlen im Publicis-Imperium gehört die Edel-Agentur Saatchi & Saatchi, die in Düsseldorf schon Anfang des Jahres räumlich näher an die Zenith-Gruppe gerückt ist. Seither arbeiten fast alle 550 Düsseldorfer Publicis-Werber unter einem gemeinsamen Dach in der teuersten Ecke des Trend-Stadtteils Derendorf.

Offiziell darf sich niemand zu der Fusion äußern. "Die Muttergesellschaften sind in New York börsennotiert. Wer jetzt quatscht, fliegt raus", sagte gestern ein ranghoher Manager aus der BBDO-Gruppe. Sowohl dort als auch im Düsseldorfer Publicis-Lager ist die Stimmung aufgescheucht. Schließlich kündigten die Chefs von Omnicom und Publicis, John Wren (60) und Maurice Lévy (70) an, dass die Fusion 380 Millionen Euro sparen soll. Als besonders gefährdet gelten die Jobs in der Verwaltung und im Controlling. Andererseits hoffen die Strategen der Fusion auf kräftiges Wachstum, das die Mannschaften auf neue Jobs hoffen lässt. Dafür spricht zum Beispiel die geografische Aufstellung: Omnicom ist sehr dominant im wichtigsten Werbemarkt der Welt, den USA. Publicis wiederum auf dem weltweit anspruchsvollsten Werbemarkt Europa. Das ist für die Arbeit an globalen Marken wie Marlboro (Publicis-Kunde) oder Volkswagen (Omnicom-Kunde) von Vorteil. Bei globalen Ausschreibungen können Omnicom und Publicis ihre Schlagkraft bündeln.

Zu den Risiken der Fusion gehören die kulturellen Unterschiede der beiden Riesen. Hier die eher liberal anmutende Publicis, dort die konservative Omnicom. Gerade transatlantische Großprojekte sind schon oft an genau solchen Differenzen gescheitert — etwa die als "Hochzeit im Himmel" angepriesene und dann dramatisch gefloppte Fusion von Daimler und Chrysler.

Lévy und Wren sind viel zu vorsichtig, um jetzt mit Bildern von Himmelshochzeiten um sich zu werfen. Die PR-Strategie der weltmächtigsten Kommunikationsprofis in eigener Sache sieht so aus: Ihren 130 000 Mitarbeitern haben sie jeglichen Kommentar zur Fusion verboten. Und sie selbst reden vorerst so wenig wie möglich darüber.

(RP)
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