Duisburg Gabriel: Stahl ist "nationale Frage"

Duisburg · In Duisburg macht sich der Außenminister für den Stahlstandort Deutschland stark.

Mehr als eine Stunde lang sitzt Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) mit Gewerkschaftsvertretern der IG Metall Duisburg-Dinslaken zusammen. Die Stimmung ist ernst, aber herzlich. Er sei froh, hier zu sein, sagt Gabriel. Kritische Töne aber gibt es auch. Zu lange hätten sie auf öffentliche Statements gewartet, klagen die Gewerkschafter, hätten sich früher Bekenntnisse von Sigmar gewünscht, zum Stahl und zu Duisburg. Dass das hier nicht nur der Besuch eines Genossen ist, sondern auch die Wahlkampftour eines SPD-Politikers, bleibt für die Gewerkschafter zweitrangig.

"Stahl ist Teil einer wichtigen Wertschöpfungskette und damit eine nationale Frage", sagt Gabriel. Rund vier Wochen vor der Bundestagswahl war er gestern zu Gast in einer Region, die um 22.000 Stahlarbeitsplätze bangt: Der Stahlkonzern Thyssenkrupp verhandelt seit rund eineinhalb Jahren mit dem indischen Stahlriesen Tata Steel über eine mögliche Fusion. Es wird damit gerechnet, dass Vorstandschef Heinrich Hiesinger die Trennung vom Stahlgeschäft noch bis zum Jahresende beschließt. Die vage Idee, dass die wirtschaftlich angeschlagene Stahlindustrie durch eine nationale "Deutsche Stahl AG" gestärkt werden soll, der die Konzerne Georgsmarienhütte, Salzgitter und eben Thyssenkrupp Steel angehören sollen, ist laut Brancheninsidern derzeit ohne Chance.

Lösungsvorschläge machte auch Gabriel gestern nicht. Er forderte das Thyssenkrupp-Management aber dazu auf, "nationale und internationale Alternativen zur Tata-Lösung zu bedenken". In der SPD-Hochburg Duisburg ist Gabriel gerne gesehen. Seinen Einsatz für die Stahlindustrie, damals als Bundeswirtschaftsminister, rechnet man ihm hier hoch an. Auch als niedersächsischer Ministerpräsident hatte er durchgesetzt, dass das Land Anteile an Salzgitter hält - und damit nach eigener Auffassung den Standort gestärkt. Auf Unterstützung hoffen auch der Duisburger IG-Metall-Chef Dieter Lieske und Thyssenkrupp-Konzernbetriebsratschef Wilhelm Segerath. Sie forderten Thyssenkrupp erneut zum gemeinsamen Gespräch auf.

(ball)
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