Düsseldorf Gebäudesanierung kann 1,7 Billionen Euro kosten

Düsseldorf · Der Staat will den Energieverbrauch um 80 Prozent senken. Eine neue Studie zeigt, wie teuer das werden kann – doch sie wird kritisiert.

Die politischen Vorgaben für die energetische Gebäudesanierung kosten viel Geld. Sie werden die monatlichen Wohnkosten in Mehrfamilienhäusern bis zum Jahr 2050 inflationsbereinigt um 100 Euro bis 140 Euro pro Wohneinheit hochdrücken und in Einfamilienhäusern um 140 Euro bis 260 Euro pro Monat. Das ergibt eine Studie des Fraunhofer Instituts für Bauphysik (IBP) und des Forschungscenters Immobilienwirtschaft der Technischen Universität Darmstadt (FBI) für das Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO).

Zwar sind die politischen Vorgaben schon drei Jahre alt: Bis 2050 sollen die Wohngebäude in Deutschland 80 Prozent weniger Energie verbrauchen als im Jahr 2008. So will es das immer noch gültige Energiekonzept der alten Bundesregierung von 2010. Aber zu den Kosten, die damit auf Mieter und Eigentümer zukommen, gab es bislang nur wenige Berechnungen.

Die neuen Zahlen bergen Sprengstoff: "Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 900 bis 1300 Euro zahlen nach der Sanierung die Hälfte ihres Einkommens für das Wohnen", sagt FBI-Chef Andreas Pfnür.

Während die Bundesregierung das Ziel vorgegeben hat, ist der Weg dahin noch nicht entschieden. Grundsätzlich konkurrieren zwei Ansätze: der sogenannte "technologieoffene" mit dem "technologiegebundenen". Der Unterschied: Gibt die Politik den Hauseigentümern die technischen Maßnahmen vor, indem sie – wie es etwa die Grünen fordern – zum Beispiel ab 2015 Ölheizungen in Neubauten verbietet? Oder überlässt sie es den Eigentümern, ob sie das Ziel lieber mit neuen Fenstern, Solaranlagen oder einer besseren Dämmung des Hausdaches erreichen?

Auch zu diesen beiden Varianten liefert die Studie wichtige Ergebnisse. Wenn die Politik die technischen Maßnahmen vorgibt, kostet das die Volkswirtschaft 2,1 Billionen Euro. Überlässt sie die Wahl der Techniken den Eigentümern und damit dem Wettbewerb, kostet die Sanierung "nur" 1,7 Billionen Euro.

Da die Eigentümer ihre Sanierungskosten weiterreichen dürfen, bedeutet das für Mieter: Beim technologieoffenen Ansatz steigt die Miete bis 2050 um durchschnittlich rund 100 Euro pro Monat, beim technologiegebundenen Ansatz um 140 Euro pro Monat.

Kritiker der Studie bemängeln, dass bei der Berechnung der Kosten nicht sauber zwischen Aufwand für die energetische Sanierung und den allgemeinen, ohnehin notwendigen Instandhaltungskosten unterschieden worden sei. Laut der Deutschen Energieagentur (Dena) sind die angenommenen Dämmkosten in der Studie doppelt so hoch, wie sie tatsächlich entstehen werden – was aber immer noch viel wäre.

(tor)
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