Düsseldorf Geduldsprobe für Bahnkunden und Fluggäste

Düsseldorf · Die GDL bestreikt trotz eines Bahn-Angebots den Feierabendverkehr. Auch bei der Lufthansa schwelt der Konflikt weiter.

Nach den Piloten haben gestern Abend auch die Lokomotivführer ihren wochenlangen Streik-Drohungen Taten folgen lassen: Von 18 bis 21 Uhr beeinträchtigte der Arbeitskampf der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) in allen Regionen den Verkehr von S-Bahnen, Regional- sowie Fernzügen. Ein Bahn-Sprecherin erklärte schon eine Stunde nach Beginn des Ausstands, es habe starke Einschränkungen in Essen, Düsseldorf und im Raum Köln gegeben.

Dabei hatte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber am Morgen noch ein neues Angebot von 1,9 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten gemacht. Außerdem signalisierte er Verhandlungsbereitschaft bei allen von der GDL geforderten Punkten. Doch die Gewerkschaft lehnte ab und mobilisierte trotzdem.

Die Bahn bot Kunden an, die Kosten für Tickets und Reservierung zu erstatten. Zudem können Kunden bei großen Verspätungen einen Teil des Fahrpreises zurückfordern. Dies ist ab einer Verspätung von mehr als einer Stunde möglich. Dann erhält der Kunde 25 Prozent des Reisepreises zurück, ab zwei Stunden sogar 50 Prozent. Das Formular finden die Betroffenen im Internet unter www.tinyurl.com/m8hzvjn.

Überschattet wurde der Tarifkonflikt von einer verbalen Entgleisung des GDL-Chefs Claus Weselsky. Der hatte über die konkurrierende EVG gesagt, die durch die Fusion zweier Gewerkschaften entstanden war: "Wenn sich zwei Kranke miteinander ins Bett legen und ein Kind zeugen, da kommt von Beginn an was Behindertes raus." Zwar entschuldigte sich Weselsky später und sagte, er bedaure, dass er "nicht die richtigen Worte gewählt" habe. Doch EVG-Chef Alexander Kirchner erklärte, erst wieder mit Weselsky zu reden, wenn sich der GDL-Chef ehrlich entschuldige und nicht mehr versuche, die Bahn-Belegschaft zu spalten. Beide Gewerkschaften ringen um mehr tarifpolitischen Einfluss bei der Bahn. Die versucht, getrennte Tarifverhandlungen zu verhindern. Wie es in den kommenden Tagen mit den Bahn-Streiks weitergeht, ließ die GDL offen.

Auch Lufthansa-Passagiere müssen sich weiterhin auf Streiks der Piloten einstellen. Ein Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit äußerte sich ebenfalls nicht dazu, wann es neue Arbeitsniederlegungen geben werde. Er bekräftigte aber, es gebe keine parallelen Streiks mit den Lokführern: "Wir wollen Deutschland nicht lahmlegen." Bei der Lufthansa sagte eine Sprecherin: "Uns ist keine neue Streikankündigung bekannt." Die Lufthansa sei weiter "gesprächs- und kompromissbereit". Nach den Streiks bei der Tochtergesellschaft Germanwings dürfte der nächste Arbeitskampf auch die Muttergesellschaft treffen.

(RP)
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