Düsseldorf Geld anlegen im Ausland kann sich lohnen

Düsseldorf · Jenseits der deutschen Grenzen locken Zinsen, die deutlich höher sind als beispielsweise jene deutscher Filialbanken.

So schlecht waren die Zeiten für Sparer in Deutschland selten. Wer heute 100.000 Euro anlegt, der bekommt nach zwölf Monaten im schlechtesten Fall gerade einmal zehn Euro aufs Konto gutgeschrieben. Was tun? Lohnt sich der Blick ins Ausland? Uwe Döhler von Stiftung Warentest sagt ja. Holland, Österreich, Frankreich - dort hätten schon einige deutsche Sparer Anlagen. Zwar locken die Nachbarn nicht mit Spitzenzinsen, trotzdem liegt der geschätzte Jahresdurchschnitt dort über dem des deutschen. Frankreich zum Beispiel bot 2014 für eine langfristige Anlage (meist fünf- bis zehnjährige Staatsanleihen) 1,7 Prozent auf eine langfristige Anlage, Österreich und die Niederlande noch 1,5 Prozent. 2,5 Prozent für fünf Jahre gab es bei einer bulgarischen Bank, 2,2 Prozent bei einer kroatischen.

Klingt verlockend, vor allem, wenn solche Angebote auf Zinsportalen im Netz angezeigt werden und der Verbraucher nur ein paar Klicks vom leicht verdienten Geld entfernt ist. Aber Vorsicht: Die Portale unterscheiden nicht zwischen sicheren Angeboten aus Deutschland oder den Niederlanden und unsicheren aus Ländern wie Bulgarien und Kroatien. "Auf die Finanzkraft eines Landes sollte der Anleger achten, denn es gibt in der EU noch keine gemeinsame Haftung für Einlagen", sagt Uwe Döhler, "reicht das Geld im Einlagensicherungsfonds nicht aus, muss das entsprechende Land einspringen."

Die Stiftung Warentest richtet sich für ihre Empfehlungen nach den Länderratings der drei großen Agenturen Moody's, Fitch und Standard & Poor's. Mit den höchsten Ratings AAA oder AA sind Deutschland Frankreich, Großbritannien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich und Schweden bewertet worden. "Die meisten deutschen Sparer wollen Sicherheit auf dem Niveau einer Bundesanleihe", sagt Finanz-Experte Döhler.

Immerhin ist im vergangenen Jahr eine EU-weite Richtlinie in Kraft getreten: 100.000 Euro pro Person je Bank müssen bei einer Insolvenz des Geldinstituts abgesichert sein, wie Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale NRW sagt. Zudem müssten die Banken in einen Fonds einzahlen, erklärt Thomas Schlüter vom privaten Bankenverband BdB.

Hat die Auslandsbank keine deutsche Niederlassung, kann es für den Anleger zu Problemen kommen - in Form der Quellensteuer, die an das Finanzamt im jeweiligen Land abgegeben werden muss. Und: Manche ausländischen Banken zahlen bei mehrjähriger Anlage keinen Zinseszins, wieder wird die Rendite schmäler. Sparer sollten zudem sicherstellen, wann die Zinsen auf dem Konto gutgeschrieben werden. Zahlt die Bank diese erst am Ende einer mehrjährigen Laufzeit aus, überschreitet der Anleger womöglich für das Jahr den Freibetrag. Die Folge: Steuern werden fällig, von denen er sich allerdings, wenn sein persönlicher Steuersatz unter dem der Abgeltungssteuer liegt, über die Steuererklärung einen Teil zurückholen kann.

Wer all diese Kriterien berücksichtigt, der wird im Ausland zwar nicht reich, kann am Ende einer Anlage aber sicher den ein oder anderen Euro Gewinn machen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort