Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon kritisiert lockere Geldpolitik der EZB

Saarbrücken · Deutliche Worte von seiten der Sparkassen: Präsident Georg Fahrenschon hat scharfe Kritik an der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) geäußert und für das kommenden Jahr eine Zinswende gefordert.

Georg Fahrenschon fordert von der EZB eine Zinswende.

Georg Fahrenschon fordert von der EZB eine Zinswende.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Die bisherigen Entscheidungen hätten "nicht die erwünschten Effekte gebracht, im Gegenteil", sagte Fahrenschon der "Saarbrücker Zeitung". Vielmehr werde in einigen Euroländern die Krise vertieft, wenn der Reformdruck durch niedrige Zinsen weggenommen werde. Das Übermaß an Geld der EZB setze zudem die klassische Funktion von Zinsen außer Kraft und habe auf Teilmärkten negative Folgen.

"Wenn das zum Normalzustand wird, funktionieren viele wichtige Grundsätze nicht mehr. Zum Beispiel, dass sich Sparen lohnt, dass sich Vorsorge lohnt, dass sich Vorsichtigkeit lohnt. Das alles wird beschädigt", sagte Fahrenschon der "Saarbrücker Zeitung". Er kritisierte, dass die EU-Staats- und Regierungschefs die EZB zum zentralen Krisenmanager gemacht hätten, obwohl dies "eigentlich nicht ihre Aufgabe" sei. Für das kommende Jahr forderte er von der EZB, dass sie "ähnlich wie die Fed in den USA" Signale zu einer Zinswende gebe. "Niemand darf für alle Ewigkeit auf so niedrige Zinsen setzen", sagte Fahrenschon.

Angesichts der anhaltend schwachen Konjunktur hatte die EZB Anfang September die Zinsen weiter gesenkt. Den Zinssatz, zu dem sich Banken bei der EZB mit Geld versorgen, senkten die Währungshüter um 0,1 Prozentpunkte auf das Rekordtief von 0,05 Prozent. Kreditinstitute, die Geld kurzfristig bei der Notenbank parken, müssen einen Strafzins von 0,2 Prozent bezahlen. Die EZB hatte Anfang Juni erstmals in ihrer Geschichte einen Einlagezins von minus 0,1 Prozent beschlossen. Banken müssen seitdem dafür zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken, anstatt es an Unternehmen zu verleihen.

(AFP)
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