Düsseldorf German Pellets hat viel Geld verheizt

Düsseldorf · Allein in Deutschland haben Geldgeber dem insolventen Holzverarbeiter mehr als 200 Millionen Euro geliehen.Seit gestern werden die Gläubiger in Deutschland registriert. Wie viel sie von ihrem Investment wiedersehen, ist offen.

Über Holzpellets kann man lange diskutieren. Die Befürworter wie der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) preisen sie als umweltfreundlichen, weil nachwachsenden Brennstoff der Zukunft, andere verweisen eher auf die Gefahren - beispielsweise den Austritt von gefährlichem Kohlenmonoxid bei falscher Lagerung. Abseits solcher Debatten sind die Pellets jetzt ein Thema für Geldanleger geworden. German Pellets, nach eigenen Angaben weltgrößter Hersteller, hat am 10. Februar Insolvenz angemeldet. Seit gestern können sich die Gläubiger des Unternehmens registrieren lassen.

Davon gibt es mehr als 12.000. Allein in Deutschland haben Geldgeber German Pellets über Anleihen und Genussscheine etwa 226 Millionen Euro gegeben, und nicht nur sie fragen sich, wo das Geld geblieben ist. Ziel sei es, einen Überblick zu bekommen, wie viele Anleger von der Firmenpleite betroffen seien, um sie über den Fortgang des Verfahrens sowie Termine wie die Gläubigerversammlung zu informieren, sagte ein Sprecher von Insolvenzverwalterin Bettina Schmudde. Wenn die Gerüchte stimmen, hat Schmudde kurz nach dem Insolvenzantrag nur noch 5000 Euro in der Kasse des nach eigenen Angaben weltgrößten Pellet-Herstellers gefunden. Wo das Investorengeld geblieben ist, scheint niemand genau zu wissen. "Für die Geldgeber ist das Unternehmen wie eine Blackbox", sagte Marvin Müller-Blom (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitzer, DSW) der Deutschen Presse-Agentur.

Offensichtlich sind viele Anleger inmitten der Niedrigzinsphase den Verlockungen einer vermeintlich attraktiven Rendite auf den Leim gegangen. Bis zu acht Prozent Zinsen hat German Pellets jenen versprochen, die Genussscheine gekauft haben, bei Unternehmensanleihen waren es kaum weniger. 7,25 Prozent Verzinsung sollte beispielsweise eine Anleihe bringen, die am 1. April fällig wurde.

Doch schon im Januar wurde offenkundig, dass das Unternehmen ins Trudeln geraten war. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform stufte German Pellets von BB- auf C runter. Das heißt: akut von Zahlungsausfall bedroht. Die Anleihenkurse stürzten ab. Der geschäftsführende Gesellschafter Peter Leibold unternahm einen letzten verzweifelten Versuch zur Rettung und versuchte die Anleihe der Laufzeit zu verlängern, aber das reichte nicht. Vor zwei Wochen blieb nur noch der Gang zum Insolvenzgericht.

Welche Chance Anleger haben, auch nur einen Bruchteil ihres Geldes wiederzusehen, ist völlig unklar. Hunderte Millionen sind im komplizierten Firmengeflecht Leibolds und seiner Ehefrau Anna Kathrin verschwunden. Er hält 60, sie 40 Prozent der Anteile an der German Pellets GmbH, aber beide sind mit vielen weiteren Firmen verwoben, die wiederum eigene Geschäftsbeziehungen unterhalten. Unter anderem sind Millionen als Kredite vergeben worden, die nicht zurückgezahlt wurden. Von Betrug ist die Rede, bei der Staatsanwaltschaft Rostock liegen mehrere Anzeigen vor.

Wie riskant dieses Geschäftsgebaren ist, geht schon aus einem Verkaufsprojekt für Genussscheine des vergangenen Jahres hervor: "Aufgrund der vielfältigen Geschäftsbeziehungen zwischen Gesellschaften der German-Pellets-Gruppe und Gesellschaften außerhalb der German-Pellets-Gruppe, die von Herrn Leibold beziehungsweise seiner Ehefrau gemanagt werden, könnte es zu Interessenkonflikten kommen. So könnten von German Pellets gewährte Darlehen gegebenenfalls nicht zurückgezahlt werden." Das riecht schon nach Vorwarnung für Anleger, und wer genau gelesen hätte, der hätte dieses Risiko auch sehen können. Aber wie so oft hat offenbar die Lust auf Rendite den Blick ein wenig vernebelt.

(gw)
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