Nach 138 Stunden Sonntag endet der Bahnstreik — vielleicht

Düsseldorf · Bei der Leitstelle der S-Bahn Rhein-Ruhr streiken nur 90 Mitarbeiter pro Tag. Doch das reicht.

Was Lokführer verdienen
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Foto: AP

Die roten Waggons glänzen auf dem Abstellgleis in der Sonne, während die drei Mitarbeiter in der nahe gelegenen Leitstelle an der Harffstraße versuchen, im Bahn-Chaos den Überblick zu behalten. Der Streik der Lokführergewerkschaft GDL hat auch bei der S-Bahn Rhein-Ruhr für massive Ausfälle gesorgt. Die drei Männer sorgen dafür, dass immerhin jeder dritte Zug noch pünktlich ankommt.

"Ich habe mittlerweile acht Streiks und zwei Orkane miterlebt", sagt Silke Vandersee, Leiterin des Verkehrsbetriebes S-Bahn Rhein-Ruhr: "Ich brauche das die nächsten fünf Jahre nicht mehr in dieser Intensität". Der Streik würde das Team sehr belasten. Auch wenn dieses Mal bundesweit weniger GDL-Mitarbeiter streiken. Nur rund 6000 der 20.000 Lokführer haben laut "Bild" die Arbeit niedergelegt. Im Nahverkehr Rhein-Ruhr fallen laut DB Regio pro Tag etwa 80 bis 90 der 1800 Lokführer streikbedingt aus.

Doch das reicht angesichts von Schichtsystem, Fehltagen und Urlaubsansprüchen, um ein Chaos auszulösen. Denn ein Lokführer darf meist nur eine bestimmte Strecke und einen bestimmten Zugtyp fahren. Deshalb können die nicht streikenden Arbeiter nicht flexibel eingesetzt werden.

Eine Herausforderung sei, sagt Silke Vandersee, vor allem das Ende des Streiks, am Sonntag um neun Uhr - nach Betriebsbeginn. Das erschwere es erheblich, den Einsatz von Zügen und Mitarbeitern zu planen. Laut Vandersee kann im Nahverkehr spätestens ab Montag davon ausgegangen werden, dass alle Züge wieder normal fahren. Im Fernverkehr wird am Sonntag auch nach dem Streik noch ein Sonderfahrplan gelten. Dort will die Bahn rund 300 der sonst üblichen 800 Züge einsetzen. Etwa 50 davon müssten kurzfristig eingeplant werden und stünden erst zwei Stunden vor Abfahrt im Internet. Die Ersatzpläne im Nah- und Fernverkehr funktionieren zwar, doch die rund eine Million Fahrgäste der Regional- und S-Bahnen der DB in NRW würden teilweise auf der Strecke bleiben, gibt Silke Vandersee zu. In Stoßzeiten könnten nicht alle am Bahnsteig wartenden Fahrgäste mitgenommen werden.

Wie es weitergeht, ließ die GDL gestern offen. "Wir werden diese Maßnahme am Sonntag Punkt neun Uhr beenden und dann über weitere Maßnahmen beraten", sagte Gewerkschaftschef Claus Weselsky in Leipzig. Zur Frage, ob es bereits in der kommenden Woche zu weiteren Streiks kommen könnte, wollte sich Weselsky nicht äußern. Bahnchef Rüdiger Grube will indes versuchen, den Gesprächsfaden mit der GDL hinter den Kulissen wieder aufzunehmen. Er habe einen Plan B, sagte Grube, und wolle "die nächste Stufe zünden".

(RP)
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