Bochum GM-Chefin kündigt echten Elektro-Opel an

Bochum · In Bochum geben die Chefs von General Motors und Daimler Hinweise, wie das Auto der Zukunft aussehen wird.

Ausgerechnet Bochum: In jener Stadt, in der die Schließung des Opel-Werkes 2014 eine klaffende Wunde hinterlassen hat, steht Mary Barra auf der Bühne und kündigt die Zukunft des Autobauers an. Ab 2017 wolle man mit der Produktion des Ampera-e beginnen, sagt die Chefin des Opel-Mutterkonzerns General Motors: "Es ist das erste Fahrzeug, dass eine große Reichweite mit einem niedrigen Preis verbindet."

Elektromobilität und automatisiertes Fahren waren die beiden Mega-Themen beim 16. Internationalen CAR-Symposium der Universität Duisburg-Essen. "Die Auto-Industrie wird sich in den nächsten fünf Jahren stärker verändern als in den 50 Jahren zuvor", sagt Barra und Dieter Zetsche nickt zustimmend. Auch der Daimler-Chef wird gleich auf die Bühne treten und von der Zukunft reden; davon, dass intelligente Fahrzeuge irgendwann voneinander lernen werden. "Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, Autos wirklich intelligent zu machen", sagt Zetsche - und diesmal nickt Barra.

Die beiden registrieren natürlich genau, was da gerade im Silicon Valley passiert, wo Google eigene selbstfahrende Autos auf die Straße gebracht hat, Elektroauto-Pioniere wie Tesla klassische Hersteller mit ihren Luxus-Fahrzeugen herausfordern und auch Apple inzwischen angeblich an einem intelligenten Auto arbeitet. Fragt man Zulieferer, die beim Kongress ihre Innovationen präsentieren, ob der iPhone-Konzern schon bei ihnen angeklopft habe, erntet man vielerorts nur Schweigen - und ein vielsagendes Lächeln. "Es ist mehr als nur Technik", sagt Veranstalter Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des CAR-Zentrums der Uni Duisburg-Essen: "Es ist ein Umbruch, der unser Denken, unsere Mobilität und die Branche neu erfindet."

Auch die Chefs der Traditionskonzerne wissen um die neue Konkurrenz. Dennoch geben sie sich betont selbstbewusst. Barra erzählt stolz von den starken Absatzzahlen von Opel 2015. Und davon, dass die Rüsselsheimer noch 2016 damit beginnen werden, in den Fahrzeugen die LTE-Mobilfunktechnologie in Europa auszubauen. Außerdem arbeite man bei GM an den großen Mega-Themen der Zukunft: Fahrzeuge werden nicht nur elektrisch und damit schadstoffärmer. Sie werden auch für mehr Sicherheit sorgen. "Wenn ein Auto plötzlich stoppt, werden alle Autos in der Umgebung es wissen", sagt Barra. Die Kommunikation von Autos mit Autos und der Infrastruktur wie Ampeln könne die Zahl der Unfälle deutlich senken. Davon ist auch Zetsche überzeugt. Per Beamer zeigt er Bilder aus der Daimler-Forschung: Fahrzeuge erkennen dabei, ob sich Objekte bewegen oder nicht - und ob es Menschen sind oder andere Fahrzeuge. "Wir müssen uns fragen, wie wir Daten nutzen können, um unser Leben besser zu machen", so Zetsche. Er war zuletzt mit einer Gruppe Manager im Silicon Valley und hat sich dort inspirieren lassen. "Egal ob das Auto der Zukunft mit Diesel, Gas oder Sonnenlicht fährt - es fährt mit einer Menge Daten." Immerhin verbringen viele Menschen einen beträchtlichen Teil ihrer Zeit im Fahrzeug. Längst verwischen daher die Grenzen zwischen Auto-Industrie und Tech-Konzernen. Die Telekom ist mit T-Systems zum ersten Mal beim Kongress dabei, um Ausschau nach Talenten zu halten. IBM hilft der Industrie mit Analyse-Modulen, die Lade- und Laufzeiten von Batterien bei Elektroautos zu verbessern. Und Lars Reger vom Chip-Hersteller NXP erklärt, wie Google mithilfe von Bauteilen des Unternehmens eine Art Radar-Kokon um die eigenen Fahrzeuge errichtet, um sie damit vor Unfällen zu schützen. Die Datensicherheit müsse dabei natürlich immer gewährleistet sein, so Reger.

Niemand will Dieter Zetsche daher widersprechen, als er sagt: "130 Jahre nach der Erfindung des Autos durch Carl Benz kann ich sagen: Die besten Zeiten für unsere Industrie kommen erst noch."

(frin)
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