Kolumne Kurt Von Storch Gold gehört in jedes Anleger-Depot

Der Preis ist gefallen, weil Investoren glauben, die Verantwortlichen hätten das Finanzsystem sicherer gemacht. Doch die expansive Geldpolitik der Notenbanken ist ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Gold sichert dieses Risiko mit ab.

Gönnen wir uns den Blick in die Tageszeitung: Krise in Griechenland, immer noch, ein Ende nicht in Sicht; Chaos im Nahen Osten: der Islamische Staat (IS) auf bestem Wege, eine ganze Region, ihre Kulturgüter, in Schutt und Asche zu legen, Tausende Unschuldige zu töten. Nicht zuletzt die Ukraine und der Krieg mit Russland, nur selten so genannt, aber nichts anderes ist er, direkt vor den Toren Mitteleuropas; eine friedliche Lösung weit und breit nicht in Sicht. An Krisen herrscht kein Mangel: Und was macht der Goldpreis? Er fällt, zumindest in US-Dollar - wie kann das sein?

Gold ist eben kein Krisenmetall, wie fälschlicherweise oft behauptet wird. Das Töten im Nahen Osten und im Osten der Ukraine ist eine menschliche Tragödie, hat aber keine Auswirkungen auf den Preis des Edelmetalls. Gold ist eine Währung, und das schon seit vielen tausend Jahren, eine Versicherung gegen die uns bekannten und unbekannten Risiken des Finanzsystems. Sein Wert hängt im Wesentlichen vom Vertrauen der Menschen in die Geldordnung, in das Papiergeldsystem ab. Wer erwartet, dass die Inflation langfristig an der Kaufkraft seines Ersparten frisst, dass - im Extremfall - ganze Währungen untergehen, der verliert das Vertrauen und greift zum Gold als Wertspeicher und ultimativem Zahlungsmittel.

So wie in den Jahren 2007 bis 2011 geschehen, als das globale Finanzsystem zu kollabieren drohte, und die Eurozone ihre erste große Zerreißprobe überstehen musste. Damals kletterte der Goldpreis auf mehr als 1900 US-Dollar je Feinunze - ein neues Allzeithoch. Doch seither ist der Preis deutlich gesunken, mittlerweile auf weniger als 1100 Dollar. Manch Bankanalyst sieht bereits die 1000-Dollar-Marke fallen. Was ist seit dem Rekordstand passiert?

Die Sorgen vieler Investoren um den Zustand des Weltfinanzsystems sind der Überzeugung gewichen, dass Politik und Notenbanken die Situation beruhigt und das globale Bankensystem auf ein stabileres Fundament gestellt hätten. Die Renditen von Anleihen sind drastisch gefallen, der Aktienmarkt hat kräftig zugelegt. Gute Aktien sind aber der größte Konkurrent des Goldes. Sie sind, ähnlich dem Edelmetall, Sachwerte, werfen aber, anders als Gold, zusätzlich attraktive Rendite in Form von Dividenden ab.

Ohne Frage, erstklassige Aktien sind speziell im derzeitigen Niedrigzinsumfeld unverzichtbar für den langfristigen Vermögensaufbau. Die Einschätzung, Politik und Notenbanken hätten das Finanzsystem seit dem Ausbruch der Krise vor acht Jahren sicherer gemacht, ist dagegen reichlich naiv. Denn weltweit überbieten sich die Notenbanken darin, ihre Geldmengen auszuweiten - Anleihenmärkte zu manipulieren, den Zins künstlich zu drücken, nur, um die hoch verschuldeten Industriestaaten vor dem finanziellen Kollaps zu bewahren und die Wirtschaft zu stimulieren.

Ein gewaltiges Experiment mit ungewissem Ausgang; die Geschichte liefert leider kein Beispiel für eine derart aggressive Notenbankpolitik. Misslingt das Experiment, wird das Vertrauen der Menschen in das Papiergeldsystem schwinden. Gold sollte deshalb Bestandteil eines jeden breit aufgestellten Depots sein - die Währung der letzten Instanz und Versicherung gegen Extremfälle.

Anleger, die nichts mit Gold anfangen können, etwa weil sie fürchten, der Besitz des Edelmetalls könnte irgendwann verboten werden, sollten langfristig einen größeren Teil ihres Ersparten in andere Sachwerte investieren - in die zuvor genannten Qualitätsaktien etwa oder in eine selbst genutzte Immobilie.

Misslingt das Notenbank-Experiment, sind gute Sachwerte allemal besser als Papiergeld, dem niemand mehr vertraut.

DER AUTOR IST GRÜNDER UND VORSTAND DER VERMÖGENSVERWALTUNG FLOSSBACH VON STORCH AG IN KÖLN.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort