Frankfurt Goldpreis sinkt auf Vier-Jahrestief

Frankfurt · Experten fürchten wegen des starken Dollars weitere Rückschläge. Langfristig sei der aktuelle Kurs aber attraktiv.

Gold zieht seit jeher Menschen magisch an. Der Glanz hat allerdings in den vergangen Jahren etwas nachgelassen. Der Preis für eine Feinunze - also 31,1 Gramm des Edelmetals - liegt aktuell bei rund 1170 US-Dollar. Damit ist Gold derzeit so niedrig bewertet wie schon seit mehr als vier Jahren nicht mehr. Der Grund für den zuletzt eingesetzten Kursverfall ist im wiedererstarkten US-Dollar zu finden. Vereinfacht gilt: Fällt der Dollar, steigt Gold - steigt der Dollar, sinkt Gold. Denn für Anleger außerhalb der Vereinigten Staaten wird Gold dadurch teurer, verliert also an Attraktivität. "Allerdings hat das seine Grenzen. Fällt der Dollar sehr stark, ist das auch für deutsche Goldbesitzer nicht gut", sagt Eugen Keller vom Bankhaus Metzler. Denn mit dem Kauf von Gold investiert man auch in den Dollar, da das Edelmetall in Dollar gehandelt wird.

"Wir rechnen in nächster Zeit eher mit einem Rückgang des Goldkurses als mit einem Anstieg. Weiterhin sehen wir Abflüsse aus Goldfonds", erklärt Carsten Fritsch von der Commerzbank. Die Europäische Zentralbank (EZB) plane ein Anleihekaufprogramm nach amerikanischem Vorbild. Das wiederum würde das Zinsniveau drücken und die Attraktivität von Gold erhöhen- theoretisch. Der Blick nach Amerika sei aber entscheidender. "Unserer Meinung nach müsste die US-Notenbank wegen des stabilen Arbeitsmarktes noch vor der britischen aktiv werden und den Leitzins erhöhen. Das müsste 2015 soweit sein. Die Fed beeinflusst den Goldpreis sehr stark, da Gold in Dollar gehandelt wird", sagt Keller. Verzinsliche Anlagen würden damit gestärkt - zum Leidwesen von Gold.

" Dennoch wird Gold auf diesem Niveau allmählich wieder attraktiv. Einstiegskurse unter 1100 Dollar sind langfristig sicher nicht schlecht", sagt Eugen Keller. "Das Zinsniveau für Alternativanlagen ist weiterhin niedrig, selbst wenn die US-Notenbank an der Zinsschraube dreht. Solange die Geldmenge wächst, und das tut sie derzeit, hat Gold immer eine Daseinsberechtigung." Zwar fürchtet auch die Commerzbank kurzfristig weitere Rückschläge beim Goldpreis. Aber die Großbank wie auch die Experten des Bankhauses Metzler gehen davon aus, dass Anleger die gröbsten Kursstürze bereits gesehen haben.

Hoffnung kommt nach Ansicht des Gold-Experten der Commerzbank Carsten Fritsch aus der Schweiz. Bei den Eidgenossen steht am 30. November eine Volksabstimmung an, die sogar das Potenzial habe, den Goldpreis nach oben zu bewegen. Die Bevölkerung des Alpenstaates ist aufgerufen, darüber abzustimmen, ob die Notenbank mindestens 20 Prozent ihrer Währungsreserven in Gold halten muss. Die Schweiz müsste dann massiv Gold ankaufen. Fritsch rechnet mit einer Größenordnung von 1750 Tonnen. Das wiederum könnte dem Goldpreis Auftrieb verleihen. Allerdings sei es nicht allzu wahrscheinlich, dass die Schweizer auch so abstimmen.

(RP)
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