Athen Griechen räumen aus Angst vor Grexit ihre Konten leer

Athen · Berlin rechnet weiter mit einer Beteiligung des IWF. Am Mittwoch trifft Kanzlerin Merkel die IWF-Chefin Lagarde.

Die griechischen Bürger haben seit Jahresbeginn mehr als 2,7 Milliarden Euro von ihren Bankkonten abgehoben. Ursache: Neue Diskussionen im In- und Ausland über einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone. Die Bankeinlagen der Griechen sind seit Ende Dezember auf 129,1 Milliarden Euro gefallen. Viele Menschen halten ihr Erspartes in Truhen, Safes und unter Matratzen versteckt. Dies verlautet aus dem Umfeld des Verbandes der griechischen Banken.

Griechenland kämpft seit Jahren gegen hohe Schulden. Im Sommer stehen erneut Rückzahlungen in Milliardenhöhe an. Ohne finanzielle Unterstützung droht dem Land die Zahlungsunfähigkeit. Die Bundesregierung rechnet weiter mit einer Beteiligung des Internationalen Währungsfonds (IWF) an der Rettung. Vor einem Treffen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit IWF-Chefin Christine Lagarde am Mittwoch in Berlin sagte eine Sprecherin des Finanzministeriums, dass es weiter Ziel sei, dass der IWF mit Expertise als auch Finanzmitteln an Bord bleibe. Nach Darstellung einer Regierungssprecherin geht es bei dem Treffen Merkels mit Lagarde um einen "allgemeinen Austausch".

Laut der Tageszeitung "Die Welt" soll Lagarde in einem Telefonat mit Merkel vor einigen Tagen der Kanzlerin Unterstützung zugesagt haben. Der Fonds werde sich auch am dritten Hilfsprogramm beteiligen, schreibt das Blatt unter Berufung auf Regierungskreise. Einem Bericht des "Spiegel" zufolge wird sich der IWF aber voraussichtlich nur mit bis zu fünf Milliarden Euro am dritten Rettungspaket beteiligen. Ursprünglich war von 16 Milliarden Euro die Rede gewesen. Vorige Woche schwenkte der IWF nach langem Streit auf die Linie der Europäer ein, von den Griechen als Gegenleistung für frisches Geld Primärüberschüsse von 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu verlangen. Der Primärüberschuss beschreibt das Etatplus, bevor die Schulden bedient werden.

Lange hatte der IWF seine Beteiligung am 86-Milliarden-Programm verweigert, weil er ein Plus von allenfalls 1,5 Prozent für realistisch hielt. Um die Überschüsse zu erzielen, muss Griechenland zusätzlich im Rentensystem sparen und den Arbeitsmarkt flexibilisieren. Die Geldgeber hoffen, dass die anstehenden Wahlen in den Niederlanden und Frankreich Athen zur schnellen Einwilligung bewegen, weil je nach Wahlausgang die Fortsetzung des Programms schwieriger werden könnte.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort