Washington Griechenland hofft auf russische Milliarden

Washington · Athen setzt auf Vorschüsse für eine Gas-Pipeline. Obama mahnte Griechen zur Einigung mit EU.

Um die Staatspleite abzuwenden, versucht Griechenland nun, Geldquellen in China und Russland zu finden, wie griechische Zeitungen unter Berufung auf Regierungskreise berichten. Zehn Milliarden Euro sollen demnach aus China kommen. Peking könnte das Geld als Vorauszahlung für die Nutzung des Hafens von Piräus und einen Einstieg bei der griechischen Eisenbahn leisten. Drei bis fünf Milliarden Euro könnten aus Russland kommen - als Vorschuss für Transitgebühren für die geplante Erdgas-Pipeline Turkish Stream, die russisches Gas über die Türkei und Griechenland nach Europa bringen soll.

Der Sprecher des russischen Präsidialamtes betonte zwar, dass es hierzu kein Abkommen gebe: "Russland hat keine finanzielle Hilfen zugesagt, weil niemand darum gebeten hat." Laut "Spiegel online" soll ein solches Abkommen jedoch morgen unterzeichnet werden.

"Ich freue mich für Griechenland, wenn es so ist. Hoffentlich ist es so", kommentierte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble die Nachricht über das angebliche Gasabkommen. "Alles, was Griechenland hilft, ist gut." Jedoch glaube er nicht, dass das Abkommen die Probleme Griechenlands bei der Erfüllung der Reform-Auflagen lösen würde. "Da muss Griechenland Gespräche mit den drei Institutionen führen."

Griechenland hat in Washington auf der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) jedes andere Thema in den Schatten gestellt. Dafür sorgte auch der jüngste Auftritt des griechischen Finanzministers Giannis Varoufakis. Sogar US-Präsident Barack Obama, der Varoufakis ein Elf-Minuten-Gespräch gewährte, forderte ihn auf, endlich zur Vernunft zu kommen und Reformen einzuleiten, um die Unterstützung der Euro-Länder zu erhalten. Auch IWF-Chefin Christine Lagarde stellte sich hinter die Euro-Gruppe. Einen Zahlungsaufschub für Athen vom Währungsfonds werde es nicht geben, sagte sie. Das sei für ein entwickeltes Land wie Griechenland "unpassend".

Die Ungewissheit schiebt Spekulationen über einen "Plan B" der Euro-Länder an. Diese haben offensichtlich mehr Substanz als bislang erwartet, wie in Washington zu erfahren war. "Plan B" beschäftigt sich damit, wie Griechenland auch nach einer Staatspleite noch im Euro gehalten werden kann. Einige Tage sei dies per Kapitalverkehrskontrollen und Banken-Schließungen möglich. Dann müsse Athen sich mit der EU einigen.

(mar)
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