Athen kehrt an den Kapitalmarkt zurück Griechenland kündigt Ausgabe von Staatsanleihen an

Athen · Vier Jahre nach dem ersten Hilferuf an die Europartner kehrt Griechenland schneller als erwartet wieder an den Kapitalmarkt zurück.

Griechenland kündigt Ausgabe von Staatsanleihen an
Foto: dpa, Boris Roessler

Das Athener Finanzministerium teilte am Mittwoch mit, dass internationale Banken beauftragt worden seien, die Ausgabe einer Staatsanleihe mit fünfjähriger Laufzeit vorzubereiten, nannte aber zunächst keine Summe. Die Emission stehe unmittelbar bevor. Es ist der erste Verkauf einer länger laufenden Staatsanleihe, seitdem das Land 2010 mit milliardenschweren Krediten vor der Pleite bewahrt wurde. Nun will das krisengeschüttelte Euroland schrittweise finanziell wieder auf eigene Beine kommen.

Aus Finanzkreisen verlautete, Athen strebe ein Volumen von 2,5 Milliarden Euro an. Die Zeichnung der mit Spannung erwarteten Anleihe solle ab Donnerstag erfolgen. Am Freitag besucht Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die griechische Hauptstadt. Griechenland hat seit 1. Januar die EU-Ratspräsidentschaft inne.

Griechenland profitiert von der Beruhigung der Euro-Schuldenkrise an den Finanzmärkten. Die Regierung unter Antonis Samaras will mit diesem Schritt noch vor den Europawahlen Erfolge des weiter hoch verschuldeten Eurolandes präsentieren. Investoren auf dem freien Kapitalmarkt reißen sich derzeit um bereits vor Jahren ausgegebene griechische Staatsanleihen.

Am Mittwoch fiel der Zinssatz für richtungsweisende Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren erstmals seit Anfang 2010 wieder unter die Marke von sechs Prozent. Die Rendite sank um 0,24 Prozentpunkte auf 5,8 Prozent, was die hohe Nachfrage widerspiegelt.

Vor mehr als vier Jahren war Athen immer tiefer in die Schuldenkrise gerutscht, die Finanzmärkte verloren das Vertrauen, die Zinsen für die Schuldenaufnahme stiegen zeitweise auf mehr als 30 Prozent und waren damit für das Land nicht mehr zu stemmen. Fieberhafte Rettungsbemühungen folgten, um ein Ausscheiden aus der Eurozone, das zwischenzeitlich für möglich gehalten wurde, zu verhindern.

Griechenland wird seit dem Jahr 2010 mit Hilfskrediten der Europartner und des Internationalen Währungsfonds (IWF) gestützt. Die Hilfspakete summieren sich auf 240 Milliarden Euro. Erst 2011 einigten sich die Euroländer mit den Banken auf einen drastischen Schuldenschnitt in Athen. Die privaten Gläubiger mussten 2012 auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichten. Die Schuldenlast wurde um rund 100 Milliarden Euro gedrückt. In diesem Jahr läuft das zweite Rettungspaket aus.

Griechenland musste im Gegenzug zu den internationalen Hilfen harte Spar- und Reformauflagen akzeptieren. Die Massenproteste erschütterten das Land, die damalige Regierung überlebte diesen Kraftakt nicht. Samaras, der Mitte 2012 antrat, musste weitere Sparpakete im eigenen Land durchsetzen. Die Troika-Kontrolleure von EU, Europäischer Zentralbank und IWF kritisierten wiederholt die Verschleppung von Reformen und zögerten Hilfszahlungen hinaus.

Doch die Regierung reklamiert Sparfortschritte für sich, ein Haushaltsüberschuss ohne Berücksichtung der Schuldzinsen sei geschafft. Und zuletzt gab es auch an der Konjunkturfront einen Hoffnungsschimmer: Nach Jahren der Rezession soll die Wirtschaft des Krisenlandes erstmals 2014 wieder ein schmales Wachstum von 0,6 Prozent erzielen. Dabei bleibt die Arbeitslosigkeit weiter hoch: Noch immer sind mehr als 27 Prozent ohne Job.

(dpa)
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