Kommentar zu Griechenlands Schulden Vorbei ist die Krise noch lange nicht

Brüssel · Griechenland nimmt erstmals seit knapp einem Jahrzehnt wieder mehr Geld ein, als es ausgab – wenn man die Kosten für den Schuldendienst herausrechnet. Die Regierung in Lissabon kehrt erfolgreich an den Kapitalmarkt zurück und will sich Mitte Mai vom Hilfstropf der Euro-Partner lösen – als zweiter Fast-Pleite-Staat nach Irland.

Griechenland nimmt erstmals seit knapp einem Jahrzehnt wieder mehr Geld ein, als es ausgab — wenn man die Kosten für den Schuldendienst herausrechnet. Die Regierung in Lissabon kehrt erfolgreich an den Kapitalmarkt zurück und will sich Mitte Mai vom Hilfstropf der Euro-Partner lösen — als zweiter Fast-Pleite-Staat nach Irland.

Das Spardiktat der Euro-Retter scheint zu wirken. Europa kommt langsam aus der Rezession. Vorbei ist die tiefste Krise seit Gründung der EU damit aber noch lange nicht. Insgesamt hat sich die Lage der öffentlichen Haushalte im vergangenen Jahr kaum verbessert — obwohl sich viele Staaten Europas in in der Wirtschaftskrise drastische Sparprogramme auferlegt haben. Der staatliche Schuldenberg der 18 Euro-Länder stieg sogar weiter — von 90,7 auf 92,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Zur Erinnerung: erlaubt sind nur 60 Prozent.

Das sinkende Preisniveau erschwert den Krisenländern zudem den Schuldenabbau. Weil die Wirtschaftsleistung durch die Deflation weniger wert ist, müssen die Sorgenkinder im Süden einen höheren Teil davon aufwenden, um Rechnungen bei Gläubigern zu begleichen. Dass die Anleger wieder in Krisenländern investieren, hat nicht nur mit dem Glauben an die Wirkung der Konsolidierung zu tun. Während die mickrigen Zinsen in Deutschland von der Inflation nahezu komplett aufgefressen werden, sorgt der Preisverfall in Griechenland, Portugal und Co. für den umgekehrten Effekt. Durch die negative Teuerungsrate übersteigt die tatsächliche Rendite den Nominalzins. Das lockt.

Zudem hat die EZB ja im Sommer 2012 versprochen, den Euro um jeden Preis zu retten und notfalls unbegrenzt Staatsanleihen von Krisenländern aufzukaufen. Eine Versicherung, die das Risiko für Anleger wieder kalkulierbar macht. Das alles gehört zur Wahrheit dazu. Und damit sieht die Erfolgsgeschichte nicht mehr ganz so rosig aus.

(RP)
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