Athen Griechische Banken öffnen ein bisschen

Athen · Zwar nehmen die Institute nach einer dreiwöchigen Pause die Arbeit wieder auf. Beschränkungen bleiben jedoch in Kraft: Jeder Grieche darf nur 60 Euro pro Tag abheben, Auslandsüberweisungen müssen genehmigt werden.

Ein paar Dutzend Menschen stehen vor der Hauptfiliale der NBG-Bank im Zentrum Athens. Die meisten der geduldig Wartenden sind Rentner. Nummern werden ausgegeben, und um Punkt acht Uhr öffnen sich die Pforten der Bank. Drei Wochen lang waren alle Geldinstitute des Landes geschlossen. Griechenland stand vor der Pleite, nachdem die Regierung die Verhandlungen mit den Gläubigern über die Schulden Athens abgebrochen hatte. An den Geldautomaten konnten die Griechen nur 60 Euro am Tag abheben. Alle von den Banken abgewickelten finanziellen Transaktionen kamen zum Erliegen.

"Wir haben zwei Wochen lang nichts verkauft", sagt der Unternehmer Manolis Vouvakis, der an diesem Morgen zur NBG-Hauptfiliale geeilt ist. "Ich habe nach unseren Konten gesehen und will nun erreichen, dass wir die Schulden bei unseren Lieferanten begleichen können." Vouvakis' Handelsfirma importiert Feuerzeuge und Kugelschreiber etwa aus China und Deutschland, um sie an Souvenirläden in den Urlaubsorten zu verkaufen. Der Geschäftsmann hat vor allem ein Problem mit den geplanten Auslandsüberweisungen. Denn viele von der Regierung verhängten Beschränkungen bleiben weiterhin in Kraft. Überweisungen ins Ausland sind nur mit einer speziellen Genehmigung des Finanzministeriums gestattet. So soll verhindert werden, dass die Griechen ihr Geld außer Landes schaffen. Pro Tag dürfen die Bankkunden zudem auch weiterhin höchstens 60 Euro abheben - einzige Erleichterung: Sie können sich jetzt am Ende einer Woche 420 Euro auszahlen lassen, um nicht jeden Tag anstehen zu müssen.

Die vier systemrelevanten Banken sind weiterhin mit einer Reihe existenzbedrohender Probleme konfrontiert. Das akuteste ist der Mangel an Liquidität. Aus Angst vor einer Finanzkrise und der Rückkehr zur Drachme brachten die Menschen reihenweise ihre Guthaben in Sicherheit. Die Einlagen der Banken schmolzen von 164,3 Milliarden Euro im November 2014 auf inzwischen weniger als 120 Milliarden Euro. Allein im Juni flossen 8,1 Milliarden ab. Die Banken hängen nun am Tropf der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie gewährte über die griechische Notenbank den Athener Geldinstituten Notkredite von 89,5 Milliarden Euro. Ein Problem für die Banken ist allerdings, dass sie für die Ela-Kredite (Emergency Liquidity Assistance - also: Notfall-Liquiditätshilfe) der EZB wesentlich höhere Zinsen zahlen müssen als für normale Liquidität.

Der Präsident des griechischen Bankenverbandes, Luka Katseli, appellierte jetzt an die Kunden, die in den Vormonaten abgezogenen und vielfach in den Wohnungen versteckten Gelder wieder zu den Banken zu bringen. Dass sich die Liquiditätslage der Institute jetzt wesentlich entspannt, ist aber kaum zu erwarten. Dazu sitzen das Misstrauen der Menschen gegenüber der Politik und die Angst vor einem Crash zu tief.

Die Regierung versucht derzeit, jegliche Sorge zu zerstreuen: Nach Informationen aus dem Bundesfinanzministerium in Berlin nahm Athen die Zahlung von insgesamt 6,25 Milliarden Euro an die EZB und den Internationalen Währungsfonds (IWF) vor. 4,2 Milliarden Euro würden termingerecht an die EZB gezahlt, hieß es gestern. Hinzu kämen 2,05 Milliarden Euro an den IWF, die seit 30. Juni überfällig seien. Außerdem zahle die Regierung einen 500 Millionen-Euro-Kredit an die Notenbank des Landes zurück.

Unterdessen hat der Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman seine Einschätzungen zur Regierung von Alexis Tsipras revidiert. In einem Interview mit CNN sagte der Ökonom, "es könnte sein, dass ich die Kompetenz der griechischen Regierung überschätzt habe". Krugman, der die von den Institutionen geforderten Spar- und Reformauflagen für Athen stets abgelehnt hatte, bezog sich auf die zurückliegenden Verhandlungen in Brüssel: "Man könnte meinen, dass die Regierung einen Plan für den Fall hatte, dass sie kein neues Geld bekommen hätten." Tatsächlich habe Athen wohl angenommen, man könne einfach mehr Geld verlangen, ohne einen Notfallplan in der Tasche zu haben. "Das ist schockierend", so Krugman. Der Ökonom hält einen Euro-Austritt der Griechen weiter für wahrscheinlich, sollten dem Land nicht seine Schulden erlassen werden.

(maxi)
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