Städte-Vergleich in der Region Große Unterschiede bei Kita-Gebühren

Düsseldorf · Die Gebühren für einen Betreuungsplatz liegen beim Städte-Vergleich weit auseinander. Während in Düsseldorf Kinder teils kostenfrei betreut werden, zahlen Gutverdiener andernorts hunderte Euro. Richtig teuer wird die U3-Betreuung.

Wer sein Kind in Düsseldorf in einer Kindertagesstätte unterbringen kann, der hat gegenüber vielen anderen Eltern in der Region einen großen Vorteil: Die Betreuung von über Dreijährigen ist in Düsseldorf gratis — egal, wie viel die Eltern verdienen oder wie viele Kinder sie in die Betreuungseinrichtung schicken. Anders sieht es in vielen anderen Kommunen in NRW aus. Die Unterschiede in der Region sind so groß, dass die Kita-Gebühr zum Wirtschaftsfaktor wird, sagt Franz Roggemann, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) NRW.

Denn wer für einen Job mit seinem Kind unter drei Jahren nach Remscheid zieht, zahlt bei einem Brutto-Jahreseinkommen von 100.000 Euro monatlich 350 Euro für einen Kitaplatz (bei 45 Stunden Betreuung in der Woche). In Moers werden dafür 517 Euro monatlich fällig. Auf das Jahr gerechnet ergibt sich somit eine Differenz von 2424 Euro. Hinzu kommen die Kosten für die Verpflegung. Somit liegt der finanzielle Unterschied bei den Kita-Gebühren zum Teil im fünfstelligen Bereich.

Erhebliche Einschränkungen

Auffällig dabei: Je klammer eine Kommune ist, desto höher sind die Gebühren. Grundsätzlich könne jede Kommune im Rahmen der in NRW geltenden Gesetze selbst über die Höhe der Gebühren entscheiden, doch da gebe es ein Problem, erklärt Harald Schledorn, Gebühren- und Beitragsreferent des Bundes der Steuerzahler. "Ich schätze, dass auch andere Kommunen es gerne wie Düsseldorf machen würden und die Betreuung kostenfrei anbieten würden. Doch den Kommunen mit defizitärer Haushaltslage sind die Hände gebunden", erklärt der Experte. Durch die staatlichen Aufsichtsbehörden wie die Bezirksregierung gebe es für sie erhebliche Einschränkungen. "Die Städte müssen Kitas vorrangig durch Gebühren finanzieren statt — wie in Düsseldorf möglich — durch allgemeinde Deckungsmittel wie Steuern oder Kredite", sagt Schledorn.

Wie unterschiedlich die Belastung ist, zeigt auch der Vergleich Düsseldorf und Moers: Eltern mit einem Jahreseinkommen von 100.000 Euro zahlen für ein dreijähriges Kind in Düsseldorf nichts, in Moers werden 407 Euro monatlich fällig — aufs Jahr gerechnet ein Unterschied von 4884 Euro. Für ein zweijähriges Kind wird auch in Düsseldorf eine Gebühr fällig — und zwar von 425 Euro (bei 100.000 Euro Jahreseinkommen), in Moers sind es 517 Euro. Das bedeutet eine Differenz von 1104 Euro im Jahr.

Unterschiede gibt es auch bei Geschwisterkindern. In vielen NRW-Kommunen entfällt der Beitrag für weitere Kinder. In Duisburg hingegen zahlen Eltern immerhin noch 25 Prozent für die Geschwister. Bei einem Jahreseinkommen von über 75.000 Euro sind das für das über zweijährige Kind (Ü2, Duisburg staffelt so) 315 Euro im Monat und 78,75 Euro für jedes weitere Ü2-Kind. Sind jedoch mehrere Kinder jünger als zwei Jahre, werden für das erste 630 Euro fällig, für jedes weitere 157,50 Euro. Bei zwei Kindern unter zwei Jahren wird so ein Betrag von 9450 Euro jährlich fällig (bei 45 Stunden in der Woche).

5000-Euro-Schritte in Ratingen

Unterschiedlich ist auch die soziale Staffelung, für die es keine Vorhaben gibt, sagt Schledorn. Ratingen stuft Eltern beim Jahreseinkommen in 5000-Euro-Schritten ein — diese rutschen ab 5000 Euro Jahreseinkommen mehr in die nächst höhere Beitragsstufe. Viersen staffelt in 13.000-Euro-Schritten. So zahlen Eltern mit 29.100 Euro und mit 42.000 Euro Jahreseinkommen den gleichen Betrag.

IHK-Experte Franz Roggemann glaubt, Kita-Gebühren könnten zum Standort-Faktor werden. Auch beim Thema Frauenförderung spielt das Thema eine Rolle, sagt er. "Es ist wichtig, dass Familie und Beruf miteinander vereinbar sind. Dazu muss die Kinderbetreuung bezahlbar sein." Immer wieder überlegen Unternehmen, eine Betriebs-Kita zu eröffnen. "Doch das ist vielen Betrieben mit zu viel Bürokratie verbunden", sagt Roggemann.

(RP)
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